USA-West 2014

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

Unten in dieser Seitenleiste findet ihr Stichworte und Daten, die euch helfen, bestimmte Beiträge schneller wieder zu finden.
Insbesondere sind die älteren Beiträge im "Archiv" zu finden - sie sind unter den Datumsangaben wochenweise abgelegt!

Auch steht der neueste Eintrag immer
oben auf der Seite! Wenn ihr die Reihenfolge benötigt, weil ihr z.B. einige Tage nicht "mitgereist" seid, dann lest die Einträge bitte von unten nach oben.

Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!

Gabi & Jürgen on Tour ...

Lake

Sunny California - Begegnungen der netten Art

BAE1374 (20140918)
Jürgen mit Chris & Melanie im Los Arboles restaurant, Palm Springs, CA


Puh, so eine ganze Nacht mit Klimaanlage steckt einem morgens ganz schön in den Knochen. Ohne ging aber gar nichts. Früh wach, Mails checken, einige beantworten, Skypen, Kaffee trinken, packen und schon um 07:30 Uhr sind wir auf dem Weg. Zuerst steht aber ein Einkauf bei Safeways und tanken auf dem Programm, dann geht es richtig los.

Am See entlang nach Süden, nach ca. 60 km am
Parkerdam rechts ab auf die #62 und schon sind wir in Kalifornien. Die Hitze ist ähnlich wie gestern Abend - Wüste pur. An unzähligen Golfplätzen sind wir bereits vorbei gekommen. Hier boomt das Geschäft mit dem Nobeltourismus: Wassersport und Golf!

Einmal auf der #62 umgibt uns aber pure Wüste. Kurzer Anruf bei Willi & Andrea, zwei sehr lieben Kollegen, die auch im Südwesten unterwegs sind und uns heute hier entgegen kommen müssten. 30 Minuten später auf der recht einsamen #62: Lichthupe - da sind sie. Wir öffnen unsere Icebox, im Angebot sind eisgekühlte Pepsi, Wasser, Budweiser und Weißwein. Andrea und ich nehmen ein Bier, Willi und Gabi eine Pepsi, weil sie fahren müssen. Kreisverwaltungstreff mitten in der Mojave-Wüste - es gibt Sachen, die gibt es nicht! Wir quatschen eine Runde am Straßenrand (es gibt wirklich weit und breit nicht, aber auch gar nichts, wo man gemütlich sitzen könnte), dann geht es für uns weiter - nicht ohne einige Erinnerungsfotos geschossen zu haben.

Um 11:30 Uhr sind wir im
Joshua-Tree NP, den wir schon 2012 echt intensiv erkundet hatten. Es ist dermaßen heiß, dass wir uns tatsächlich beschränken müssen. Wir strolchen etwas herum am Live Oak, Skull Rock und den Jumbo Rocks und essen unsere mitgebrachten Sandwiches (Eiersalat und Thunfisch) am Split Rock. Unmengen Wasser trinken wir sowieso. Es macht Spaß, zwischen den Felsen herumzuklettern, aber irgendwann geht nichts mehr. Mehr Hitze geht nicht.

Also fahren wir die über 60 km durch den Park Richtung Süden, stoppen noch am Cholla Cactus Garden und einigen schönen Punkten und erreichen die Interstate 10, die uns flugs nach Palm Springs bringen könnte. Wie so oft ist „flugs“ nicht unser Ziel und so fahren wir bei Indio wieder ab und suchen den Weg über die „Landstraße“. Namen wie „
Indian Wells“, „Palm Desert“ (hier irgendwo wohnt „Onkel Jupp“ Litjens) und „Rancho Mirage“ dürfen ja nicht fehlen auf der Reiseliste. Auffällig ist hier überall: sattestes Grün, tausende Palmen, noble Wohngegenden (meist ganze Blocks in einem Stil mit großer Mauer drum und Eingangstor). Gabi meint, dass es hier nur 2 Sorten Leute gibt: sehr Reiche Menschen und Gärtner!

Wir saugen die Eindrücke in uns auf - fotografieren geht bei dem Verkehr nicht. Siebenspurige (später nur noch 5) Durchgangsstraße durch die sich übergangslos aneinander reihenden Orte - da kommen dir erlaubten 50 mph (80 km/h) ganz schön fix vor und du musst hellwach sein. Viele Ampeln, gut fließender Verkehr - da musst du „mitschwimmen“ und auch immer wieder rechts (!) mit 80 Sachen an links stehenden Autos vorbeifliegen, wenn die rote Ampel gerade umspringt und du von hinten rechts kommst. Ich muss sagen, dass das alles sehr entspannt vonstatten ging, wenn man da aber kalte Füße bekommt: Gute Nacht!

Unser Hotel in
Palm Springs ist von der mexikanischen Art und schnuckelig wie eine Hazienda gebaut. Wir haben ein nettes Zimmer mit riesigem Bad und gerade mal 5 Schritte bis zum Pool. Da landen wir auch als allererstes - „Abkühlung“ war das zwar nicht zu nennen, aber gut getan hat es doch. Wir genießen das „Palm-Springs-Urlaubsfeeling“ und überlegen dann gegen 17:30 Uhr doch, noch mal um die Ecke zu spazieren. Der Weg zum Ausgang führt durch den Freihof des angeschlossenen mexikanischen Restaurants. Dort sitzt ein kanadisches Paar und schlürft Margaritas. Ob wir uns nicht dazu setzen wollen?

Die beiden heißen Melanie und Chris, wohnen an den Niagarafällen und machen hier 2 Wochen Urlaub. Was soll ich lange schreiben? Wir trinken jeder 2 Margaritas miteinander, erzählen ganz, ganz viel über uns und unsere Reise und irgendwann hole ich den Mac. Die beiden würden gerne Fotos sehen - und die bekommen sie natürlich auch. Insbesondere die Bilder aus den vergangenen Jahren (Wave, Arches NP, Hole in the Rock Road etc.) hauen die beiden echt um. Sie ordern Nachos und Salsa für uns und als sie sich um 20:00 Uhr verabschieden, fallen sie uns um den Hals wie ganz alte Freunde, Melanie kommt noch mal zurück und schenkt Gabi ein Freundschaftsbändchen. Sie empfehlen uns, zum Abendessen einfach bei der Kellnerin das zu bestellen, „was wir hatten“ - das tun wir.

Mexikanische Küche vom feinsten, reichlich und sehr lecker. Als wir bezahlen, stellen wir beschämt fest, dass die beiden sämtliche Getränke der ersten Stunden übernommen haben und sind froh, dass wir Mail-Adressen ausgetauscht haben. So können wir uns zumindest bedanken und die beiden mal nach Nieukerk einladen - eine Europareise scheint geplant …

Tja, das ist es, was wir so lieben an unseren Urlauben hier: Unverhofft kommen die schönsten Begegnungen zustande. Auch die Kellnerin schien ernsthaft traurig, dass wir morgen schon weiter müssen.

Also Fazit: Von Regen keine Spur mehr, „sunny california“ zeigt sich von seiner besten Seite, dazu tolle Begegnungen mit Willi & Andrea sowie Melanie & Chris und nun „Hausaufgaben“ in angenehmer Abendwärme am Pool bei einem Glas Weißwein. Herz - was willst du mehr? NIX!

Ab Morgen kommen 3 Nächte
San Diego und 3 Nächte LA - dann geht der Flieger in den Herbst. Bis dahin sind wir gespannt, wie uns die beiden Großstädte am Pazifik gefallen werden - das wird ganz anders als bisher, aber bestimmt auch aufregend und schön.

Wir sind immer noch eine ganze Reihe Fotos schuldig - aber die Zeit reicht nicht. Spätestens zu Hause werden die nachgeliefert!

Tagesetappe: 410 km
Übernachtung:
Los Arboles Hotel, Palm Springs, CA

Sunset Cruise in der Mojave-Wüste

BAE1195 (20140917)
Sonnenuntergang auf dem Lake Havasu


Vorplanung: Eintreffzeit im Motel gegen 17:00 Uhr, tatsächliche Ankunft: 17:05 Uhr - geht doch! So ganz „nach Plan“ verlief der Tag aber doch nicht - und das war positiv!

Kein Frühstück im Desert Quail Inn, Sedona. Dafür Kaffee aus der Maschine im Zimmer, Skype mit Eltern und zackige Abreise bei sehr bedecktem Himmel. So richtig hat sich der Abstecher nach Sedona dieses Mal nicht geloht - dafür kann der Ort aber nix. Es war ja unsere Sache, gestern so spät einzufliegen.

Auf dem Weg Richtung Norden fängt es an zu regnen - das hatten wir noch nicht. Tanken und Coffee to go in
Flagstaff fassen, dann rollen wir die Interstate 40 Richtung Westen. In Williams holt sich Gabi im Visitor Center einen Stempel in ihren „Route 66 Pass“, ich fotografiere derzeit die kleinere der beiden Grand-Canyon-Dampflokomotiven - für mich groß genug und ziemlich imposant, ich komme ihr nämlich so nahe, dass ich sie anfassen kann. Die Dame im Visitor Center prophezeit Regen für die nächsten Tage in ganz Arizona und Südkalifornien. Gott sei Dank können wir das Gegenteil behaupten. Schuld sei ein Hurricane in Mexiko, der nasse Luft nach Norden bläst.

Vor
Seligman entern wir die „Historic Route 66“ und zunächst bleibt es tatsächlich ungemütlich. Deshalb kehren wir im Roadkill Cafe ein („You kill it, we grill it“) und bestellen uns zum frühen Lunch 2 saftige Burger mit Krautsalat. Im Fernsehen gibt es 2 Themen: 1. Hat tatsächlich ein Arzt im OP ein „Selfie“ mit einem weiblichen Megastar geschossen? und 2. Hat das 10jährige Mädel die Navi-Seals im Liegestützen pumpen übertrumpft? Die Welt schein noch in den Fugen zu sein, wenn dies die Topthemen im Mittagsfernsehen sind.

Alles aufgegessen - das Wetter wird gleich besser. Wir kaufen noch ein paar Souveniers, dann geht es weiter nach
Hackberry, wo der General Store ein echtes Sammelsurium an Route 66 Erinnerungen bereit hält. Auch hier werden wir fündig und während wir einkaufen, geht der letzte heftige Regenguss runter. Klaro: Stempel in beiden Orten für Gabis Pass.

Nächste Station:
Kingman - auch hier gibt es den Stempel im Visitor Center. Das ist entspannt - immer wieder mal ein kurzer Stopp. Bis hierher kannten wir die Strecke und obwohl das Navi immerzu mahnt, auf die I-#40 zu wechseln bleiben wir beharrlich auf der „alten“ Landstraße 66. Eines der riesigen Werbeplakate am Straßenrand haut mich echt um: „What, if you die this night? Heaven or Hell? Call 885 and we’ll help you!“ - Super Werbung welcher Sekte auch immer!

Was uns dann an Strecke bis
Oatman erwartet, weicht komplett von der bisherigen Route 66 ab. Geht es zwischen Seligman und Kingman eher „geradeaus auf breiter Straße“ heißt es nun: „Serpentinen meistern auf engster und „rustikaler“ Holperstrecke. Mehr als 30-35 mph geht kaum - zulässig sind 15-20 mph. Dafür ist hier nix los. naja - fast nix denn hier schleichen überall wilde Esel herum und ehe man sich versieht, steht so ein grauer „Burro“ mitten auf der Straße - und er hebt sich gegen den grauen Asphalt so schlecht ab. Einmal hilft nur eine Vollbremsung.

Oatman selbst ist skurril hoch 10! Überall Esel! Überall? Überall? Die stecken selbst den Kopf bis in die Läden. Es entstehen ein paar nette Fotos -denke ich. Und: Stempel! Bei der Weiterfahrt huschen wir an dem Schild „Road closed - no access to I-40“ vorbei. Das lässt uns nachdenklich werden und wir kehren um. Lieber einen Umweg fahren, als in 40 km feststellen, dass es nicht weiter geht. Gut gemacht, denn so erreichen wir trotz des Umwegs
Lake Havasu City um 17:05 Uhr.

In Oatman war es schon warm, sehr warm sogar. Als wir hier aus dem klimatisierten Auto steigen, haut es uns förmlich um! Wer jemals in Ägypten aus dem Flieger stieg und vor diese heiße Wand lief, die nur trockene Wüstenluft liefern kann, weiß, was ich meine. S a g e n h a f t! Uns bricht der Schweiß gleich in Strömen aus und wir retten uns ins kühle Zimmer (die Klimaanlage läuft jetzt - 4 Stunde später - immer noch). Schnell die Fotos überspielen, verschlagworten und verorten. Nun noch kurz (!) zur London Bridge (dem Wahrzeichen des Ortes). Gabi fragt, ob der Weißwein im Eisfach bleiben kann? Länger als 30 Minuten sind wir ja nicht weg! Denkste!

Wir laufen (!!) zur Brücke, denn die ist nur 10 Minuten entfernt. Unter der Brücke will Gerade ein kleines Ausflugsboot zur „Sunset-Cruise“ ablegen. 4 amerikanische Paare und der Captain an Bord. „Would you come with us?“ ruft der Steuermann. Gabi hat den „YOLO-Blick“ und ich kaufe schnell 2 Tickets. Recht hat sie: „You only live once“ - „Du lebst nur einmal“!!

Die nächsten 90 Minuten sind so super entspannend, das sich jetzt immer noch trotz Hitze schwärmen kann. Kein Licht an Bord, der große See und ein Kapitän, der schön erklären kann und gute Musik zu spielen weiß. Wir tuckern 1,5 Stunden kreuz und quer über den See. Die Sonne geht unter - super bei dem kühlenden Fahrtwind. Die Berge der Mojave-Wüste werden lila, traumhaft und romantisch. Wir gleiten in einen Canyon - auch hierzu gibt es eine Geschichte. Es wird immer dunkler und wir sehen sogar eine Sternschnuppe. Zwischendurch sind wir auch mal in Kalifornien, denn der Ort und See liegen knapp an der Grenze.

Nebenbei erfahren wir, wie man in den USA Multimillionär wird: Visionär sein, an Dinge glauben und sie umsetzen. Der Mensch, der diese Stadt „erfunden“ hat, hat allein mit dem Landverkauf (mitten in der Wüste) innerhalb weniger Jahre 100 Millionen Dollar verdient. Dann hat er die London-Bridge, die den Engländern zu klein geworden war, gekauft, jeden Stein nummerieren lassen und Stück für Stück importiert und hier wieder aufgebaut. Kosten? Mehrere Millionen Dollar. Verlust? Nein! Er hat nämlich nur die äußere (übrigens sehr, sehr hübsche) Hülle aufbauen lassen. An der sieht man an einer Stelle noch die Einschusslöcher der deutschen Jagdflieger aus dem 2. Weltkrieg. Das ganze steinerne „Innenleben“ hat er von hiesigen Felsen genommen und die Original Innenteile (kostendeckend!!) verkauft. So geht das!

Gabi war noch kurz im Pool zur Abkühlung, wir beide brauchten die Dusche, sonst würde ich immer noch dampfen. Aber der Wein ist kalt!! Das WLAN hier ist ausgesprochen schlecht. Ob ich diesen Bericht heute hochladen kann, weiß ich nicht. Auch das Nachliefern der noch fehlenden Fotos (inzwischen fehlen 6 Tage) muss wohl noch warten. Aber das macht nichts - irgendwann klappt das. Gute Nacht!

Tagesetappe: 500 km
Übernachtung:
BridgeWater Motel, Lake Havasu City, AZ

Endlose Weite und springende Lachse

BAE0086 (20140911)
Gabi & Jürgen (mit Bär) auf der „Geological Loop“, Flaming Gorge NRA


Die Dusche im „Angler’s Inn“ verfügt über einen modernen 3-fach Automaten für Shampoo, Lotion und Duschgel. Dumm ist es, wenn der sich säubernde Motelgast kurzsichtig ist und sich Bodylotion statt des erforderlichen Shampoos in die Haare schmiert. Gut, dass ich keine Harre und eine fürsorgliche Gabi habe, die mich auf diese Gefahr hinweist. Gefahr erkannt - Gefahr gebannt - Jürgen sauber.

So gut in den Tag gestartet schmeckt der Kaffee aus der zimmereigenen Maschine bestens. Sonstiges Frühstück ist hier nicht inbegriffen. Dabei haben wir die „teuerste“ Nacht des diesjährigen USA-Aufenthaltes hinter uns. Und das bei nur einem Queen-Size-Bett. Aber die Sache von St. Moritz ist ja die von gestern. Bei einem weiteren Aufenthalt in Jackson werden wir jedenfalls wieder weiter außerhalb nächtigen. Zentrumsnähe lohnt sich hier nicht wirklich, da man gut mit dem Auto reinfahren kann.

Wir erwägen, in dem Restaurant der Virginian Lodge zu frühstücken - so richtig amerikanisch. Hier hatten wir 2011 unser erstes amerikanisches Frühstück und das war klasse - die Pancakes riesig und der Bacon kross. Neben den 10 Harley-Fahrern, die draußen warten, stehen im Eingang weitere 20 Gäste und warten auf einen Tisch. Dauert uns zu lang, also fahren wir 3 Blocks weiter zu Albertsons Supermarket. Auch den kennen wir schon. Das macht vieles einfacher, wenn man sich hier wie zu Hause fühlt.

Ich mache ein paar Fotos im Supermarkt - die werden irgendwann dann auch mal hier auf der Fotoseite auftauchen. Besonders den Gang mit den Chipstüten (links) und Cookies (rechts) finde ich immer wieder faszinierend. Ihr dürft gespannt sein.

Wir kaufen jedenfalls ein und zwar frisches Obst und Sandwiches sowie Wraps zum Frühstück und Mittagessen. Bei Starbucks stehen die Zeichen schon auf Halloween und so bekomme ich einen Kaffee in der Geschmacksrichtung „Kürbisgewürz“. Schmeckt lecker!!

So gewappnet machen wir uns auf den Weg in den Süden. Anfangs geht es auf der #191 durch die Berge, immer am
Hoback-River anklang. Nach der 15sten Überquerung hören wir auf zu zählen. Sagenhaft schöne Strecke. Die Reise wird eintöniger, als es später durch die Red Desert geht. Einzelne „Historic Landmarks“ machen uns darauff aufmerksam, dass hier auch die Siedler nach Oregon und California durchkamen. Ansonsten ist hier außer Herden von Pronghorns, Kühen und Pferden nicht viel zu sehen außer Himmel bis zum Horizont. Dafür rollt der Wagen aber zu guter Musik stetig vorwärts.

Hinter
Rock Springs und Green River erreichen wir die „Flaming Gorge NRA“ und folgen der #530 bis Manila. Das ist ebenfalls eine schöne Strecke, die immer wieder Ausblicke auf den Stausee eröffnet. Seit längeren halten wir nach „Restrooms“ Ausschau, da wir mehr oder weniger dringend ein Klo benötigen. Die Mengen Kaffee wollen schließlich wieder raus. Aber: seit hunderten Kilometern: Fehlanzeige. Da: links ab geht es auf unbefestigter Straße zu einem Bootssteg - tatsächlich mit angekündigten Restrooms. Die 5 km Gravel Road machen wir mit links und so besuchen wir das Klo am Rande des Universums . in „the middle of nowhere“. Gut!

In Manila (jaja - wir sind immer noch in den USA und nicht auf den Philippinen) springe ich kurz beim „
Ashley National Forest Headquarter“ rein, um Informationen über die „Geological Loop“ einzuholen, die hier in der Nähe sein soll und im Reiseführer als Geheimtipp gehandelt wurde. Die Rangerin ist sehr nett, gibt mir die nötigen Hinweise, eine Karte und den Rat, auf Bären aufzupassen, besonders beim Picknick. Ich kontere mit meinem Wissen aus dem „Grizzly & Wolf Discovery Center“ von gestern und erfahre, dass sie dort 1 Jahr lang gearbeitet hat. So kann ich berichten, dass sich die Bären im Herbst täglich 20.000 Kalorien reintun, um für den Winterschlaf, der bis zu 7 Monaten dauern kann, gerüstet zu sein. Da sie dafür nur 10% Fleisch (insbesondere Insekten und Aas) zur Verfügung haben und den Rest mit Nüssen, Beeren und Planzen auffüllen müssen, wären unsere Sandwiches eine willkommene Ergänzung der Speisekarte.

Ich berichte noch kurz vom gestrigen Fernsehprogramm mit dem Titel „How to survive“ Da wurde gezeigt, wie man überleben kann, wenn man mit dem Auto in einen Fluss stürzt, in einen Waldbrand gerät, vom Tornado erfasst wird, vom Hai gebissen oder (Trommelwirbel!) vom Schwarzbären angegriffen wird. Die „Reportage“ machte das im Multiple-Choice-Stil: 3 Antworten zur Auswahl und dann wurde beschrieben, was man machen soll und was nicht. Zwischen jeder Frage gab’s natürlich Werbung. Das war unterhaltsam, aber nicht wirklich ernst zu nehmen. Dass man weißen Haien nicht auf die Nase hauen soll, schwarzen Bären aber schon - das wussten wir bereits. Wir sind also gerüstet. Die Rangerin war mit mir amüsiert.

So fahren wir den „
Geological Loop“ tatsächlich ab - ein Umweg von ca. 1 Stunde, der sich wirklich lohnt. Tolle Landschaft, endlose Serpentinen, knallrote Lachse, die sich im Fluss aufwärts kämpfen, Gräber von Siedlern und das Ganze unter blauem Himmel. Zwischendurch futtern wir unsere Sandwiches auf einem einsamen Picknickplatz und schauen nach Bären und Big Horns aus - was kann Urlaub schön sein!

Auch der Rest des Weges bis
Vernal ist schöne Strecke (mal wieder über einen Pass von 3.000 m) und es kämpfen sich viele Radfahrer/-innen die Berge hoch. Vernal ist größer als wir dachten und steht ganz im Zeichen der Dinosaurier. In jedem „Vorgarten“ steht einer. Hier sind viele Ausgrabungsstätten und morgen steht für uns auch das „Dinosaur NM“ auf dem Programm.

Essen gehen wir heute im „
The Quarry Steakhouse & Brewery“. Hier gibt es viele Biere vom Fass, u.a. auch lokale Erzeugnisse. Ich probiere ein „hop’n keg brewery Red Wash Crude“ (Schwarzbier wie Guiness, nur ohne Schaum und sehr dünn - dafür im Hause gebraut) sowie ein „Hoo Doo Kölsch“ (ebenfalls von hier - dünn und blond). Dazu gibt es leckeren Burger mit scharfen Jalapenos & Onion Rings und für Gabi Pasta Alfredo mit Chicken. Dass wir in Utah sind, merken wir an der an dem Hinweis auf der Speisenkarte, dass Alkohol nur an den ausgeschenkt werden darf, der auch etwas isst und an der Bierwerbung an der Wand für die Biersorte mit dem schönen Namen „Polygamy Porter“ und dem Slogan: „Why have just one?“. Verkehrte Welt!

So - Tagebuch fertig, Wein schmeckt ebenfalls. Nun noch die Fotos, dann verlassen wir morgen Utah schon wieder. Bislang haben wir in diesem Staat viel mehr Zeit verbracht - zu Recht, wenn ich z.B. an den Arches NP, Bryce Canyon o.ä. denke. Diesmal liegen die Schwerpunkte aber wo anders - wir sind ja nicht zum letzten Mal hier …

Tagesetappe: 500 km
Übernachtung:
Split Mountain Motel, Vernal, UT

Jackson, WY - das St. Moritz des Wilden Westens

BAE9999 (20140910)
Jürgen am Town Square, Jackson Hole, WY


Aufstehen und unter die Dusche - der Tag kann kommen! Gabi tauscht Neuigkeiten mit Birgit über Skype aus. Das Frühstück hier in der Yellowstone Lodge ist sehr ok - wenn nicht gerade eine Busladung Japaner darüber herfällt. Puh waren die laut gestern.

Draußen ist es ziemlich diesig und wir fürchten schon, dass das heute nichts wird, mit gutem Wetter. Dies stellt sich glücklicherweise als Fehleinschätzung heraus. Gleich zu Beginn stoppen wir noch einmal im
Grizzly & Wolf Discovery Center. Heute sind 5 Grizzlys unterwegs. Sehr schön! Was sich ganz prima finde: die Bären haben richtig viel Platz und sie liegen nicht wie in einem Zoo nur in der Ecke sondern sind ständig auf Achse. Es scheint ihnen sehr gut zu gehen hier. Die Rangerin gibt uns noch einige Hinweise mit auf den Weg: Im Yellowstone NP leben derzeit über 700 Grizzlys und mehrere Tausend Schwarzbären. Grizzlys lieben die offene Fläche, weil sie gerne den Rücken frei haben - daher sollte man bei weiten Ebenen im Park immer ein Auge darauf haben, ob einer auftaucht. Meist werden die Grizzlys von einer Schar Raben begleite, die Reste vertilgen. Also: wo viele Raben sind, ist evtl. auch ein Braunbär. Die Schwarzbären lieben eher den dichten Baumbestand, sie klettern ja auch sehr gut.

Sicherheitshalber tanken wir noch kurz auf. Die Entscheidung ist gefallen: trotz der Mehrkilometer fahren wir noch einmal durch den
Yellowstone NP. Wenn der schon vor der Haustüre liegt, dann nutzen wir das auch aus. Es lohnt sich: die Fahrt ist wie immer abwechslungsreich und Wildlife am Straßenrand ist obligatorisch. So erreichen wir das West Tumb Geyser Basin, wo wir uns die Füße vertreten. Schöne Runde über den Boardwalk. Frisch ist es hier am Lake Yellowstone - die heißen Schwaden tun da manchmal richtig gut.

Nun verlassen wir den Yellowstone NP über den Südausgang. Wir sind uns noch sicherer als je, dass dieser Park zu einem unserer absoluten Lieblings-Nationalparks gehört und wir immer wieder gerne wieder kommen werden. Es gibt hier noch so viel Neues zu entdecken …

An den Yellowstone NP schließt sich südlich der
Grand Teton NP an. Lange geht es zunächst am Jackson Lake entlang. Dann erreichen wir „Willows Creek und „Oxbow Bend“ - zwei Rastplätze mit atemberaubender Aussicht auf den Snake River und die Grand Tetons (was übersetzt übrigens soviel wie „Große Brüste“ oder noch deutlicher „große Titten/Brustwarzen“ heißt).

Anders als 2011 fahren wir nun über die
Teton Park Road. Die Straße #89 (unsere Wahl 2011) oberhalb hat den Vorteil, dass man von dort tolle Aussichtspunkte „von oben“ auf den Snake River und die Berge im Hintergrund hat. Echt schön. Die wird aber erstens derzeit instand gesetzt, was zu „Delays“ (Verzögerungen) führt. Zum andern hatten wir ehedem vor, dieses mal mitten durch den Park zu fahren. So kommen wir dem Fluss viel näher. Außerdem steuern wir den „Jenny Lake“ an, einen traumhaften Bergsee. Auch hier eröffnen sich viele schöne Ausblicke.

Vor Jackson biegen wir noch in die Antelope Flat Road ein, die uns zur „
Mormon Row“ führt. Dies ist eine unbefestigte Straße im Hinterland, die früher von Mormonen bewohnt war. Einige sehr alte und fotogene Häuser und Scheunen stehen hier noch in der Landschaft. Da lacht das Fotografenherz. Auf der Titelseite unserer Homepage seht ihr ein Foto aus 2011 von hier. Außerdem stolpern wir hier noch über eine ziemlich große Herde Bisons (Buffalos) und Pronghorn (Antilopen).

Das hier sind übrigens auch die „
Gros Ventre Berge“, der Ort, an dem Karl May seinen Winnetou sterben ließ. Daran müssen wir natürlich denken, als wir Jackson ansteuern.

In
Jackson beziehen wir unser Zimmer im „Angler’s Inn“. Klein, aber sehr, sehr zweckmäßig und schön eingerichtet. Von hier aus können wir zu Fuß in die Ortsmitte gehen- was ein Luxus! Das tun wir auch gleich und wir sind sofort „angekommen“. Schließlich war das 2011 unser erster Kontakt mit dem amerikanischen Kontinent. Viele schöne Geschäfte gibt es hier „rund um den Town Square“ mit seinen vier „Geweihtoren“ an jeder Ecke. Wir bummeln herum und genießen die Westernatmosphäre.

Jackson ist auch mondäner Wintersportort und wir werden das Gefühl nicht los, dass es sich zum „St. Moritz des Wilden Westens“ gemausert hat. Überall Kunsthandlungen, aktive Künstler und entsprechende Preise überall. Nächster Schreck: „unser“ Cadillac Grill (ehemals eine echte Institution hier in Jackson) neben der Million-Dollar-Cowboy-Bar ist verschwunden! Hier ist jetzt ein Nobelrestaurant eingezogen, dass unseres Erachtens nicht so recht da hin passt.

Also müssen wir umdisponieren, was das Abendessen angeht. Um die Ecke ist im Obergeschoss eine italienische (?) Pizzeria mit Außenterrasse. Also rein, hoch, raus, bestellen. Das Essen ist vorzüglich und auch das gezapfte Bier ist gut. Die Pizza kommt allerdings wirklich italienisch daher und nicht amerikanisch. Will heißen: trotz Tomate/Mozarella (Caprese) als Vorspeise hätten wir mehr essen können als gemeinsam eine Pizza. Lecker war es aber, sehr sogar!

Nun sitzen wir in unserem Zimmerchen und machen Fotos und Tagebuch fertig. Später werden wir noch unseren ungewöhnlich kleinen Fernseher anschalten. Mal sehen, was es heute gibt. So oft kommen wir ja nicht dazu …

Beim Essen haben wir gemeinsam festgestellt, dass hier der erste Teil unserer Reise zu Ende geht. Das war der Norden mit den großen (und zum Teil für uns neuen) Parks und Gegenden. Uns hat hier alles ganz prima gefallen und diese Ecke ist ein Wiederkommen allemal Wert.

Im zweiten Teil geht es morgen zunächst nach Süden (Utah, später auch Colorado und New Mexico), dann nach Westen (Arizona). Dort erwarten uns einige bekannte Dinge - aber auch eine ganze Reihe von neuen Eindrücken - da sind wir sicher. Den dritten und finalen Teil dieser Reise beschließen wir dann in Californien mit insgesamt 7 Nächten in Palm Springs, San Diego und Los Angeles - allesamt Unbekannte für uns. Wir freuen uns sehr darauf!

Tagesetappe: 270 km
Übernachtung:
Angler’s Inn, Jackson Hole, WY

Yellowstone NP - north

BAE9540 (20140909)
Mammoth Hot Springs, Yellowstone NP


Es ist kurz vor 07:00 Uhr, als ich aufwache. Puh, hat das gestern Abend gegen 23:00 Uhr noch gekracht. Thunderstorm vom Feinsten. Gabi ist schon im Bad, also schnappe ich mir mein iPhone und schaue nach den Mails. Auf eine Dienstliche habe ich gewartet, soweit ok. In dieser Mail erfahre ich aber auch, dass eine liebe Kollegin des Rettungsdienstes gestern Abend im Alter von nur 37 Jahren zu Hause gestorben ist. Sie hinterlässt einen Ehemann und 2 Kinder im Alter von 3 und 6 Jahren. Daraufhin rufe ich erst mal in Kleve an und spreche einige Dinge dazu ab. Dann schreibe ich den Kollegen der betroffenen Rettungswache eine Mail. Schlimm - besonders auch für die Kollegen, die noch alles versucht haben, ihr zu helfen.

Unter diesem Eindruck fahren wir dann recht zeitig in den
Yellowstone NP. Das Gespräch dreht sich dabei natürlich auch darum, wie kurz ein Glück sein kann und dass man - auch vor diesem Hintergrund - dankbar sein kann für alles Schöne, das wir erleben dürfen.

Im Frühlicht sieht der Park mystisch aus mit all seinen dampfenden Flüssen und unwirklichen Farben. Unser erstes Ziel sind die
Mammoth Hot Springs ganz im Nordwesten des Parks. Auf dem Weg stellen wir fest, dass auch hier an der Loop Road kräftig gearbeitet wird. Um diese frühe Zeit kommen wir gut durch - uns ist aber schnell klar, dass wir für die Rückkehr den Umweg über die „obere Acht“ nehmen werden. Es gibt schlimmere Umwege …

Für die Sinterterrassen an den Mammoth Hot Springs nehmen wir uns dieses Mal mehr Zeit als 2011. Wir durchwandern sowohl die oberen als auch die unteren Terrassen. Immer wieder unglaublich, was die Natur so leistet. Das Visitor Center wird hier gerade komplett umgebaut. Man zieht einen Stahlrahmen in das altehrwürdige Gebäude ein - Erdbebenschutz!

In der Nähe liegt eine ganze Gruppe Elks faul herum. Überall stehen Warnschilder, dass man bloß Abstand halten soll - mit denen ist nicht zu spaßen! Ein ganz lustiges Warnfoto zeigt einen flüchtenden (japanischen?) Fotografen - einen Bull Elk mit gesenktem Geweih knapp auf den Fersen. Möchte ich nicht erleben!

Die Rückfahrt wird wieder garniert von einigen Wildbeobachtungen. Die Fahrt geht durch die Berge - wieder über den
Dunraven Pass. Auch die riesige Caldera, die einen Großteil des gesamten Parkes umfasst, nehmen wir nun bewusster wahr. Lernerfolg unseres Besuches gestern im Visitor Center Canyon Village - Reisen bildet! Die Caldera ist quasi der Kessel des ehemaligen Vulkanausbruchs. Vor 2,1 Millionen Jahren hat der Ausbruch hier einen Kessel von rund 50 x 80 km (!) hinterlassen. Sieht man auf den ersten Blick nicht bei all den Bergen und Erhebungen. Wenn man weiß, worauf man achtet, sieht man klarer. Welche Kräfte da gewirkt haben - unglaublich!

Wieder im Westteil angekommen, statten wir dem
Norris Geyser Basin noch einen Besuch ab. Hier gibt es wieder aktuelle Vulkantätigkeit aus erster Hand zu bestaunen. Als wir unsere Runde beenden, blitzt es am Horizont, der Himmel verfinstert sich partiell. Auch das ist komisch: Wir fahren zum Motel, Schäfchenwolken und strahlend blauen Himmel vor uns. Plötzlich regnet es dicke Tropfen. Die dunkle Wolke ist genau über uns - vor uns bestes Wetter.

Nach einem kurzen Zwischenstopp im Motel machen wir uns auf den Weg zum „
Grizzly & Wolf Discovery Center“ gleich um die Ecke. Zu Fuß keine 5 Minuten - hier fährt man aber Auto (für uns zum Glück, wie wir später feststellen). Das Center hat sich ganz dem Schutz der Grizzlys, Wölfe und Raubvögel verschrieben. Es gibt eine große Ausstellung mit Informationen, ausgestopften Exponaten, Filmen und allerlei Lehrreichem. Draussen im Freigehege tummeln sich zwei Grizzlys und nebenan auch 2 Wolfsrudel. Sogar Adler und Falken sind zu sehen. Leider meint es das Wetter erstmals nicht gut mit uns. Wenig bis kein Licht und dunkler Himmel lassen schöne Fotos meist kaum zu. Der Besuch gefällt uns dennoch ausgesprochen gut und wisst ihr was? Das Ticket ist auch morgen noch gültig, so dass wir morgen früh (wenn die Sonne scheint?) nochmal vorbeischauen dürfen.

Heute jedenfalls gießt es zwischenzeitlich dermaßen, dass wir auf dem Weg ins Auto ziemlich durchnässt werden. Bis „zu Hause“ wären wir ertrunken. Damit wir nicht verhungern, suchen wir den ortsansässigen Chinesen auf, der uns den Bauch mit scharfem Shrimp-Curry und gemischter Platte (für Gabi) füllt.

Knapp 2 Stunden Pause nutze ich dazu, die Bilder des Tages zu überspielen und den Tagebucheintrag zu beginnen. Jetzt kommen wir gerade aus dem (ebenfalls direkt um die Ecke gelegenen)
IMAX-Theater zurück, wo wir uns den tollen Film „Yellowstone - alles andere ist nur ein Film“ angesehen haben. Das war eine prima Abrundung unseres Besuches hier. Auf riesiger Leinwand mit typisch amerikanischem Epos-Sound in Dolby Surround flogen uns noch einmal all die Bären und Geysire um die Ohren.

Nun lassen wir den Tag ruhig ausklingen in unserem Appartement. Ja - was ich noch nicht erwähnte: Wir haben nicht nur ein großes Zimmer - sondern zwei! 2 Kingsizebetten hier und ein weiteres im Nebenraum, den wir zu unserem Ankleidezimmer gemacht haben. Nobel nobel …

Ob wir wegen der gesperrten Süddurchfahrt zwischen Old Faithfull und West Thumb nun morgen „außen rum“ nach Jackson fahren und dann den Grand Teton NP „von unten“ erkunden oder noch einmal durch den Yellowstone NP fahren (mit Umweg am Lake Yellowstone vorbei) entscheiden wir morgen früh nach Wetterlage. Gute Nacht!

Tagesetappe: 212 km
Übernachtung:
Yellowstone Lodge, West Yellowstone, MT

Yellowstone NP - southwest side

BAE9358 (20140908)
Chromatic Pool am Geyser Hill, Yellowstone NP

Nach einer guten Nacht gibt es kurz einen Kaffee auf dem Zimmer, nebenbei packen wir zusammen. Leider war das WLAN hier echt nicht stabil, so dass ich gestern Abend nicht richtig weiter gekommen bin mit den Fotos, naja.

Um 08:00 Uhr haben wir einen Teil der Strecke zum
Yellowstone NP schon zurückgelegt. Am Sylvan Lake machen wir Pause und verputzen einen Teil des großen Sandwich, das wir gestern Abend im Walmart erstanden haben. Dabei beobachten wir interessiert die Gegend, denn vorgestern hat sich hier ein Grizzly sehen lassen. Auf mit Schinken, Käse und Salat gefüllte Nieukerker scheint er aber nicht zu stehen, wir bleiben allein. Macht auch nix, denn der ruhige See mit den sich darin spiegelnden Bäumen und dem blauen Himmel dahinter bietet genug fürs Auge.

Auf der weiteren Wegstrecke laufen uns immer wieder Bisons über den Weg - und das meine ich wörtlich. Die Kolosse überqueren gerne die Straße, ohne Rücksicht darauf, ob ein Auto kommt. Im Hayden Valley beobachten wir eine ganze Herde. Die jüngeren Bullen scheinen gerade die Hackordnung zu eruieren, da knallen die Hörner kräftig gegeneinander. Es gibt aber einen, der hat das Sagen: ein gigantischer Bulle springt immer wieder dazwischen und dann ist Ruhe. Sehr imposant das Ganze. Wir beobachten das aus dem Auto, die ganze Sache spielt ich genau vor unserem Wagen ab.

Später laufen einige Leute aufgeregt an der Straße entlang. Wir halten natürlich, ich frage nach. Ein großer Grizzly ist gesichtet worden - ganz hinten hinter dem nächsten Fluss. So weit kann man zwar gucken - diejenigen mit den tollen Ferngläsern sind aber klar im Vorteil. Tolle Teile, Respekt! Einer hat den Bär tatsächlich mit der Kamera erwischt. Man muss das Bild aber ganz schön vergrößern, um ihn erkennen zu können. Unscharf, aber tatsächlich: ein großer Brauner. Wir bleiben rd. 30 Minuten, kriegen ihn aber nicht zu Gesicht.

Nun wenden wir uns dem eigentlichen Ziel zu: der Gegend rund um das
Upper Geyser Basin, wo sich auch der große Geysir „Old Faithful“ befindet. Wegen Reparaturarbeiten an einer Brücke ist die Straße im südlichen Bereich der Loop derzeit komplett gesperrt. Logischer Weise nimmt man die Zeit nach Labour Day bis zum Wintereinbruch (der schon bald bevorsteht), um solche Arbeiten durchzuführen. Das hat wahrscheinlich auch Auswirkungen auf unsere Fahrt nach Jackson übermorgen. Heute sind wird deshalb auch „durch die Mitte der Acht“ gefahren, was nicht schlimm ist, denn die Gegend ist auch klasse - der Weg nur etwas weiter.

Der Umweg gibt uns Gelegenheit, nochmal kurz am
Canyon Village vorbei zu schauen. Im Visitor Center Gibt es eine Ausstellung über Vulkanismus am Beispiel des Parks mit der größten vulkanischen Aktivität weltweit - unglaublich und unheimlich zugleich. In jedem Fall aber super interessant. Außerdem benötigen wir die hier befindlichen Restrooms und können den Rest unseres Sandwiches essen.

Auf dem Weg nehmen wir den „
Firehole Canyon Drive“ mit, ein kurzer Abstecher mit Wasserfall und schönem Canyon. Immer wieder halten wir unterwegs, weil die Farben der Landschaft, Aussichten oder Tiere uns dazu einladen. Büffel haben wir noch nie so viele gesehen. 206 Fotos von diesen Tieren habe ich bis heute im Kasten, da muss mal aussortiert werden, wenn Zeit dafür ist.

Im Upper Geyser Basin machen wir die große Runde bis hin zum Morning Glory Pool und auch den
Geyser Hill umrunden wir fast 2 Mal. Das ist der aktivste vulkanische Bereich im Park. Hier finden sich auf Schritt und Tritt Geysire, Fumarolen, Heiße Quellen und Mudpots. Überall blubbert, dampft, zischt und qualmt es. Hin und wieder spritzen Meterhohe Fontänen empor - das muss man einfach mal gesehen haben - wir können uns das immer wieder anschauen. Als Höhepunkt folgt dann der Ausbruch des Old Faithful, den man hier zuverlässig alle 90 Minuten (+/- 5 Minuten) bestaunen kann. Ebenfalls: Immer wieder beeindruckend. 30-55 Meter hoch schleudert der Geysir dann jeweils 14.000 - 32.000 Liter kochendes Wasser). Das kocht hier übrigens schon bei 97 Grad Celsius - wegen der Höhe von gut 2.250 Meter. Wir merken es schon, dass wir hier ständig auf einer Höhe oberhalb des Nebelhorns bei Oberstdorf herumwandern - hin und wieder muss man schon verschnaufen.

Die Cowboyhüte mussten heute auch erstmals ran, sonst wären wir gnadenlos verbrannt und die Sonne hätte uns den Garaus gemacht. Auf dem Boardwalk rund um den Geyser Hill gibt es so gut wie keinen Schatten. Auf dem Weg nach West Yellowstone naschen wir Trauben aus unserer Icebox und gönnen uns noch kurz den Abstecher über den
Firehole Lake Drive.

Kurz nach 17:00 Uhr erreichen wir die
Yellowstone Lodge in West Yellowstone, Montana. Von hier zur Loop sind es gerade mal 20 Kilometer. Das ist ein Katzensprung und gut für morgen. Zum Vergleich: gestern und heute waren es von der Ranch aus gut 100 km bis zur Loop hinter dem Osteingang. Von Cody aus sind es nochmal gut 20 km weiter.

Abendessen waren wir im Geyser Grill. Gabi hatte ein sehr leckeres Buffalo-Steak, mir haben die Shrimps sehr gut geschmeckt. Vorher hatte ich schon die Fotos von gestern und vorgestern versorgen können, hier muss nun nur noch die Auswahl für die Homepage getroffen werden - vielleicht morgen.

Für morgen planen wir einen guten halben Tag im Park. Hier in West Yellowstone gibt es ein „Grizzly & Wolf Discovery Center“. Dort hat man sich ganz der Erforschung dieser Tiere verschrieben. Das wollen wir uns gerne ansehen. Außerdem gibt es hier ein IMAX-Kino mit einem Film über den Yellowstone, der morgen Abend unsere Eindrücke abrunden könnte. Bis dann!

Tagesetappe: 256 km
Übernachtung:
Yellowstone Lodge, West Yellowstone, MT


Yellowstone NP - east side

BAE9051 (20140907)
Grand Canyon of the Yellowstone, Lower Falls- Yellowstone NP

Es ist nachts kalt hier in den Bergen. Um 07:00 Uhr sind wir wach, packen unsere Sachen für den Tag, schließen unsere kleine Hütte ab und machen uns auf den Weg in den
Yellowstone NP. Nach 2011 haben wir uns dieses mal noch etwas mehr Zeit für den Park genommen. Heute werden wir den Tag auf der östlichen (Cody zugewandten) Seite verbringen. Morgen fahren wir quer durch den Park nach West Yellowstone (für 2 weitere Nächte), statten dabei dem Bereich mit den meisten Geysiren einen Besuch ab und übermorgen haben wir dann zur freien Verfügung für die Dinge, die uns noch besonders am Herzen liegen. So der Plan.

Die Anfahrt von Cody aus in den Park ist schon spektakulär. Im Bereich des
Yellowstone Lake erreichen wir die „Loop Road“ in Form einer 8. Wir kennen den Park ja schon aus 2011 und so können wir uns ganz gemütlich die Dinge ansehen, die uns damals besonders gut gefielen oder die wir noch nicht gesehen haben.

Bei einem kurzen Stop im Visitor Center an der „
Fishing Bridge“ wird unsere Planung bestätigt. Alles scheint gut bedacht zu sein, die Rancherin ist zufrieden mit uns und auch der Wetterbericht scheint für heute und morgen zu passen. Lange hatten wir bei der Planung überlegt, ob wir heute die gesamte östliche Seite der Loop abfahren und den Park dann nach Fahrt durch das Lamar Valley über den Nordostausgang verlassen sollten. Das bedingt dann eine weite Fahrt „außen herum“ zurück nach Cody. Wollten wir eigentlich nicht machen (wir wollten zurück zum Osteingang) - die Rancherin empfiehlt das aber unbedingt und so machen wir es dann auch.

Kaum im Park, sehen wir auch schon den ersten Bison zwischen den Bäumen stehen. Wir wenden uns der
Mud Volcano Area zu und wandern ausgiebig umher. Dabei schließen wir auch einen Trail ein, den wir damals ausgelassen hatten. Überall blubbert, zischt und dampft es. Uns wird wieder bewusst, dass wir auf einem Supervulkan spazieren gehen. Wenn der mal komplett ausbrechen sollte, möchte ich nicht mehr auf diesem Planeten sein.

Dem
Grand Canyon of the Yellowstone widmen wir auch diesmal wieder viel Zeit. Kurze Trails führen zum Artist Point und anderen Stellen, von denen man einen sagenhaften Blick auf die beiden Wasserfälle (Upper & Lower Falls) und die gigantische Schlucht hat.

Auf der Loop halten wir immer wieder an, weil Büffel die Straße queren oder atemberaubende Aussichten von stahlblauem Himmel locken. Gegen Mittag kehren wir im „
Canyon Village“ ein. Dort gibt es u.a. eine Kombination aus General Store, Eatery und Gift Shop, wo wir zunächst lange mit einem Fotografen fachsimpeln, der heute hier seine Bücher signiert und verkauft. Netter Kerl! Dann kaufen wir uns zwei Dosen Instant-Nudelsuppe (1,99$) und eine Tüte „Pretzel“. heißes Wasser gibt es natürlich auch uns 5 Minuten später sitzen wir an einem Picknicktisch in der Sonne und lassen uns die Suppe schmecken. Meine ist „hot“ gekennzeichnet und tatsächlich hebt sie mir fast die Schädeldecke ab.

Nun fahren wir über den
Dunraven Pass mit fantastischen Tief- und Weitblickes zum Lamar Valley. Die Rancherin hatte es als „Serengeti des Yellowstone“ beschrieben und tatsächlich breitet sich die Landschaft rechts und links der Straße in sanften Hügeln aus, auf denen immer wieder Tiere - vornehmlich Büffel - zu sehen sind.

Auch die weitere Fahrt über den „Chief Joseph Scenic Byway“ - z.T. durch Südmontana - ist landschaftlich äußerst sehenswert. Das Licht wechselt ständig zwischen dunkel-bedrohlich (gewittrig) und gleißend sonnig. Tolle Fahrt, wenn auch tatsächlich lang. Am Ende stehen 368 km auf dem Tacho.

In
Cody mache ich schnell noch Fotos vom Irma-Hotel draußen. Dabei spricht mich ein Engländer mit Nikon an und schon entsteht eine dieser netten Unterhaltungen. Seine Frau hat sich Gabi geschnappt - super. 15 Minuten später tanken wir kurz und springen dann noch in den Walmart rein. Weitere Wasservorräte werden gebunkert. Außerdem kaufen wir Obst und weitere Lebensmittel, u.a. ein großes, gut belegtes Baguette für morgen zum Frühstück und darüber hinaus warme Hähnchenteile, Nudel- und Krautsalat für das Abendessen.

Letzteres haben wir eben mit Rotwein vor unserer Hütte mit Blick auf den See heruntergespült. Lecker, gemütlich und gut.

Nun werden wir uns noch um die Homepage und die Fotos kümmern und dann noch etwas draußen sitzen (denkste - die Mücken treiben uns rein). Der Ranchaufenthalt ist klasse. Beim nächsten Mal würden wir wieder hier übernachten - allein wegen Cody. Für den Yellowstone ist das Quartier direkt im Park (wenn auch teuer) aber Gold wert. Man verliert einfach viel Ziert mit dem Hinein- und Herausfahren. Zeit, die man besser mit Tierbeobachtungen früh morgens verbringen könnte. Von der Ranch aus (die ja bereits gut 20 km hinter Cody Richtung Park liegt) fährt man locker 1,5 Stunden bis zur Loop. Dabei gibt es auch viel zu sehen - ich würde andren aber empfehlen, die eigentlichen Parktage auch im Park zu bleiben.

Tagesetappe: 368 km
Übernachtung:
Red Pole Ranch, Cody, WY

Von Mammuts, Bisons, Erdmännchen und anderem Getier …

BAE8080 (20140903)
Bison im Wind Cave NP

Wir schlafen bis nach 07:00 Uhr - Zeitumstellung ade! Dann machen wir uns fix fertig, skypen kurz mit Vater & Mutter und packen unseren Wagen. Heute kommt erstmals die Icebox zu ihrem eigentlichen Zweck. Das Eis gibt es wie immer kostenlos in großen Mengen aus der Maschine. Ebenso kann sich Gabi dort einen Instantkaffee anrühren. Süßes Gebäck und Obst gibt es auch, ok.

Gegen 08:20 Uhr rollen wir vom Hof, tanken kurz voll (Benzin ist in Nebraska günstiger als in Colorado!). 2 riesige Coffee to go und 2 Sandwiches finden den Weg ins Auto und schon gehts auf der #385 nordwärts über Chadron Richtung
Hot Springs in South Dakota. Der Weg führt wieder durch welliges Grasland. Tempomat rein und rollen lassen. Ein einziges Mal überhole ich einen großen Viehtransporter, der eingebogen war und anfährt. Das lässt der nicht auf sich sitzen: Zusammen mit 3 Kollegen wird er kurz darauf im Rückspiegel immer größer und zieht vorbei. Die anderen tun es ihm gleich. Dabei lassen sie mich stehen, wie ein Porsche ein Dreirad - und dass, obwohl ich schon 5 mph schneller fahre als die erlaubten 60 mph.

An anderer Stele kommt uns einer dieser unendlich langen Züge entgegen. 2 Loks vorne, unzählige Wagons (Gabi hat gestern mal rund 120 gezählt), 2 Loks hinten. Soweit normal. Was ich noch nie gesehen habe: vorweg fährt ein Auto (!) rückwärts auf den Schienen!!! Straßenschilder wie „Oglala National Grasland“ oder „You’re entering Sioux County“ machen deutlich, dass wir uns auf historischen Indianerland befinden.

In Hot Springs treffen wir um 11:30 ein. Hier befindet sich die „
Mammoth Site“ eine weltbekannte Ausgrabungsstätte. Vor 26.000 Jahren lebten hier diese Giganten und wir treffen sie heute an - zugegebenermaßen etwas verändert. Was war passiert? Es gab damals hier eine Erdabsenkung, die ein größeres Loch erzeugte, dass voll Wasser lief. Die Mammuts wollten davon trinken, fielen rein und saßen in der Falle, weil sie nicht mehr rauskamen. Unglaublich? Haben wir selbst gesehen in dem Einführungsvideo vor Ort. Noch heute wird dort gegraben und geschürft. Das ehemalige Erdloch ist inzwischen eine komplett überdachte Ausgrabungsstätte inkl. Ausstellung im laufenden Betrieb. 106 Stoßzähne haben sie bereits gefunden und daraus ist zu schließen, dass hier mindestens 53 Mammuts liegen. Hinzu kommen noch Bären, Löwen und andere Tiere. Schaut mal die Fotos, das war ein sehr interessanter und lehrreicher Rundgang.

Kurz hinter Hot Springs erreichen wir den
Windcave NP. Dieser ist bekannt für seine großen Höhlensysteme - die lassen wir heute aus. Uns ist mehr nach blauem Himmel und frischer Luft. Bekannt ist der Windcave NP aber auch für seine hier heimischen 400 Bisons und unzähligen Prairie Dogs (sehen aus wie Erdmännchen, wenn sie sich aufstellen). Von den Bisons haben wir 399 gesehen, die Erdmännchen auch fast alle. Im Ernst: wir sind kaum im Nationalpark, da sehen wir den ersten Bison fernab im Gelände. 5 Minuten später eine Herde nicht weit von der Straße entfernt, einer auf der Straße. Da fotografiere ich natürlich gleich - aus sicherer Entfernung, denn mit diesen Kolossen ist nicht zu spaßen. Im Auto wagen wir uns näher heran und die ersten Nahaufnahmen entstehen.

In der Folge tauchen immer wieder Bisons auf. Einmal fotografiere ich wieder intensiv aus dem Wagen heraus, da setzt sich die ganze Herde in Bewegung und kreuzt die Straße, Vor, hinter und neben dem Auto: Bisons in allen Altersstufen. Da macht Gabi das Fenster besser zu und die Harleyfahrer, die gerade von vorne kommen, trauen sich auch nicht weiter. Super Erlebnisse, warten wir auf die Fotos.

Später kreuzen einige Tiere die Straße, die wie Antilopen aussehen, wahrscheinlich eine Rehart? Muss ich noch nachschauen (erledigt: das sind Pronghorns, tatsächlich eine amerikanische Antilopenart). An den Windcave NP schließt sich der
Custer SP an. Wir sind in den Black Hills angekommen. Die Straße windet sich in Serpentinen durch Laub- und Nadelwald, immer wieder unterbrochen von größeren Lichtungen. Schöne Musik dazu - wir genießen das sehr! Auf dem „Needles Highway“ fahren wir zum Sylvan Lake. In die Landschaft haben sich nun Felsnadeln gesellt, die alles noch Interessanter machen.

Den Sylvan Lake finden wir auch prima. Wir umrunden ihn auf einem abwechslungsreichen Trail - schön, sich hier die Füße zu vertreten, auch wenn sich kurz mal einige dunkle Wolken vor die Sonne schieben.

Auf dem Schlussstück bis
Custer begegnen uns noch Truthähne (Asterixleser kennen die Guru-Gurus) und Langhornrinder. Gabi macht Fotos bis einer den Kopf senkt und auf sie zustürmt. Da ist ein Zaun dazwischen - dem traut sie aber nicht. Mit wenigen Sätzen ist sie im Auto.

Nun haben wir die Bavarian-Lodge in Custer erreicht, die unser Zuhause für die nächsten 2 Nächte ist. Schön - sieht wirklich etwas bayrisch aus und sie hat auch einiges zu bieten. Swimmingpools drinnen und draußen, Frühstück und für uns ein Zimmer (auf Wunsch: oben). Hier können wir später draussen sitzen und Wein trinken. Zuerst gehen wir aber was essen und wahrscheinlich fahren wir gleich noch die 20 Minuten zum Mount Rushmore. Der ist zwar morgen früh auf dem Weg in die Badlands auch dran, heute Abend findet dort bei Sonnenuntergang aber die Zeremonie mit Nationalhymne, Veteranenehrung und Beleuchtung statt. Das nehmen wir wohl gerne mit …

Wir essen vorher noch zu Abend im zugehörigen Bavarian Restaurant. „Spatzle“, „Bratwurst“ und „Sauerbraten“ reizen uns aber heute nicht. Es gibt Spicy Buffalo Wings & Burger.

Die gut 30 km bis zum
Mount Rushmore National Memorial sind in 25 Minuten erledigt. Alles ist gut organisiert, für 11$ dürfen wir nun ein ganzes Jahr lang täglich mit unserem Auto bei der amerikanischen Kultstätte vorbeischauen.

Es sind einige hundert Leute hier heute Abend und um 20:00 Uhr geht es im Amphitheater und dem Grand Theatre los. Über uns thronen die gut 20 Meter hohen Köpfe der 4 Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln (v.l.n.r.). Ein Ranger hält eine Einführung, es ist mucksmäuschenstill. Er erklärt die Macht des Kunstwerkes und die Wichtigkeit eines jeden Einzelnen. Nach dem Motto: hier werden nicht vier Präsidenten gefeiert - das Denkmal steht zur Ehre von uns allen, die wir Gutes tun, an die Zukunft glauben und andere unterstützen hier. Ok.

Dann gibt es einen Film („Freedom“), in dem es um die Amerikanische Idee, die vier Präsidenten mit ihren jeweiligen wichtigen Akzenten für die amerikanische Entwicklung, die „Native Americans“ (das ist die offizielle Bezeichnung der Indianer) und den Weltfrieden geht. Am Ende markige Bilder zur Amerikanischen B-Hymne. Dabei muss ich an die Übersetzung von Harry Rowohlt denken. t dem Feuerwerk am Ende des Films beginnen die inzwischen in der Dunkelheit verschwundenen Büsten hoch über uns zu leuchten, sie werden heller und heller. Auf kurze Aufforderung stehen alle auf und singen die Hymne - diesmal die bekanntere A-Hymne. Alles sehr ernsthaft.

Nun werden alle anwesenden Veteranen (oder stellvertretend Familienangehörige) auf die große Bühne gebeten. Sie stehen in Reih’ und Glied. Rechts um, Blick zur Fahne. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. 6 von ihnen holen feierlich gemeinsam mit dem Ranger die Fahne ein. Dann darf sich jeder kurz vorstellen und wird beklatscht. Das machen wir eine Weile mit, dann schließen wir uns den ersten an, die gehen. Gute Idee, so kommen wir besser vom Parkplatz.

Auf dem Rückweg durch dunkle Nacht reden wir über das Erlebte. Das war sehr amerikanisch, hatte aber was. Sehr feierlich, irgendwie gut. Das Rudel Rehe sehen wir rechtzeitig, um 21:20 Uhr sind wir wieder zu Hause. Tagebuch ist fertig, Fotos werden morgen gesichtet. Jetzt geht es mit einem Rotwein und ein paar Chips vor die Tür auf die Veranda. Wir haben schließlich Urlaub.

Tagesetappe: 385 km
Übernachtung: Bavarian Inn Motel**, Custer, SD

Rocky Mountain High - Colorado

BAE7808 (20140901)
Jürgen auf dem Trail zum Dream Lake, Rocky Mountain NP


Na das mit den Fotos hat leider nicht gut geklappt. Die Website stellt die Bilder nicht so dar, wie ich es gerne hätte. Da werde ich in den nächsten Tagen mal eine Alternative suchen müssen, bis dahin verschwinden die Fotos wieder, das erhöht die Vorfreude …

Die Nacht war auch eher wenig berauschend. Immer wieder liegen wir eine Zeit lang wach, der Körper will sich wohl doch noch nicht so ganz an die neuen Zeiten gewöhnen. Und gleich 2 Nächte hintereinander auf über 2.500m Höhe - ist auch ungewohnt.

Egal - gegen 08:00 Uhr starten wir in den
Rocky Mountain NP. Dabei nehmen wir die „Trail Ridge Road“ in Angriff, die uns bei strahlend blauem Himmel immer weiter in die Höhe führt. Kälter wird es und windiger. Tolle Aussichten auf die mächtige Bergwelt laden zum Fotografieren ein. Nebenbei: ich habe eben mal 4 Hochformataufnahmen (RAW) in Photoshop zu einem Panoramabild zusammenrechnen lassen (klappt super, habe ich vorher noch nie gemacht - Zauberei). Das Ergebnis ist eine 1,15 GB (!) große Bilddatei. Damit kann man dann das Wohnzimmer tapezieren. Ich schweife ab …

Irgendwann sind wir auf dem „
Fall River Pass“ in der sagenhaften Höhe von 3.713m. Höher kann man in den USA nicht mit dem Auto hinaufkommen und auch wir fühlen uns „Top Of The World“. Höher waren wir noch nie und die Atmung hat ganz schön was zu tun. Gleich hinter dem Pass befindet sich das Alpine Visitor Center mit angeschlossenem Shop und Café. Also genießen wir mal einen Latte Macchiato und einen energiereichen Cookie hoch in den Wolken. Gabi findet in „Tiny Little Bear“ einen neuen Reisebegleiter, der nun auch hin und wieder auf Fotos auftauchen wird.

Später fahren wir wieder hinab Richtung
Bear Lake Area - hier soll es noch viele schöne Trails geben. Stimmt! Da Labour Day ist und die Amerikaner ihren letzten Ferientag genießen und begehen wollen ist es ziemlich voll. Wir parken am „Park and Ride“ und nehmen den kostenlosen Shuttlebus zum Bear Lake. Dort beraten wir uns kurz mit einer Rangerin. Überall blauer Himmel nur genau vor uns ziehen dunkle Wolken auf. Die Prognosen sind aber gut und so starten wir zur „3-Seen-Tour“. Ausgehend von einer Höhe auf 2.500m geht es steil hinauf auf gut 2.700m. Auf dem Weg zum „Emerald Lake“ passieren wir den „Nymph Lake“ und den „Dream Lake“. Alles sehr schön und die dunklen Wolken halten sich zurück. Chipmunks und Squirrel wuseln um uns herum und wir fotografieren die schöne Bergkulisse, uns und die putzigen Tierchen.

Das ist trotz der kühlen Temperaturen in der Sonne eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit hier und ich komme gut ins Schnaufen. Nach einer kurzen Rast am Emerald Lake geht es auf dem gleichen Weg zurück. Da das Wetter heute viel besser ist als gestern umrunden wir noch einmal den
Bear Lake - zumal auch Tiny Little Bear den noch nicht kennt.

Der Bus bringt uns dann gegen 14:00 Uhr zum
Sprague Lake, den wir ebenfalls umrunden. Dabei stoßen wir auf eine kleine Gruppe Elks, die in den Büschen leckeres Grünzeug fressen. Wir machen aus der Distanz einige Fotos, können dann aber doch nicht wiederstehen, uns an einen etwas näher heranzumachen. Plötzlich kommt der einige Schritte auf uns zu und bleibt höchstens 5 Meter vor uns stehen. Ups, ist der groß! Sein Kopf überragt meinen deutlich. Da macht Gabi schnell 2 Schritte hinter den nächsten Baum und auch ich mache lieber einen Rückzieher.

Toller Tag in wunderbarer Umgebung! Ich kann absolut nicht glauben, dass wir vorgestern Morgen noch in Nieukerk waren. Der Bus bringt uns schnell zum Park and Ride und ebenso schnell sind die paar Meilen bis ins Motel zurückgelegt. Es folgt ein kleiner Mittagsschlaf, damit wir heute Abend nicht wieder um 21:00 Uhr flach liegen und morgens nicht mehr pennen können.

Danach machen wir einen kleinen Bummel durch
Estes Park. Wie so oft gibt es hier nicht viel mehr als die Hauptstraße. Dafür verfügt diese aber über ganz viele sehr nette Geschäfte und Restaurants und vor allem: Candy-Shops. Die gibt es hier mindestens so häufig wie bei uns die Handy-Shops (kein beabsichtigter Reim!). In jedem zweiten Schaufenster drehen sich die Knethaken mit der süßen Zuckermasse. Es riecht überall fantastisch und auch die Fassaden sind hübsch anzusehen. Prima - ihr werdet über die Fotos einen Eindruck bekommen.

Schließlich landen wir in „Poppy’s Pizza & Grill“, ergattern draußen einen Tisch direkt am Fluß und ordern Rotwein, Colorado Native (Bier), einen Buffalo Burger mit Onion Rings sowie eine Enchillada-Pizza (mexikanische Art mit allem, was scharf ist). Klasse Idee, super Umsetzung des Kochs - wir sind begeistert.

Dann geht es zurück zum Zimmer, wo wir uns an die Fotos und den Tagebucheintrag machen. Alles gut - wenn ich jetzt noch diese Geschichte mit den Fotos im Netz hinbekomme, mal sehen …

Tagesetappe: 95 km
Übernachtung: The Haber Motel****, Estes Park, CO

Von Denver in die Rocky Mountains …

BAE7550 (20140831)

Gabi vor der Skyline von Denver

Die erste Nacht ist ja immer komisch, denn man muss mit der Zeitverschiebung klarkommen. Einerseits bist du total müde, weil man fast 24 Stunden auf den Beinen war - andererseits geht man (nach der inneren Uhr) frühmorgens schlafen und soll bis in den Mittag hinein pennen. Das kann ja nicht klappen.

Natürlich liegen wir mehrfach wach, dennoch schaffen wir es bis 06:00 Uhr liegen zu bleiben. Damit sind wir absolut zufrieden und wir richten erst mal unsere Sachen. Das „first aid kit“ muss in den Rucksack, die Kameras wollen auf die aktuelle Zeitzone eingestellt werden etc. Gabi hat sich im Badezimmer schon den ersten Kaffee gemacht und so beginnt der Tag recht gemütlich.

Dann lade ich mir noch ein interessantes Feature für unsere Website herunter. Mal sehen, ob ich RapidMaps noch zum Einsatz bringe diesen Urlaub. Dazu muss ich mich damit erst mal vertraut machen.

Für den Vormittag steht
Denver auf dem Programm und wir schauen noch mal kurz in die Planung, was es denn so zu sehen gibt. Um 08:00 Uhr gibt es einen Kaffee im Hotel und dann starten wir in unseren Urlaub 2014. Ich kann noch gar nicht glauben, dass es nun endlich so weit ist.

Das „Hampton Suites“ ist wirklich eine Empfehlung wert. Das Zimmer ist klasse und das Frühstück für amerikanische Verhältnisse großartig. Rührei & Southwest Bratkartoffeln, Bagels, Müsli, frische Waffeln und Obst, Joghurt etc. Dazu Kaffee wahlweise „decaf“, „regular“ oder „booster“ - „the eye-opener“. Klasse!

Um 08:40 Uhr fahren wir los und zuerst geht es zum
Museum of Nature & Science. Nun ist es nicht so, dass wir unseren Urlaub gleich mit einem Museum starten wollen. Der Blick auf die City soll von hier aus aber besonders schön sein. Stimmt! Ein sehr schöner Park umgibt das Museum und von dort zeigt sich die Skyline von Denver von ihrer besten Seite. Wir bummeln durch die riesige Grünanlage - außer uns sind zu dieser Stunde nur einige Jogger, ein fotogenes Squirrel und einige Gänse unterwegs. Durch den Chessman Park, eine weitere gigantische Freifläche in Denver, nähern wir uns der City.

Downtown, Larimer Square mit den alten Fassaden (Old Town), LoDo (Lower Downtown mit dem Bahnhof) und Capitol - das alles liegt an oder rund um die 16th Steet. Das ist praktisch. Ein mal parken, alles sehen. Wir finden nach einigem Suchen eine Parkfläche 2 Blocks abseits -10$ für 24 Stunden. So lange wollen wir zwar nicht bleiben, alle anderen Parkplätze an der 16. Straße kosten aber 10$ die Stunde (!) - heftig. Die eigentliche „Fußgängerzone“, die 16th Street Mall ist ca. 2km lang und wirklich sehr sehenswert. Da Labor-Day ist, finden überall Feste mit Live-Musik und sonstigen Vergnügungen statt. Sogar eine richtige Kirmes gibt es heute am Capitol.

Die Restaurants und Geschäfte sind auch prima - schöne Stadt. Straßenmusikern wird es leicht gemacht, vor allen denen, die Klavier spielen. Denn entlang der gesamten Straße stehen immer wieder bunte Klaviere, die darauf warten, dass man Musik auf ihnen macht.

Es gibt „Free-Mall-Shuttle-Busse“, die kostenlos immer die Straße hinauf und herunter fahren - sehr praktisch. Den nehmen wir um den Bahnhof „Union Square“ zu erreichen. Die Bahnsteige sind sehr modern, das Innere des Bahnhofes aber alt belassen und offensichtlich Treffpunkt für Jung und Alt. Das gefällt uns sehr gut.

Nach gut 2 Stunden Bummelei fahren wir aber nun nach
Estes Park, wo wir gegen 14 Uhr am „The Haber Motel“ eintreffen. Check-in ist erst um 15 Uhr und die kleine Office-Bude noch geschlossen. Da wir ohnehin Hunger haben, kehren wir beim Mexikaner nebenan ein und lassen uns Burritos, Tacos und Nachos mit grüner (hot!) und roter (medium) Salsa schmecken. So vergeht die Zeit wie im Flug und wir können unser riesiges Zimmer im kleinen Motel beziehen. Sehr schön! Hier bleiben wir 2 Nächte.

Wegen Labor-Day ist auch in Estes Park die Hölle los. Natürlich wird gefeiert und die kleine Stadt ist proppenvoll. Dennoch kommen wir recht zügig in den
Rocky Mountains Nationalpark, lassen uns im Beaver Meadows Visitor Center beraten und entscheiden, heute nur noch eine Wanderung rund um den Bear Lake in Angriff zu nehmen, Es ist ein wunderbarer Sommertag gewesen, doch jetzt sind dunkle Wolken aufgezogen und über 3.000m wollen wir deshalb heute nicht hinaus.

Der Bear Lake liegt auf knapp 2.900m und wir spüren die dünne Höhenluft sehr gut. Auf dem Weg haben wir große Hirsche mit prächtigem Geweih (Elks) gesehen und wir kommen trocken rund um den See. Auf der Fahrt sind einige dicke Tropfen gefallen, aber nur vereinzelt.

Als wir gegen 18:00 Uhr wieder im Motel sind, machen wir uns an die Fotos und das Tagebuch Dabei hilft ein Glas Rotwein, den wir auf dem Rückweg im Liquor Store erstanden haben. Auch unsere Icebox haben wir inzwischen, für sagenhafte 2,70$.

Soviel für heute. Gabi ist müde und ich habe fertig. Nun noch das Tagebuch online stellen, evtl. Fotos bearbeiten und auch hochladen, mal sehen. Und dann: auf morgen freuen: da erwartet uns ein weiterer Tag im Rocky Mountain NP. Gute Nacht.

Tagesetappe: 180 km
Übernachtung: The Haber Motel****, Estes Park, CO