USA-West 2014

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

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Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!

Gabi & Jürgen on Tour ...

Brewery

Schwarzer Canyon und blondes Bier

BAE0299
Black Canyon of the Gunnison NP


Die Frühstücksauswahl ist ganz ordentlich - so wie und das Motel insgesamt sehr gut gefällt. Und wieder kommen wir ins Gespräch. Diesmal geht es um Ahnenforschung. Eine amerikanische Familie aus Kalifornien sucht hier nach ihren Wurzeln - gar nicht so einfach, da es in den USA viel weniger Aufzeichnungen gibt als bei uns. Jedenfalls reichen die nicht so weit zurück und scheinen nicht so zuverlässig zu sein: „What the hell did they care about this in the 1880ies …?“

Gut gerüstet fahren wir kurz nach 09:00 Uhr vom Hof. Irgendwie sind wir dieses Jahr immer eine Stunde später „on the road“ als sonst. Naja - es ist ja Urlaub! Das Navi zeigt an: 205 km - Zielankunft. Praktisch: bis Durango bräuchten wir nicht einmal abzubiegen.

Das tun wir aber doch - nur weiß dass das Navi nicht und ich wundere mich jedes Mal über die Geduld dieser App. Eigentlich erwarte ich, dass irgendwann mal jemand aus dem iPhone steigt und schnauzt: „Fahr so, wie ich es dir sage oder schalte mich ab; aber bitte veräppel mich nicht andauernd …“.

Wir biegen bei
Montrose Richtung Osten ab, denn der „Black Canyon of the Gunnison NP“ steht als erstes auf dem Programm. Ich will es kurz machen: Wir verbringen den ganzen Vormittag hier, denn wir sind total angetan von diesem Naturwunder. Wir fahren einzelne Viewpoints ab und steuern auch das Visitor Center an. Einen großen Anteil an unserer Begeisterung hat Ranger „Zack“, den wir am Chasm Viewpoint treffen. Er startet hier nämlich um 11:00 Uhr., also in 5 Minuten, einen „Ranger Talk - Geology“. Der sollte nur 15 Minuten dauern - es werden aber 30 daraus. Mit uns ist nur noch ein alters Ehepaar aus Boston interessiert und so geht es sehr familiär zu. Zack erklärt alles über die Entstehung des gigantischen Canyons, der - wie der Name schon sagt - ziemlich „schwarz“ daher kommt und an manchen Stellen unglaublich eng ist.

Der Canyon ist über 600 m (2.000 ft) tief und an engen Stellen nur knapp 400 m breit (oben!). Das Empire State Building würde hier 2x aufeinander gestapelt hineinpassen. Er erläutert alles zur Geologie der Entstehung und auch zur Zukunft des Canyons. Alles ist super gut verständlich. nach der Eiszeit haben Wetterumstände und Erosion dazu beigetragen, dass der Gunnison River diesen Canyon in den Fels schneiden konnte. Dabei ist das Gestein hier viel härter als z.B. am Grand Canyon. Optimistische Berechnungen gehen davon aus, dass der Fluss jährlich soviel Gestein abschleifen konnte wie ein Menschenhaar dick ist. Und das ging nur, weil der Fluss damals reißend war. Heute plätschert er im Vergleich dazu nur so vor sich hin. Grund: der in den 50er Jahren gebaute Staudamm. Aber Zack erklärt uns, dass wir uns um die Zukunft des Canyons keine Sorgen machen müssen. Derzeit sammeln sich Gesteinsbrocken im Flussbett an, so dass der Canyon im Moment eher „flacher“ wird. das Wasser hat nicht die Kraft, das Gestein zu beseitigen. Aber von Menschenhand gebaute Dämme seien nur in „Menschenzeitrechungen“ gebaut. In Geologischer Zeitrechnung die über Jahrtausende denkt, sei das nur eine kleine Unterbrechung des Laufs der Dinge. Der Stausee werde eines Tages versanden (wegen der zurückgehaltenen Sedimente) und dann werde er überflutet und die Natur nehme sich das zurück, was wir ihr genommen haben. Gut so!

Nach kurzer Überlegung fahren wir noch zum Fluss hinunter. 16% Gefälle - und auf dem Rückweg entsprechende Steigung. Da kommt die „L-Stellung“ des Automatikgetriebes mal zur Wirkung.

Der Weg nach
Durango ist uns bekannt. Es sind ja nur 200 km. Wir fahren über mehrere Pässe von gut 3.000 m und machen Zwischenstopp in den ehemaligen Minenstädtchen „Ouray“ und „Silverton“. dabei fahren wir über den „Million-Dollar-Highway“ - so benannt nach der Goldrushzeit, als hier die Straße förmlich mit Gold gepflastert war. In Ouray kehren wir im ortseigenen Brauhaus ein und ich gönne mir ein blondes „Camp Bird Blond“ während Gabi einen Kaffee in der Schaukel an der Bar nimmt. Sehr gut!

Das Motel in Durango ist auch gut. Hier fährt direkt vor der Haustür der kostenlose „
Trolley Shuttle“ ab, der uns bis Downtown fährt. Das kennen wir schon, aber zum Bahnhof der altehrwürdigen Durango-Silverton Railroad, die auch heute noch täglich diese Strecke dampft, wollen wir doch noch. Schaffen wir auch. Nur: der letzte Trolley zurück fährt heute schon um 19:00 Uhr - und so haben wir nur 40 Minuten Zeit. Reicht für die Besichtigung aus - aber nicht zum Essen. Taxen haben wir hier noch nie gesehen und wir wollen nicht riskieren, die 6 km zum Motel mit vollem Bauch laufen zu müssen. Also: rein in den Trolley und zurück zum Motel. Bevor die Haltestelle kommt, entdeckt Gabi die „Durango Brewery“ - also das Brauhaus Durangos.

Es sind nur wenige Meter bis dort zu laufen, also setzen wir uns wieder an die Theke und ich probiere 2 Pints „Colorfest Draft“ und „Durango Golden Ale Draft“. Dazu gibt es Brauhausburger mit Salat und hausgemachten Fritten. Klasse! Der Hammer ist wieder einmal die Begegnung mit den Nachbarn. Ein Paar spricht uns an und schon sind wir in bester Unterhaltung. Er ist Farmer an der grenze zu Utah und wundert sich, dass wir seine gesamte Nachbarschaft (Valley of the Gods, Bisti Badlands, Muley Point Overlook, Moki Dugway, Blanding, Arches NP, Canyonlands NP etc.) besser kennen als er. Er baut die verschiedensten Getreide an und bedienst sich dieser Kreistechnik, die wir vom Flieger immer beobachten. Ich sage ihm, dass wir immer dachten, dass Aliens solche Kreise machen . und nun müssen wir erfahren, dass ER dieses Alien ist. Da ist das Eis gebrochen.400 Meter Radius haben die Bewässerungsanlagen und auch das Düngen und Mähen geht automatisch „im Kreis“. Er zeigt mir, wie er seine 7 Flächen (zu je 500.000 qm) mit dem iPhone steuert. Einfach die App aufrufen, und schon kann hier von der Theke aus fernsteuern, wie viel Wasser gegeben wird. Diese Bauern …

Anschließend wollen die beiden alles von unserer Reisen wissen und fast (aber nur fast!) werden unsere Burger kalt. Jenny nimmt jedenfalls dankbar unsere Webadresse mit und will unbedingt Fotos von unseren USA-Abenteuern sehen. Als die zwei weg sind und wir unsere erstklassigen Burger auf haben, fragt der nächste Gast, was wir hier so machen …. Super, wir lieben diese ungezwungenen Unterhaltungen.

Nun werden noch die Fotos fertig gemacht und dann gibts noch Chips zum Wein - es ist Samstag und Gladbach hat Schalke 4:1 geschlagen! Yeehahh!!!

Tagesetappe: 294 km
Übernachtung:
Spanish Trails Inn, Durango, CO

Westernhelden und der Turm des Teufels

BAE8621 (20140905)
Gabi & Jürgen am Devils Tower NM


Der Aufenthalt auf der Terrasse gestern Abend war nur von sehr kurzer Dauer. Es war mächtig abgekühlt und so verzogen wir uns vor den Fernseher. Nach einigem Zapfen und vielen Werbeeinlagen bleiben wir beim „Prinz aus Zamunda“ mit Eddy Murphey hängen.

Der frühe Morgen beschert mir zunächst eine Ausgabe von „der unter der Dusche tanzt“ (Mann, was sind diese Temperaturwechsel heftig) und uns gemeinsam wieder das gute Frühstück im
Bavarian Inn. Kurz darauf sind wir „on the road again“. Crazy Horse leuchtet noch schöner als gestern. Auf der wunderschön durch die Berge zu fahrenden #385N rollen wir Richtung Norden. Wieder blauer Himmel, grüne Landschaft, prima! Die Rezeptionistin im Bavarian Inn teilte mir eben mit, dass es ab Mitte nächster Woche im Yellowstone-Bereich schneien soll. Na da bin ich aber mal gespannt. Beim Fahren ist Konzentration angesagt, denn hin und wieder springt Wild auf die Straße.

Bald erreichen wir
Deadwood, eine alte Weiterstadt in den Black Hills. Hier steuern wir zunächst den Mount Moriah Friedhof aus dem Jahre 1878 an. Dort besuchen wir die Gräber von James Butler Hickok alias „Wild Bill“ Hickok und Martha „Calamity Jane“ Canary (1850?-1903)- so viel Zeit muss sein. „Wild Bill“ hatte sich einen Namen als Marshall, Army Scout und Mann für alle Fälle, die „einen schnellen Revolver und keine Aversion gegen Blut“ erforderten, gemacht. Er kam nach Deadwood um sein Glück im Spiel und beim Goldrush zu suchen. Dort wurde er am 02. August 1876 von Jack McCall hinterrücks von hinten in den Kopf geschossen. Er wurde auf dem „Ingleside cemetery“ beigesetzt, 2 Jahre später aber zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Mount Moriah Cemetery umgebettet. Den Attentäter McCall sprach ein lokales Gericht zunächst frei, ein ordentliches Gericht befand ihn aber kurz darauf schuldig - er wurde gehängt.

Calamity Jane wurde nur 53 Jahre alt. In diesen Jahren lebte sie aber mehr als viele andere: „She worked on a bull train, performed in a wild west show and was a prostitute“. Vor allem aber war sie Wild Bills „sweetheart“. Sie war bekannt für ihre Gutherzigkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber jedermann. 1903 starb sie an „akutem Alkoholismus“. Ihr letzter Wille: neben Wild Bill begraben zu werden. Und da liegen sie heute vereint, Seite an Seite auf einem inzwischen geschlossenen, aber wunderschön gelegenen Friedhof in den Black Hills. Wir haben die beiden heute besucht und dabei 4 liebevolle, alte (wirklich alte) Damen kennen gelernt, die das auch taten. Was haben wir uns nett unterhalten!

Natürlich ist auch
Deadwood Historic Downtown einen Besuch wert: Hier kommt die alte Weiterstadt voll durch und die geschichtsträchtigen Orte (Stelle an der Wild Bill erschossen und McCall geschnappt wurde) sind natürlich besonders gekennzeichnet. Hier kannst du echtes Westernfeeling erleben. Bevor wir weiter fahren holen wir uns Coffee to go in der urigen ehemaligen Garage (Tankstelle mit Autoreparatur). Dort lernen wir Kate kennen, die dort ebenfalls gerade einen Kaffee fängt und für heute unsere beste Freundin wird. Wenn wir mal wiederkommen, müssen wir sie unbedingt besuchen. So sind sie, die herzlichen Amerikaner …

Nun steuern wir den
Devils Tower NM an, der ein ganzes Stück abseits der Interstate 90 liegt. Der Umweg lohnt sich aber auf jeden Fall. das ist wieder so ein komisches Dingen mit dem Devils Tower, dem ich vorher kaum Beachtung geschenkt habe, der sich aber heute echt zum Höhepunkt mausert. Schon von sehr weit sieht man diesen riesigen Klotz in den Bergen aufragen. Und je näher man kommt, um so mehr nimmt er dich gefangen. Er besteht komplett aus erkaltetem Magma, das zu Säulen erstarrt ist (so etwas kennen wir im Prinzip schon vom Devils Postpile letztes Jahr in Kalifornien). Hier haben wir aber einen kompletten Kern eines ehemaligen Vulkans. Alles drum herum ist im Laufe der Jahre erodiert und nun steht der Turm hier in der Landschaft.

Der ein oder andere wird ihn vielleicht aus Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ kennen. Spielberg machte den Tower zum Landeplatz für die Aliens. In Wirklichkeit ist der Turm aber seit tausenden Jahren eine Kultstätte der Ureinwohner. Funde belegen, dass er bereits vor 10.000 Jahren von Menschen bestiegen wurde. Das dies überhaupt möglich ist, glaubt man kaum - bis man die winzigen Kletterer in der 300 Meter hohen senkrechten Wand entdeckt. Wir umrunden den Turm bei schönstem Sonnenschein an seiner Basis. Überall finden sich auch dorrt Reste von Anbetungen der Indianer. Meist sind dies Bänder, Tücher o.ä. in den Bäumen oder Felsen.

Als wir das National Monument verlassen, kommen wir an der „Prairie Dog Town“ vorbei, die wir schon beim Hineinfahren entdeckten. Wir können nicht widerstehen und lichten einige dieser putzigen Tierchen ab. Nun aber zurück zur Interstate 90. Noch liegen rd. 240 km vor uns bis Sheridan. Die vergehen aber wie im Fluge, denn das Tempolimit steht bei 130 km/h (80 mph) und ich bremse in den folgenden knapp 2 Stunden erst, als ich auf den Hof des „
Mill Inn“ rolle. Dort haben wir ein nettes Zimmer.

Nach dem Auspacken fahren wir gleich in die
Downtown, wo heute Abend aber der Hund begraben zu sein scheint. Dafür glänzen Gabis Westernstiefel in der Sonne. Der Lichtblick ist das „Sanford’s Grub & Pub“, das schon im Reiseführer gepriesen und auch von der Dame beim Check in empfohlen wurde. Zu Recht! Der Laden alleine ist eine Reise nach Sheridan wert! Total vollgestellt mit allerlei Gerümpel inkl. eines lebensgroßen Krokodils unter der Decke serviert man dort American Food der extraklasse. Unsere Burger sind jedenfalls Spitzenklasse und auch das gezapfte Weizenbier schmeckt - wenn es auch stilecht in einem Einmachglas serviert wird, mit Zitrone! Freunde des dünnen Glasrandes bei Biergläsern wollen das nicht glauben. Die beiden Corps am Nebentisch sind jedenfalls echte Sheriffs: jeder trägt 2 Pistolen mit sich - eine rechts und eine links, damit man in jedem Fall schnell ziehen kann.

So, der Tagebucheintrag ist erledigt, mal sehen, ob ich noch Kraft habe, einige Bilder zu sichten. Es war unsere längste (geplante) Tagesetappe, morgen geht es ruhiger zu. Gute Nacht!

Tagesetappe: 488 km
Übernachtung: Mill Inn, Sheridan, WY