USA-West 2014

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

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Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!

Gabi & Jürgen on Tour ...

Arizona

Sunny California - Begegnungen der netten Art

BAE1374 (20140918)
Jürgen mit Chris & Melanie im Los Arboles restaurant, Palm Springs, CA


Puh, so eine ganze Nacht mit Klimaanlage steckt einem morgens ganz schön in den Knochen. Ohne ging aber gar nichts. Früh wach, Mails checken, einige beantworten, Skypen, Kaffee trinken, packen und schon um 07:30 Uhr sind wir auf dem Weg. Zuerst steht aber ein Einkauf bei Safeways und tanken auf dem Programm, dann geht es richtig los.

Am See entlang nach Süden, nach ca. 60 km am
Parkerdam rechts ab auf die #62 und schon sind wir in Kalifornien. Die Hitze ist ähnlich wie gestern Abend - Wüste pur. An unzähligen Golfplätzen sind wir bereits vorbei gekommen. Hier boomt das Geschäft mit dem Nobeltourismus: Wassersport und Golf!

Einmal auf der #62 umgibt uns aber pure Wüste. Kurzer Anruf bei Willi & Andrea, zwei sehr lieben Kollegen, die auch im Südwesten unterwegs sind und uns heute hier entgegen kommen müssten. 30 Minuten später auf der recht einsamen #62: Lichthupe - da sind sie. Wir öffnen unsere Icebox, im Angebot sind eisgekühlte Pepsi, Wasser, Budweiser und Weißwein. Andrea und ich nehmen ein Bier, Willi und Gabi eine Pepsi, weil sie fahren müssen. Kreisverwaltungstreff mitten in der Mojave-Wüste - es gibt Sachen, die gibt es nicht! Wir quatschen eine Runde am Straßenrand (es gibt wirklich weit und breit nicht, aber auch gar nichts, wo man gemütlich sitzen könnte), dann geht es für uns weiter - nicht ohne einige Erinnerungsfotos geschossen zu haben.

Um 11:30 Uhr sind wir im
Joshua-Tree NP, den wir schon 2012 echt intensiv erkundet hatten. Es ist dermaßen heiß, dass wir uns tatsächlich beschränken müssen. Wir strolchen etwas herum am Live Oak, Skull Rock und den Jumbo Rocks und essen unsere mitgebrachten Sandwiches (Eiersalat und Thunfisch) am Split Rock. Unmengen Wasser trinken wir sowieso. Es macht Spaß, zwischen den Felsen herumzuklettern, aber irgendwann geht nichts mehr. Mehr Hitze geht nicht.

Also fahren wir die über 60 km durch den Park Richtung Süden, stoppen noch am Cholla Cactus Garden und einigen schönen Punkten und erreichen die Interstate 10, die uns flugs nach Palm Springs bringen könnte. Wie so oft ist „flugs“ nicht unser Ziel und so fahren wir bei Indio wieder ab und suchen den Weg über die „Landstraße“. Namen wie „
Indian Wells“, „Palm Desert“ (hier irgendwo wohnt „Onkel Jupp“ Litjens) und „Rancho Mirage“ dürfen ja nicht fehlen auf der Reiseliste. Auffällig ist hier überall: sattestes Grün, tausende Palmen, noble Wohngegenden (meist ganze Blocks in einem Stil mit großer Mauer drum und Eingangstor). Gabi meint, dass es hier nur 2 Sorten Leute gibt: sehr Reiche Menschen und Gärtner!

Wir saugen die Eindrücke in uns auf - fotografieren geht bei dem Verkehr nicht. Siebenspurige (später nur noch 5) Durchgangsstraße durch die sich übergangslos aneinander reihenden Orte - da kommen dir erlaubten 50 mph (80 km/h) ganz schön fix vor und du musst hellwach sein. Viele Ampeln, gut fließender Verkehr - da musst du „mitschwimmen“ und auch immer wieder rechts (!) mit 80 Sachen an links stehenden Autos vorbeifliegen, wenn die rote Ampel gerade umspringt und du von hinten rechts kommst. Ich muss sagen, dass das alles sehr entspannt vonstatten ging, wenn man da aber kalte Füße bekommt: Gute Nacht!

Unser Hotel in
Palm Springs ist von der mexikanischen Art und schnuckelig wie eine Hazienda gebaut. Wir haben ein nettes Zimmer mit riesigem Bad und gerade mal 5 Schritte bis zum Pool. Da landen wir auch als allererstes - „Abkühlung“ war das zwar nicht zu nennen, aber gut getan hat es doch. Wir genießen das „Palm-Springs-Urlaubsfeeling“ und überlegen dann gegen 17:30 Uhr doch, noch mal um die Ecke zu spazieren. Der Weg zum Ausgang führt durch den Freihof des angeschlossenen mexikanischen Restaurants. Dort sitzt ein kanadisches Paar und schlürft Margaritas. Ob wir uns nicht dazu setzen wollen?

Die beiden heißen Melanie und Chris, wohnen an den Niagarafällen und machen hier 2 Wochen Urlaub. Was soll ich lange schreiben? Wir trinken jeder 2 Margaritas miteinander, erzählen ganz, ganz viel über uns und unsere Reise und irgendwann hole ich den Mac. Die beiden würden gerne Fotos sehen - und die bekommen sie natürlich auch. Insbesondere die Bilder aus den vergangenen Jahren (Wave, Arches NP, Hole in the Rock Road etc.) hauen die beiden echt um. Sie ordern Nachos und Salsa für uns und als sie sich um 20:00 Uhr verabschieden, fallen sie uns um den Hals wie ganz alte Freunde, Melanie kommt noch mal zurück und schenkt Gabi ein Freundschaftsbändchen. Sie empfehlen uns, zum Abendessen einfach bei der Kellnerin das zu bestellen, „was wir hatten“ - das tun wir.

Mexikanische Küche vom feinsten, reichlich und sehr lecker. Als wir bezahlen, stellen wir beschämt fest, dass die beiden sämtliche Getränke der ersten Stunden übernommen haben und sind froh, dass wir Mail-Adressen ausgetauscht haben. So können wir uns zumindest bedanken und die beiden mal nach Nieukerk einladen - eine Europareise scheint geplant …

Tja, das ist es, was wir so lieben an unseren Urlauben hier: Unverhofft kommen die schönsten Begegnungen zustande. Auch die Kellnerin schien ernsthaft traurig, dass wir morgen schon weiter müssen.

Also Fazit: Von Regen keine Spur mehr, „sunny california“ zeigt sich von seiner besten Seite, dazu tolle Begegnungen mit Willi & Andrea sowie Melanie & Chris und nun „Hausaufgaben“ in angenehmer Abendwärme am Pool bei einem Glas Weißwein. Herz - was willst du mehr? NIX!

Ab Morgen kommen 3 Nächte
San Diego und 3 Nächte LA - dann geht der Flieger in den Herbst. Bis dahin sind wir gespannt, wie uns die beiden Großstädte am Pazifik gefallen werden - das wird ganz anders als bisher, aber bestimmt auch aufregend und schön.

Wir sind immer noch eine ganze Reihe Fotos schuldig - aber die Zeit reicht nicht. Spätestens zu Hause werden die nachgeliefert!

Tagesetappe: 410 km
Übernachtung:
Los Arboles Hotel, Palm Springs, CA

Sunset Cruise in der Mojave-Wüste

BAE1195 (20140917)
Sonnenuntergang auf dem Lake Havasu


Vorplanung: Eintreffzeit im Motel gegen 17:00 Uhr, tatsächliche Ankunft: 17:05 Uhr - geht doch! So ganz „nach Plan“ verlief der Tag aber doch nicht - und das war positiv!

Kein Frühstück im Desert Quail Inn, Sedona. Dafür Kaffee aus der Maschine im Zimmer, Skype mit Eltern und zackige Abreise bei sehr bedecktem Himmel. So richtig hat sich der Abstecher nach Sedona dieses Mal nicht geloht - dafür kann der Ort aber nix. Es war ja unsere Sache, gestern so spät einzufliegen.

Auf dem Weg Richtung Norden fängt es an zu regnen - das hatten wir noch nicht. Tanken und Coffee to go in
Flagstaff fassen, dann rollen wir die Interstate 40 Richtung Westen. In Williams holt sich Gabi im Visitor Center einen Stempel in ihren „Route 66 Pass“, ich fotografiere derzeit die kleinere der beiden Grand-Canyon-Dampflokomotiven - für mich groß genug und ziemlich imposant, ich komme ihr nämlich so nahe, dass ich sie anfassen kann. Die Dame im Visitor Center prophezeit Regen für die nächsten Tage in ganz Arizona und Südkalifornien. Gott sei Dank können wir das Gegenteil behaupten. Schuld sei ein Hurricane in Mexiko, der nasse Luft nach Norden bläst.

Vor
Seligman entern wir die „Historic Route 66“ und zunächst bleibt es tatsächlich ungemütlich. Deshalb kehren wir im Roadkill Cafe ein („You kill it, we grill it“) und bestellen uns zum frühen Lunch 2 saftige Burger mit Krautsalat. Im Fernsehen gibt es 2 Themen: 1. Hat tatsächlich ein Arzt im OP ein „Selfie“ mit einem weiblichen Megastar geschossen? und 2. Hat das 10jährige Mädel die Navi-Seals im Liegestützen pumpen übertrumpft? Die Welt schein noch in den Fugen zu sein, wenn dies die Topthemen im Mittagsfernsehen sind.

Alles aufgegessen - das Wetter wird gleich besser. Wir kaufen noch ein paar Souveniers, dann geht es weiter nach
Hackberry, wo der General Store ein echtes Sammelsurium an Route 66 Erinnerungen bereit hält. Auch hier werden wir fündig und während wir einkaufen, geht der letzte heftige Regenguss runter. Klaro: Stempel in beiden Orten für Gabis Pass.

Nächste Station:
Kingman - auch hier gibt es den Stempel im Visitor Center. Das ist entspannt - immer wieder mal ein kurzer Stopp. Bis hierher kannten wir die Strecke und obwohl das Navi immerzu mahnt, auf die I-#40 zu wechseln bleiben wir beharrlich auf der „alten“ Landstraße 66. Eines der riesigen Werbeplakate am Straßenrand haut mich echt um: „What, if you die this night? Heaven or Hell? Call 885 and we’ll help you!“ - Super Werbung welcher Sekte auch immer!

Was uns dann an Strecke bis
Oatman erwartet, weicht komplett von der bisherigen Route 66 ab. Geht es zwischen Seligman und Kingman eher „geradeaus auf breiter Straße“ heißt es nun: „Serpentinen meistern auf engster und „rustikaler“ Holperstrecke. Mehr als 30-35 mph geht kaum - zulässig sind 15-20 mph. Dafür ist hier nix los. naja - fast nix denn hier schleichen überall wilde Esel herum und ehe man sich versieht, steht so ein grauer „Burro“ mitten auf der Straße - und er hebt sich gegen den grauen Asphalt so schlecht ab. Einmal hilft nur eine Vollbremsung.

Oatman selbst ist skurril hoch 10! Überall Esel! Überall? Überall? Die stecken selbst den Kopf bis in die Läden. Es entstehen ein paar nette Fotos -denke ich. Und: Stempel! Bei der Weiterfahrt huschen wir an dem Schild „Road closed - no access to I-40“ vorbei. Das lässt uns nachdenklich werden und wir kehren um. Lieber einen Umweg fahren, als in 40 km feststellen, dass es nicht weiter geht. Gut gemacht, denn so erreichen wir trotz des Umwegs
Lake Havasu City um 17:05 Uhr.

In Oatman war es schon warm, sehr warm sogar. Als wir hier aus dem klimatisierten Auto steigen, haut es uns förmlich um! Wer jemals in Ägypten aus dem Flieger stieg und vor diese heiße Wand lief, die nur trockene Wüstenluft liefern kann, weiß, was ich meine. S a g e n h a f t! Uns bricht der Schweiß gleich in Strömen aus und wir retten uns ins kühle Zimmer (die Klimaanlage läuft jetzt - 4 Stunde später - immer noch). Schnell die Fotos überspielen, verschlagworten und verorten. Nun noch kurz (!) zur London Bridge (dem Wahrzeichen des Ortes). Gabi fragt, ob der Weißwein im Eisfach bleiben kann? Länger als 30 Minuten sind wir ja nicht weg! Denkste!

Wir laufen (!!) zur Brücke, denn die ist nur 10 Minuten entfernt. Unter der Brücke will Gerade ein kleines Ausflugsboot zur „Sunset-Cruise“ ablegen. 4 amerikanische Paare und der Captain an Bord. „Would you come with us?“ ruft der Steuermann. Gabi hat den „YOLO-Blick“ und ich kaufe schnell 2 Tickets. Recht hat sie: „You only live once“ - „Du lebst nur einmal“!!

Die nächsten 90 Minuten sind so super entspannend, das sich jetzt immer noch trotz Hitze schwärmen kann. Kein Licht an Bord, der große See und ein Kapitän, der schön erklären kann und gute Musik zu spielen weiß. Wir tuckern 1,5 Stunden kreuz und quer über den See. Die Sonne geht unter - super bei dem kühlenden Fahrtwind. Die Berge der Mojave-Wüste werden lila, traumhaft und romantisch. Wir gleiten in einen Canyon - auch hierzu gibt es eine Geschichte. Es wird immer dunkler und wir sehen sogar eine Sternschnuppe. Zwischendurch sind wir auch mal in Kalifornien, denn der Ort und See liegen knapp an der Grenze.

Nebenbei erfahren wir, wie man in den USA Multimillionär wird: Visionär sein, an Dinge glauben und sie umsetzen. Der Mensch, der diese Stadt „erfunden“ hat, hat allein mit dem Landverkauf (mitten in der Wüste) innerhalb weniger Jahre 100 Millionen Dollar verdient. Dann hat er die London-Bridge, die den Engländern zu klein geworden war, gekauft, jeden Stein nummerieren lassen und Stück für Stück importiert und hier wieder aufgebaut. Kosten? Mehrere Millionen Dollar. Verlust? Nein! Er hat nämlich nur die äußere (übrigens sehr, sehr hübsche) Hülle aufbauen lassen. An der sieht man an einer Stelle noch die Einschusslöcher der deutschen Jagdflieger aus dem 2. Weltkrieg. Das ganze steinerne „Innenleben“ hat er von hiesigen Felsen genommen und die Original Innenteile (kostendeckend!!) verkauft. So geht das!

Gabi war noch kurz im Pool zur Abkühlung, wir beide brauchten die Dusche, sonst würde ich immer noch dampfen. Aber der Wein ist kalt!! Das WLAN hier ist ausgesprochen schlecht. Ob ich diesen Bericht heute hochladen kann, weiß ich nicht. Auch das Nachliefern der noch fehlenden Fotos (inzwischen fehlen 6 Tage) muss wohl noch warten. Aber das macht nichts - irgendwann klappt das. Gute Nacht!

Tagesetappe: 500 km
Übernachtung:
BridgeWater Motel, Lake Havasu City, AZ

Take it easy ...

BAE0983 (20140916)
Take it easy! - Jürgen „... standing on a corner in Winslow, Arizona“


Super österreichisches Frühstück im Globetrotter Inn: Bagels, Müslibrötchen, O-Saft, selbst gemachte Marmeladen etc. und das alles von echten Tellern und auch echten Tassen, sogar Milchkännchen und Zuckerdöschen auf dem Tisch hat es hier.

Der Plan von heute: kurze Strecke (190 km), Meteor Crater und früh in Sedona sein - dann Ausspannen und evtl. etwas im Red Rock State Park herumstöbern. Ankunft Sedona: 18:20 Uhr - was war passiert?

Nach dem Frühstück unterhalten wir uns etwas mit dem österreichischen Moteleigner und der fragt dann irgendwann, ob wir nicht noch ein paar Stunden Zeit über haben heute? Haben wir ja tatsächlich! Ob wir die
Rock Art Ranch kennen - ganz in der Nähe? Nö! Empfehlung! man müsse sich aber anmelden für eine Führung. Kostet genau einen Anruf und schon sind wir für 10:00 Uhr verabredet.

Schnell noch im Safeways nebenan einkaufen, dann rollen wir über die
McLaws Road Richtung Westen. Nach ca. 16 Meilen soll diese an einem 4-Ways-Stop unbefestigt werden - wird sie. Nun noch 6 Meilen weiter über Stock und Stein (aber gut befahrbar), dann links abbiegen, 2 weitere Meilen und schon sind wir auf der Rock Art Ranch, wo uns der 94jährige Stammeshäuptling, rüstig mit Cowboystiefeln und -hut sowie der Rancher empfangen. Außer uns ist noch ein Paar aus Arizona gekommen und schon geht es los (sorry, aber ich muss mich wirklich kurz fassen, was die folgenden 4 Stunden passiert):

Die Ranch umfasst ein Sammelsurium aller Dinge, die in den vergangenen 150 Jahren zu einem Ranchleben dazugehörten. Hinzu kommen Anasazi-Artefakte aller Art, Waffen, Autos, landwirtschaftliches Gerät etc. Die ersten gut 1,5 Stunden erzählt uns der Rancher alles, was er weiß - und das ist eine Menge. besonders beeindruckend sind seine plastischen Erläuterungen zu den Töpferarbeiten, Waren und Gebrauchsgegenständen der Anasazi, Hopi- und Navajoindianer.

Er hat die Ranch 1945 übernommen und hat auch selbst Indianerblut in den Adern. Sein nächster Nachbar wohnt 17 Meilen entfernt - und selbst das ist ihm oft zu nah. Seine Ranch ist riesig und auf seinem Land haben vor über 900 Jahren die
Anasazi gelebt, später dann die Hopi und Navajo, von denen er einige persönlich kennt. Immer wieder gibt sein Land Schätze frei, die aus vergangenen Zeiten stammen. Er hat Indianergegenstände aus allen Jahrhunderten. Archäologen campen regelmäßig wochenlang auf der Ranch - für die Öffentlichkeit ist sie aber immer noch ein Geheimtipp.

Es ist schon erstaunlich, was er uns alles zeigen und erklären kann. Nachdem wir das alles gesehen haben, schauen wir kurz bei den Kühen und seiner kleinen Büffelherde vorbei. Dabei zeigt Benny, der kleine Hund (der sich prima mit Gabi versteht), was in ihm steckt. Ich habe einige Bilder, auf denen zu sehen ist, wie er todesmutig den großen Büffel anbellt. Es gibt aber auch ein Foto, da springt Benny einen guten Satz zurück, als der Büffel die Hörner senkt und einen Schritt nach vorne macht.

Nach einigen Erläuterungen zu Ackerbau und Viehzucht (insbesondere zu den alten Maschinen) steigen wir in die Autos. Über heftige Gravelroad erreichen wir einige Meilen später den Ort, wo die „Native Americans“ bis vor einigen Jahren lebten - auf dem Ranchgelände. Dort gibt es noch Behausungen, eine Sauna (!) etc. zu sehen und natürlich sehr viel zu erklären.

Weiter geht es zu einem Slickrockgebiet. Wir andern ein wenig den Abhang hinunter -dort zeigt uns der Rancher eine in Fels gehauene Landkarte der Indianer - erstklassige Petroglyphs.

Und wieder einige Meilen weiter über Stock und Stein (nun wirklich wieder „in the middle of nowhere“) kommen wir an einen
Slotcanyon, der tausende Petroglyphs (also uralte Steinzeichnungen) beinhaltet. Er erklärt noch genau, wo wir besondere Exponate finden und verabschiedet sich - nach 3,5 Stunden Geschichtsunterricht vom Feinsten - quasi Privatunterricht aus erster Hand.

Wir klettern in den Canyon hinab und sehen uns um. Tatsächlich entdecken wir tolle Felszeichnungen (u.a. Eine Geburtsszene, eine Frau im Kleid, Tiere etc.). Aber auch der Canyon an sich ist wunderschön.

Gegen 14 Uhr krabbeln wir wieder hinaus und begeben uns zum Auto. Die beiden anderen hatten erst mal Pause gemacht und gehen nun in den Canyon. Wir fahren die Schotterpiste wie beschrieben zum Ausgangstor. Das Schloss sei offen, hat uns der Rancher gesagt, der letzte möge es schließen. Klar, was nun kommt: das Schloss war zu! Also rufe ich ihn nochmal an, er entschuldigt sich, gibt klare Anweisungen. Gabi klettert durch das Tor zum „Horseshoe“ (Hufeisen), das da einsam an einer Stange baumelt. Einen Stein anheben, etwas im Sand graben: voila - da ist der Zweitschlüssel! Nun fahren wir noch einmal rd. 25 km über unbefestigte Piste (mit ziemlichem Speed) und erreichen dann
Winslow, Arizona und damit den Anschluss an unsere geplante Route.

Winslow, Arizona! Da war doch was? „Standing on a corner in Winslow, Arizona“ ist eine ganz bekannte Zeile aus dem Hit der Eagles: „Take it easy“ - eine Hommage an die Historic Route 66. Und wo wir schon gerade mal da sind könnte ich mich doch mal an so einer Ecke fotografieren lassen und anschließend
„Take it easy“ drunter schreiben. Schönes Motiv fürs Büro, wenn man mal wieder geladen ist, oder?

Also rein in den Ort, 2 x um ein paar Ecken gefahren und: Da gibt es doch tatsächlich eine fix und fertige Motivecke zum Song. Musiker mit Gitarre, Kulisse und 2 Souveniershops inklusive. Also raus aus dem Auto und fotografieren. Super!

Jetzt aber wirklich weiter. Um 15:30 Uhr erreichen wir den
Meteor Crater. Ein Schild an der Strecke sagt: „Dein Tempolimit: 50 mph - der Meteorit hatte damals 26.000 mph drauf!“ Wir checken ein und besteigen den Kraterrand. Vor 50.000 Jahren schlug hier ein Meteorit mit 45 Metern Durchmesser und einer Explosivkraft von mehr als 200 Tonnen TNT ein. Er schlug ein Loch von 1 Meile (1.600 m) Durchmesser und 168 Metern Tiefe in die Landschaft. Das ist ein ganz schön gigantisches Loch. Man könnte auf einem Boden 20 Footballspiele gleichzeitig austragen und auf den Abhängen fänden 2 Millionen Zuschauer Platz - das verdeutlicht die Größe ganz gut, finde ich.

Im Ernst: eigentlich ist es nur ein Loch in der platten Landschaft. Allerdings hat der Einschlag den Kraterrand aufgeworfen, so dass der Krater schön modelliert ist. Es ist der weltweit am besten erhaltene und sichtbare Meteoritenkrater. Ziemlich beeindruckend. Der Film, das Museum und die Geschichten zu den hier absolvierten Astronautentrainings machen das Ganze zusätzlich interessant. Das größte Stück, das sie von dem Brocken gefunden haben, kann man hier auch anfassen - außerirdisch!

So sind wir erst gegen 18:20 Uhr in
Sedona. Hier hat es am Nachmittag geregnet - alles richtig gemacht! bei der Fahrt durch den Oak-Creek-Canyon (AZ-#89A) wundern wir uns, dass rechts und links der Straße alle Viewpoints, alle Wege in den Wald und einfach ALLES gesperrt sind. Am Motel erfahren wir, warum: Im Mai gab es einen großen Waldbrand und anschließend jede Menge Monsunregen. Nun besteht überall Gefahr für Erdrutsche und umfallende Bäume. Im Oktober soll alles wieder freigegeben werden.

Wir haben keine Lust mehr, wegzufahren. Also fahre ich schnell los, kaufe eine riesige Pizza für 2 und die essen wir genussvoll mit Wein im Zimmer. Gabi geht noch in den Pool, ich schreibe diesen Bericht und nun widme ich mich noch den Fotos. Dann ist Feierabend. Bis morgen und: „Take it easy .!“

Tagesetappe: 241 km
Übernachtung:
Desert Quail Inn, Sedona, AZ

Wagen westwärts!

BAE0691
Gabi & Jürgen „in the middle of nowhere“ ...


Das Americas Best Value Inn in Farmington ist einfach Spitzenklasse! Großes Zimmer, Zugang zu Garten und Pool, hervorragende Betten, super Frühstück und dann noch der Mexikaner auf der anderen Straßenseite (ok: die 6 Spuren zu überqueren ist ein Halbtagesausflug).

Gestärkt durch Bagel, Frühstücksburger (mit Rührei), O-Saft und Kaffee machen wir uns auf den Weg, nicht ohne unserem Nissan - der übrigens einen prima Job macht - noch etwas von dem hier günstigen Kraftstoff zu spendieren.

Am
Shiprock (einem riesigen Felsen, den wir in der Ferne gestern schon vom Mesa Verde NP aus sehen konnten, er diente den Indianern und Siedlern als wichtige Landmarke) vorbei fahren wir auf den Hwy. #491 in südliche Richtung. Hier weichen wir erstmals von der geplanten Fahrtroute ab, da uns das Navi signalisiert, dass es auch kürzer geht zum Canyon de Chelly NM. Gabi studiert die AAA-Karte und kommt zu dem Schluss, dass es noch kürzer gehen müsste, wenn wir schon bei Toadlena von der #491 abbiegen und Richtung Bergkette im Westen zu fahren, die es zu überqueren gilt. Tatsächlich ist auf der Karte ein Weg eingezeichnet, der komplett geteert sein müsste.

Stutzig hätten wir werden müssen, als die Straßenbefestigung aufhörte und es immer unwegsamer wurde. Im Ernst: eine „Straße“ in schlechterem Zustand sind wir in den ganzen 4 Jahren nicht gefahren. Und es wurde immer schlimmer. Extrem steinig, extreme Spurrillen - ans umkehren denken wir (zunächst) dennoch nicht. So quäle ich unseren treuen Nissan über die Piste und versuche zumindest die Straßenbreite so auszunutzen, dass ich immer den scheinbar gängigsten Weg wähle. Es ist mir ehrlich ein Rätsel, wie Reifen solche Strapazen aushalten, ohne einfach zu platzen.

Himmelsrichtungen spielen längst keine Rolle mehr - wir bleiben auf dem Weg, um uns nicht noch zu verfahren. So bleibt immer noch die letzte Alternative, umzukehren. Alle Pisten, die links abzweigten, scheinen noch schlechter zu sein, falls das geht. Endlich ein Auto am Horizont - es kommt uns entgegen und wir halten es lässig mit herunter gedrehter Scheibe an. Drin sitzt ein älteres Indianerpaar (oder „native Americans“, wie es offiziell heißt). „What the hell do you do here?“ ist die berechtigte Frage des Fahrers. Wir erklären es ihm und ich steige dann doch mal mit meiner Karte aus und berate mich mit seiner Begleiterin. Derweil fragt er Gabi, wer denn auf diese Idee gekommen ist, hier herumzugurken? Sie ist ehrlich mit ihrer Antwort.

Ergebnis des Palavers: Weiterfahren ist besser, als umzukehren - schlimmer wird es nicht mehr. Wir folgen den Hinweisen, schließen den Kreis, fotografieren noch ganz cool ein Longhorn-Rind, das sich ebenfalls über uns wundert und erreichen noch eine Stunde Ausflug ins Nirgendwo wieder die #491. An unzähligen Lagerfeuern wird man sich noch tagelang kopfschüttelnd die Geschichte von den beiden Bleichgesichtern erzählen, die ohne Pferd über die Berge wollten.

Wir planen jedenfalls um. Der
Canyon de Chelly wird auf ein anderes mal verschoben. Wir kaufen uns 2 Riesenbecher Diet Coke mit Eis und steuern direkt die Internate 40 an, die uns nach Holbrook bringen wird. Schließlich ist Urlaub und so haben wir mehr Zeit am Tag.

Wir kommen sehr gut voran, die Musik ist klasse. Woher das iPhone immer die richtige Musik spielt, wenn es aus über 1.000 Titeln zufällig auswählt und genau an der Richtigen Stelle „Another Day in Paradise“ oder „Take it easy“ zum Besten gibt? Ich weiß es nicht. Als wir das Staatenschild von Arizona passieren und die Musik genau in diesem Moment auf „Arizona, Arizona“ von Truck Stop wechselt, verschlägt es uns die Sprache. Hexerei!!

Am Visitor Center an der I-40 kommt Gabi ihrem Traum vom Auswandern wieder einen Schritt näher: Sie ist nun stolze Besitzerin eines „Passport Arizona“, der Platz für Stempel entlang der
historischen Route 66 hat. Den ersten hat sie nun.

Gemütlich gondeln wir durch den gesamten
Petrified Forest NP. Zuvor haben wir uns in dessen Visitor Center einen 18-minütigen Einführungsfilm angesehen, der alles wissenswerte zur Entstehung der versteinerten Bäume erklärt. Die größte Ansammlung versteinerter Bäume weltweit erwartet uns hier. Die „Painted Desert“ leuchtet in all ihrer Pracht und die ehemals hölzernen Stämme liegen zu Hauf herum. Die Lichtstimmung wird etwa dramatischer - am Horizont blitzt es und dort scheint es auch zu regnen. So steuern wir unser Motel an, das wir bei blauem Himmel erreichen.

Die
Globetrotter Lodge wird von einem österreichischen Paar sehr gut bewirtschaftet - alles ist liebevoll eingerichtet. Hier ticken die Uhren tatsächlich anders - in Arizona ist es eine Stunde früher, die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt nun -9 Stunden. Hurra - ich bin wieder eine Stunde jünger geworden!

Nach einer längeren Mittagspause und Schönheitsschlaf geht es rüber ins
Butterfield Steakhouse, wo ich meine ersten Spareribs des Urlaubs bekomme. Gabi kann sich bei den Steaks nicht entscheiden. Das Filetsteak hat „nur“ 6 oz - da nimmt sie lieber das Porterhouse-Steak (denn da hängt das Filet noch mit dran). Dieses hat 16 oz und während der Koch das Teil auf den Grill wuchtet rechnen wir das mal um: 16 oz sind 453,59 Gramm. Gabi kontert, dass wir heute vergessen haben, unser Obst zu essen und das schon passen wird. Recht hat sie: Beim Gewicht wird der Knochen mitgerechnet und den lässt sie einfach liegen.

Übrigens gibt es hier bei den Steakvarianten nicht so viele unterschiedliche Kombinationen mit Soßen etc. wie bei uns. Hier unterscheidet man eher nach der Art des Fleisches: T-Bone, New Yorker, Porterhouse, Sirloin, Ribeye etc. Die Atmosphäre im „Butterfield“ ist klasse und wir fühlen uns wie zu Hause.

Morgen geht es wieder weiter nach Westen - wir streben der Pazifikküste zu. Bald können wir die restlichen Tage zählen, doch noch ist es so weit nicht. Wir genießen unseren Urlaub weiterhin in vollen Zügen! So, Gabi hat Korrektur gelesen und ich mir derweil die Beine im Pool abgekühlt und das Ganze dann in der breiten Hängematte wieder trocknen lassen - supi! Gute Nacht!

Tagesetappe: 430 km
Übernachtung:
Globetrotter Lodge, Holbrook, AZ