USA-West 2014

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

Unten in dieser Seitenleiste findet ihr Stichworte und Daten, die euch helfen, bestimmte Beiträge schneller wieder zu finden.
Insbesondere sind die älteren Beiträge im "Archiv" zu finden - sie sind unter den Datumsangaben wochenweise abgelegt!

Auch steht der neueste Eintrag immer
oben auf der Seite! Wenn ihr die Reihenfolge benötigt, weil ihr z.B. einige Tage nicht "mitgereist" seid, dann lest die Einträge bitte von unten nach oben.

Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!

Gabi & Jürgen on Tour ...

San Diego - Sea World


BAE1548 (20140919)
Orca-Show im Shamu-Stadium, Sea World San Diego, CA


Noch so eine warme Nacht. Wir sind früh wach, ich gehe raus zum Pool und skype erst mit Birgit, dann mit Vater & Mutter. Die beiden werden täglich auf diese Weise „auf Stand“ gebracht.

Da wir einiges vorhaben heute, packen wir zügig zusammen und um kurz nach 8 Uhr sind wir bereits an der Tankstelle - vielleicht zum letzten Mal? Als wir
Palm Springs über die #111 verlassen, schüttelt kräftiger Wind das Auto. Hier scheint eine heftige Windschneise zwischen den hohen Bergen zu verlaufen und man macht sich das hier zu nutze: hunderte, wenn nicht über 1.000 Windräder drehen sich vor uns am Hang.

Nur wenige Kilometer weiter ist der blaue Himmel plötzlich weg. Vor uns baut sich eine mächtige Wolkenwand auf, es bleibt aber trocken. Wir verzichten heute auf Umwege und steuern auf direktem Wege
Sea World an. Dabei geht es über verschiedene Interstates zügig dahin. Wir merken, dass wir uns auf Großstadtterrain begeben, als die Zahl der Spuren (alleine in unsere Richtung) zwischenzeitlich auf 12 (zwölf!) anwächst. Da heißt es super aufmerksam sein, um z.B. die richtigen 3 Abbiegespuren zu erwischen. Bester Tipp: immer „mitschwimmen“ in der Einheitsgeschwindigkeit, bei Bedarf auch rechts überholen und immer rechtzeitig blinken, damit die hinter einem wissen, was man vorhat.

Auch der „Stadtverkehr“ - ausschließlich über Autobahnen - hat es in sich, doch mit der nötigen Gelassenheit sind wir um 10:30 Uhr vor den Toren von Sea World angekommen. Wir sind nicht die einzigen, die heute den Park besuchen wollen, doch man ist hier gewohnt, mit dem Andrang 30 Minuten nach Parköffnung umzugehen.

Auto abstellen (wolkenverhangener Himmel), Taschenkontrolle, anstellen an den Ticketschaltern, Tickets lösen und rein ins Vergnügen. Wir bekommen 20 Dollar „discount“ pro Person, wahrscheinlich, weil einzelne Fahrgeschäfte (die wir ohnehin nicht genutzt hätten) heute wegen Wartung geschlossen sind. In den 25 Minuten zwischen Parken und jetzt haben sich ALLE Wolken verzogen, die Sonne knallt mit voller Wucht vom stahlblauen Himmel. Die wird uns heute braten.

Gut, dass Gabi dran gedacht hat, für mich eine Basecap einzupacken, so schmilzt mein Kopf wenigstens nicht weg. Gabi durchnässt später mein Taschentuch und bindet sich das als Sonnenschutz auf den Kopf. Es ist mörderheiß und meist gibt es keinen Schatten auf den Tribünen …

Ok - hier kommen die nötigen Worte zu dieser Art von Parks. Es ist unser erster „
Vergnügungspark“ in den USA und im Grunde ist es wie bei uns: teuer - nur größer. Hier haben wir die zweifelhafte Mischung von Meeres-„Tierpark“ und Vergnügungspark. Frage: wenn nicht hier - wo sonst gehört so ein Park hin? Und: es ist sauer, für die lieben Kleinen gibt es unzählige Spielplätze, Sprungmatten, Sandkästen - alle auf das Meeresthema abgestimmt. Die Tierpräsentationen sind erstklassig - selbst bei den „normalen“ Becken oder themenbezogenen Häusern sind immer Pfleger anwesend, die Erklärungen abgeben o.ä. Das Ganze ist unterhaltsam aufgebaut, den Tieren scheint es an nichts zu fehlen und bei den Vorführungen scheinen sie nur darauf zu warten, endlich loslegen zu dürfen. Darüber hinaus wird überall sanft - aber deutlich - darauf verwiesen, was mit den Eintrittsgeldern alles an Tierpflegeprogrammen inkl. anschließender Auswilderung etc. geleistet wird. Alles überspannende Headline: „We (humans & wildlife) belong to one family. Save the ocean, save mother earth!“

Wartezeiten bei den „
Thrill-Rides“ (Achter- und Wildwasserbahnen etc.) sind sehr moderat - jeweils 5-10 Minuten. Fazit vorweg: mir hat der Tag sehr gut gefallen, was ganz besonders an den Shows lag, deretwegen wir eigentlich hier gewesen sind. Wegen des strittigen Gesamtthemas bin ich gerne bereit, zu Hause einmal freiwillig „Free Willy“ (nein, ich meine nicht dich, Wilfried) zu gucken.

Die
Tierpräsentationen sind wirklich gut gemacht. Es gibt ein Pinguinhaus, ein Haihaus (mit Unterwassertunnel und neben den uns vom Tauchen bekannten Haiarten auch weiße Haie etc., die über deinem Kopf schweben), Seelöwenbecken, Aquarien, Amphibienausstellungen etc. Es macht Spaß, den Wildwasserbahnen und der Achterbahn „Manta“ zuzuschauen und im Komplex „Wild Arctic“ werden wir auf eine Hubschraubermission in die Arktis geschickt. Großes Brimborium vorweg, dann anschnallen und los geht der wilde „Flug“ in einem Simulator über die Arktis. Wir werden kräftig durchgeschüttelt, sehen viele Tiere unter uns hinwegziehen, geraten in einen Schneesturm und müssen dann in einer „Außenstelle“ notlanden. Als wir dort den „Heli“ verlassen, sind wir mitten in der echten Tierpräsentation von Belugawalen, Eisbären, Walrossen etc. Gut gemacht.

Besonders ist hier auch, dass man (mit erweiterten Eintrittskarten) auch
Zusatzprogramme buchen kann. Begegnungen mit Orcas, Belugas, Abendessen am Orcapool oder schwimmen mit Delfinen? Alles ist hier möglich.

Drei
Shows sehen wir uns an: Im „Dolphin Stadium“ gibt es eine Delfinshow, bei der aber auch Wale und viele Vögel (Papageien, Pelikane etc.) mitwirken - alles verpackt in ein Märchen mit viel Musik, Artisten und Tamtam.

Die „
Sea Lion & Otter Show“ ist eher lustig aufgesetzt und SEHR unterhaltsam. Besonders der kleine Otter, der immer wieder hereinhuscht, Sachen klaut oder bringt und Gesten drauf hat, die gar nicht „otterlike“ sind, ist witzig. Die beiden Seelöwen sind wendig und artistisch veranlagt - super, wie elegant sie sich bewegen. Und die menschlichen Akteure haben ebenfalls Witz. Gut.

Die Hauptattraktion ist - zu Recht! - die
Orca-Show im „Shamu-Stadium“. Diese Giganten der Meere springen und agieren zu sehen - das hat was und das gibt es bei uns nirgendwo so zu sehen. Vor der Show wird eindringlich gewarnt: in den ersten 16 Reihen wird man nass - und wenn wir „nass“ sagen, dann meinen wir „sehr nass!“. Wer das nicht möchte (oder wie wir eine Kamera zu schützen hat), setzt sich lieber auf die höheren Ränge. Oh mein Gott, was haben die Orcas (und vorher auch schon im anderen Theater die Delfine) die Leute nass gemacht. Da blieb nichts trocken. Freut euch auf die Fotos - da gewinnt ihr einen Eindruck (und werdet nicht nass dabei).

Das ist ein extrem entspannter Tag. Aber wir werden gebraten - ohne Mitleid! After Sun und Fenistil gehören heute Abend zu unseren besten Freunden.
Gestern zeigte das Thermometer mal 43 Grad Celsius - heute ist es nicht kühler, aber es gibt etwas Wind.

Bis zum Motel sind es nur 10 Minuten. Hier im
Best Western Mission Bay bleiben wir nun 3 Nächte. Gerade waren wir „um die Ecke“ in einer Pizza-Bude (der App „arround me“ sei Dank, sonst hätten wir echt nochmal fahren müssen). Die 14-Zoll Pizza und der Salat waren gut. Als wir aßen, holte ein junger Mann die größte Pizza (New York Giant Pizza mit 28 Zoll Durchmesser - das sind 61 cm!) ab und kam mit dem Karton fast nicht durch die Tür. Das wäre was für uns 6 Lukas & Tim!!

Nun planen wir mal den morgigen Tag, der uns in die City führen wird. Bericht folgt - wie immer! Evtl. werden hier auch mal einige der fehlenden Fototage hochgeladen - verfolgt daher bitte auch die Fotoseite und guckt, ob was Neues dazugekommen ist (auch mittendrin).

Tagesetappe: 232 km
Übernachtung:
Best Western Mission Bay, San Diego, CA

Sunny California - Begegnungen der netten Art

BAE1374 (20140918)
Jürgen mit Chris & Melanie im Los Arboles restaurant, Palm Springs, CA


Puh, so eine ganze Nacht mit Klimaanlage steckt einem morgens ganz schön in den Knochen. Ohne ging aber gar nichts. Früh wach, Mails checken, einige beantworten, Skypen, Kaffee trinken, packen und schon um 07:30 Uhr sind wir auf dem Weg. Zuerst steht aber ein Einkauf bei Safeways und tanken auf dem Programm, dann geht es richtig los.

Am See entlang nach Süden, nach ca. 60 km am
Parkerdam rechts ab auf die #62 und schon sind wir in Kalifornien. Die Hitze ist ähnlich wie gestern Abend - Wüste pur. An unzähligen Golfplätzen sind wir bereits vorbei gekommen. Hier boomt das Geschäft mit dem Nobeltourismus: Wassersport und Golf!

Einmal auf der #62 umgibt uns aber pure Wüste. Kurzer Anruf bei Willi & Andrea, zwei sehr lieben Kollegen, die auch im Südwesten unterwegs sind und uns heute hier entgegen kommen müssten. 30 Minuten später auf der recht einsamen #62: Lichthupe - da sind sie. Wir öffnen unsere Icebox, im Angebot sind eisgekühlte Pepsi, Wasser, Budweiser und Weißwein. Andrea und ich nehmen ein Bier, Willi und Gabi eine Pepsi, weil sie fahren müssen. Kreisverwaltungstreff mitten in der Mojave-Wüste - es gibt Sachen, die gibt es nicht! Wir quatschen eine Runde am Straßenrand (es gibt wirklich weit und breit nicht, aber auch gar nichts, wo man gemütlich sitzen könnte), dann geht es für uns weiter - nicht ohne einige Erinnerungsfotos geschossen zu haben.

Um 11:30 Uhr sind wir im
Joshua-Tree NP, den wir schon 2012 echt intensiv erkundet hatten. Es ist dermaßen heiß, dass wir uns tatsächlich beschränken müssen. Wir strolchen etwas herum am Live Oak, Skull Rock und den Jumbo Rocks und essen unsere mitgebrachten Sandwiches (Eiersalat und Thunfisch) am Split Rock. Unmengen Wasser trinken wir sowieso. Es macht Spaß, zwischen den Felsen herumzuklettern, aber irgendwann geht nichts mehr. Mehr Hitze geht nicht.

Also fahren wir die über 60 km durch den Park Richtung Süden, stoppen noch am Cholla Cactus Garden und einigen schönen Punkten und erreichen die Interstate 10, die uns flugs nach Palm Springs bringen könnte. Wie so oft ist „flugs“ nicht unser Ziel und so fahren wir bei Indio wieder ab und suchen den Weg über die „Landstraße“. Namen wie „
Indian Wells“, „Palm Desert“ (hier irgendwo wohnt „Onkel Jupp“ Litjens) und „Rancho Mirage“ dürfen ja nicht fehlen auf der Reiseliste. Auffällig ist hier überall: sattestes Grün, tausende Palmen, noble Wohngegenden (meist ganze Blocks in einem Stil mit großer Mauer drum und Eingangstor). Gabi meint, dass es hier nur 2 Sorten Leute gibt: sehr Reiche Menschen und Gärtner!

Wir saugen die Eindrücke in uns auf - fotografieren geht bei dem Verkehr nicht. Siebenspurige (später nur noch 5) Durchgangsstraße durch die sich übergangslos aneinander reihenden Orte - da kommen dir erlaubten 50 mph (80 km/h) ganz schön fix vor und du musst hellwach sein. Viele Ampeln, gut fließender Verkehr - da musst du „mitschwimmen“ und auch immer wieder rechts (!) mit 80 Sachen an links stehenden Autos vorbeifliegen, wenn die rote Ampel gerade umspringt und du von hinten rechts kommst. Ich muss sagen, dass das alles sehr entspannt vonstatten ging, wenn man da aber kalte Füße bekommt: Gute Nacht!

Unser Hotel in
Palm Springs ist von der mexikanischen Art und schnuckelig wie eine Hazienda gebaut. Wir haben ein nettes Zimmer mit riesigem Bad und gerade mal 5 Schritte bis zum Pool. Da landen wir auch als allererstes - „Abkühlung“ war das zwar nicht zu nennen, aber gut getan hat es doch. Wir genießen das „Palm-Springs-Urlaubsfeeling“ und überlegen dann gegen 17:30 Uhr doch, noch mal um die Ecke zu spazieren. Der Weg zum Ausgang führt durch den Freihof des angeschlossenen mexikanischen Restaurants. Dort sitzt ein kanadisches Paar und schlürft Margaritas. Ob wir uns nicht dazu setzen wollen?

Die beiden heißen Melanie und Chris, wohnen an den Niagarafällen und machen hier 2 Wochen Urlaub. Was soll ich lange schreiben? Wir trinken jeder 2 Margaritas miteinander, erzählen ganz, ganz viel über uns und unsere Reise und irgendwann hole ich den Mac. Die beiden würden gerne Fotos sehen - und die bekommen sie natürlich auch. Insbesondere die Bilder aus den vergangenen Jahren (Wave, Arches NP, Hole in the Rock Road etc.) hauen die beiden echt um. Sie ordern Nachos und Salsa für uns und als sie sich um 20:00 Uhr verabschieden, fallen sie uns um den Hals wie ganz alte Freunde, Melanie kommt noch mal zurück und schenkt Gabi ein Freundschaftsbändchen. Sie empfehlen uns, zum Abendessen einfach bei der Kellnerin das zu bestellen, „was wir hatten“ - das tun wir.

Mexikanische Küche vom feinsten, reichlich und sehr lecker. Als wir bezahlen, stellen wir beschämt fest, dass die beiden sämtliche Getränke der ersten Stunden übernommen haben und sind froh, dass wir Mail-Adressen ausgetauscht haben. So können wir uns zumindest bedanken und die beiden mal nach Nieukerk einladen - eine Europareise scheint geplant …

Tja, das ist es, was wir so lieben an unseren Urlauben hier: Unverhofft kommen die schönsten Begegnungen zustande. Auch die Kellnerin schien ernsthaft traurig, dass wir morgen schon weiter müssen.

Also Fazit: Von Regen keine Spur mehr, „sunny california“ zeigt sich von seiner besten Seite, dazu tolle Begegnungen mit Willi & Andrea sowie Melanie & Chris und nun „Hausaufgaben“ in angenehmer Abendwärme am Pool bei einem Glas Weißwein. Herz - was willst du mehr? NIX!

Ab Morgen kommen 3 Nächte
San Diego und 3 Nächte LA - dann geht der Flieger in den Herbst. Bis dahin sind wir gespannt, wie uns die beiden Großstädte am Pazifik gefallen werden - das wird ganz anders als bisher, aber bestimmt auch aufregend und schön.

Wir sind immer noch eine ganze Reihe Fotos schuldig - aber die Zeit reicht nicht. Spätestens zu Hause werden die nachgeliefert!

Tagesetappe: 410 km
Übernachtung:
Los Arboles Hotel, Palm Springs, CA

Sunset Cruise in der Mojave-Wüste

BAE1195 (20140917)
Sonnenuntergang auf dem Lake Havasu


Vorplanung: Eintreffzeit im Motel gegen 17:00 Uhr, tatsächliche Ankunft: 17:05 Uhr - geht doch! So ganz „nach Plan“ verlief der Tag aber doch nicht - und das war positiv!

Kein Frühstück im Desert Quail Inn, Sedona. Dafür Kaffee aus der Maschine im Zimmer, Skype mit Eltern und zackige Abreise bei sehr bedecktem Himmel. So richtig hat sich der Abstecher nach Sedona dieses Mal nicht geloht - dafür kann der Ort aber nix. Es war ja unsere Sache, gestern so spät einzufliegen.

Auf dem Weg Richtung Norden fängt es an zu regnen - das hatten wir noch nicht. Tanken und Coffee to go in
Flagstaff fassen, dann rollen wir die Interstate 40 Richtung Westen. In Williams holt sich Gabi im Visitor Center einen Stempel in ihren „Route 66 Pass“, ich fotografiere derzeit die kleinere der beiden Grand-Canyon-Dampflokomotiven - für mich groß genug und ziemlich imposant, ich komme ihr nämlich so nahe, dass ich sie anfassen kann. Die Dame im Visitor Center prophezeit Regen für die nächsten Tage in ganz Arizona und Südkalifornien. Gott sei Dank können wir das Gegenteil behaupten. Schuld sei ein Hurricane in Mexiko, der nasse Luft nach Norden bläst.

Vor
Seligman entern wir die „Historic Route 66“ und zunächst bleibt es tatsächlich ungemütlich. Deshalb kehren wir im Roadkill Cafe ein („You kill it, we grill it“) und bestellen uns zum frühen Lunch 2 saftige Burger mit Krautsalat. Im Fernsehen gibt es 2 Themen: 1. Hat tatsächlich ein Arzt im OP ein „Selfie“ mit einem weiblichen Megastar geschossen? und 2. Hat das 10jährige Mädel die Navi-Seals im Liegestützen pumpen übertrumpft? Die Welt schein noch in den Fugen zu sein, wenn dies die Topthemen im Mittagsfernsehen sind.

Alles aufgegessen - das Wetter wird gleich besser. Wir kaufen noch ein paar Souveniers, dann geht es weiter nach
Hackberry, wo der General Store ein echtes Sammelsurium an Route 66 Erinnerungen bereit hält. Auch hier werden wir fündig und während wir einkaufen, geht der letzte heftige Regenguss runter. Klaro: Stempel in beiden Orten für Gabis Pass.

Nächste Station:
Kingman - auch hier gibt es den Stempel im Visitor Center. Das ist entspannt - immer wieder mal ein kurzer Stopp. Bis hierher kannten wir die Strecke und obwohl das Navi immerzu mahnt, auf die I-#40 zu wechseln bleiben wir beharrlich auf der „alten“ Landstraße 66. Eines der riesigen Werbeplakate am Straßenrand haut mich echt um: „What, if you die this night? Heaven or Hell? Call 885 and we’ll help you!“ - Super Werbung welcher Sekte auch immer!

Was uns dann an Strecke bis
Oatman erwartet, weicht komplett von der bisherigen Route 66 ab. Geht es zwischen Seligman und Kingman eher „geradeaus auf breiter Straße“ heißt es nun: „Serpentinen meistern auf engster und „rustikaler“ Holperstrecke. Mehr als 30-35 mph geht kaum - zulässig sind 15-20 mph. Dafür ist hier nix los. naja - fast nix denn hier schleichen überall wilde Esel herum und ehe man sich versieht, steht so ein grauer „Burro“ mitten auf der Straße - und er hebt sich gegen den grauen Asphalt so schlecht ab. Einmal hilft nur eine Vollbremsung.

Oatman selbst ist skurril hoch 10! Überall Esel! Überall? Überall? Die stecken selbst den Kopf bis in die Läden. Es entstehen ein paar nette Fotos -denke ich. Und: Stempel! Bei der Weiterfahrt huschen wir an dem Schild „Road closed - no access to I-40“ vorbei. Das lässt uns nachdenklich werden und wir kehren um. Lieber einen Umweg fahren, als in 40 km feststellen, dass es nicht weiter geht. Gut gemacht, denn so erreichen wir trotz des Umwegs
Lake Havasu City um 17:05 Uhr.

In Oatman war es schon warm, sehr warm sogar. Als wir hier aus dem klimatisierten Auto steigen, haut es uns förmlich um! Wer jemals in Ägypten aus dem Flieger stieg und vor diese heiße Wand lief, die nur trockene Wüstenluft liefern kann, weiß, was ich meine. S a g e n h a f t! Uns bricht der Schweiß gleich in Strömen aus und wir retten uns ins kühle Zimmer (die Klimaanlage läuft jetzt - 4 Stunde später - immer noch). Schnell die Fotos überspielen, verschlagworten und verorten. Nun noch kurz (!) zur London Bridge (dem Wahrzeichen des Ortes). Gabi fragt, ob der Weißwein im Eisfach bleiben kann? Länger als 30 Minuten sind wir ja nicht weg! Denkste!

Wir laufen (!!) zur Brücke, denn die ist nur 10 Minuten entfernt. Unter der Brücke will Gerade ein kleines Ausflugsboot zur „Sunset-Cruise“ ablegen. 4 amerikanische Paare und der Captain an Bord. „Would you come with us?“ ruft der Steuermann. Gabi hat den „YOLO-Blick“ und ich kaufe schnell 2 Tickets. Recht hat sie: „You only live once“ - „Du lebst nur einmal“!!

Die nächsten 90 Minuten sind so super entspannend, das sich jetzt immer noch trotz Hitze schwärmen kann. Kein Licht an Bord, der große See und ein Kapitän, der schön erklären kann und gute Musik zu spielen weiß. Wir tuckern 1,5 Stunden kreuz und quer über den See. Die Sonne geht unter - super bei dem kühlenden Fahrtwind. Die Berge der Mojave-Wüste werden lila, traumhaft und romantisch. Wir gleiten in einen Canyon - auch hierzu gibt es eine Geschichte. Es wird immer dunkler und wir sehen sogar eine Sternschnuppe. Zwischendurch sind wir auch mal in Kalifornien, denn der Ort und See liegen knapp an der Grenze.

Nebenbei erfahren wir, wie man in den USA Multimillionär wird: Visionär sein, an Dinge glauben und sie umsetzen. Der Mensch, der diese Stadt „erfunden“ hat, hat allein mit dem Landverkauf (mitten in der Wüste) innerhalb weniger Jahre 100 Millionen Dollar verdient. Dann hat er die London-Bridge, die den Engländern zu klein geworden war, gekauft, jeden Stein nummerieren lassen und Stück für Stück importiert und hier wieder aufgebaut. Kosten? Mehrere Millionen Dollar. Verlust? Nein! Er hat nämlich nur die äußere (übrigens sehr, sehr hübsche) Hülle aufbauen lassen. An der sieht man an einer Stelle noch die Einschusslöcher der deutschen Jagdflieger aus dem 2. Weltkrieg. Das ganze steinerne „Innenleben“ hat er von hiesigen Felsen genommen und die Original Innenteile (kostendeckend!!) verkauft. So geht das!

Gabi war noch kurz im Pool zur Abkühlung, wir beide brauchten die Dusche, sonst würde ich immer noch dampfen. Aber der Wein ist kalt!! Das WLAN hier ist ausgesprochen schlecht. Ob ich diesen Bericht heute hochladen kann, weiß ich nicht. Auch das Nachliefern der noch fehlenden Fotos (inzwischen fehlen 6 Tage) muss wohl noch warten. Aber das macht nichts - irgendwann klappt das. Gute Nacht!

Tagesetappe: 500 km
Übernachtung:
BridgeWater Motel, Lake Havasu City, AZ

Take it easy ...

BAE0983 (20140916)
Take it easy! - Jürgen „... standing on a corner in Winslow, Arizona“


Super österreichisches Frühstück im Globetrotter Inn: Bagels, Müslibrötchen, O-Saft, selbst gemachte Marmeladen etc. und das alles von echten Tellern und auch echten Tassen, sogar Milchkännchen und Zuckerdöschen auf dem Tisch hat es hier.

Der Plan von heute: kurze Strecke (190 km), Meteor Crater und früh in Sedona sein - dann Ausspannen und evtl. etwas im Red Rock State Park herumstöbern. Ankunft Sedona: 18:20 Uhr - was war passiert?

Nach dem Frühstück unterhalten wir uns etwas mit dem österreichischen Moteleigner und der fragt dann irgendwann, ob wir nicht noch ein paar Stunden Zeit über haben heute? Haben wir ja tatsächlich! Ob wir die
Rock Art Ranch kennen - ganz in der Nähe? Nö! Empfehlung! man müsse sich aber anmelden für eine Führung. Kostet genau einen Anruf und schon sind wir für 10:00 Uhr verabredet.

Schnell noch im Safeways nebenan einkaufen, dann rollen wir über die
McLaws Road Richtung Westen. Nach ca. 16 Meilen soll diese an einem 4-Ways-Stop unbefestigt werden - wird sie. Nun noch 6 Meilen weiter über Stock und Stein (aber gut befahrbar), dann links abbiegen, 2 weitere Meilen und schon sind wir auf der Rock Art Ranch, wo uns der 94jährige Stammeshäuptling, rüstig mit Cowboystiefeln und -hut sowie der Rancher empfangen. Außer uns ist noch ein Paar aus Arizona gekommen und schon geht es los (sorry, aber ich muss mich wirklich kurz fassen, was die folgenden 4 Stunden passiert):

Die Ranch umfasst ein Sammelsurium aller Dinge, die in den vergangenen 150 Jahren zu einem Ranchleben dazugehörten. Hinzu kommen Anasazi-Artefakte aller Art, Waffen, Autos, landwirtschaftliches Gerät etc. Die ersten gut 1,5 Stunden erzählt uns der Rancher alles, was er weiß - und das ist eine Menge. besonders beeindruckend sind seine plastischen Erläuterungen zu den Töpferarbeiten, Waren und Gebrauchsgegenständen der Anasazi, Hopi- und Navajoindianer.

Er hat die Ranch 1945 übernommen und hat auch selbst Indianerblut in den Adern. Sein nächster Nachbar wohnt 17 Meilen entfernt - und selbst das ist ihm oft zu nah. Seine Ranch ist riesig und auf seinem Land haben vor über 900 Jahren die
Anasazi gelebt, später dann die Hopi und Navajo, von denen er einige persönlich kennt. Immer wieder gibt sein Land Schätze frei, die aus vergangenen Zeiten stammen. Er hat Indianergegenstände aus allen Jahrhunderten. Archäologen campen regelmäßig wochenlang auf der Ranch - für die Öffentlichkeit ist sie aber immer noch ein Geheimtipp.

Es ist schon erstaunlich, was er uns alles zeigen und erklären kann. Nachdem wir das alles gesehen haben, schauen wir kurz bei den Kühen und seiner kleinen Büffelherde vorbei. Dabei zeigt Benny, der kleine Hund (der sich prima mit Gabi versteht), was in ihm steckt. Ich habe einige Bilder, auf denen zu sehen ist, wie er todesmutig den großen Büffel anbellt. Es gibt aber auch ein Foto, da springt Benny einen guten Satz zurück, als der Büffel die Hörner senkt und einen Schritt nach vorne macht.

Nach einigen Erläuterungen zu Ackerbau und Viehzucht (insbesondere zu den alten Maschinen) steigen wir in die Autos. Über heftige Gravelroad erreichen wir einige Meilen später den Ort, wo die „Native Americans“ bis vor einigen Jahren lebten - auf dem Ranchgelände. Dort gibt es noch Behausungen, eine Sauna (!) etc. zu sehen und natürlich sehr viel zu erklären.

Weiter geht es zu einem Slickrockgebiet. Wir andern ein wenig den Abhang hinunter -dort zeigt uns der Rancher eine in Fels gehauene Landkarte der Indianer - erstklassige Petroglyphs.

Und wieder einige Meilen weiter über Stock und Stein (nun wirklich wieder „in the middle of nowhere“) kommen wir an einen
Slotcanyon, der tausende Petroglyphs (also uralte Steinzeichnungen) beinhaltet. Er erklärt noch genau, wo wir besondere Exponate finden und verabschiedet sich - nach 3,5 Stunden Geschichtsunterricht vom Feinsten - quasi Privatunterricht aus erster Hand.

Wir klettern in den Canyon hinab und sehen uns um. Tatsächlich entdecken wir tolle Felszeichnungen (u.a. Eine Geburtsszene, eine Frau im Kleid, Tiere etc.). Aber auch der Canyon an sich ist wunderschön.

Gegen 14 Uhr krabbeln wir wieder hinaus und begeben uns zum Auto. Die beiden anderen hatten erst mal Pause gemacht und gehen nun in den Canyon. Wir fahren die Schotterpiste wie beschrieben zum Ausgangstor. Das Schloss sei offen, hat uns der Rancher gesagt, der letzte möge es schließen. Klar, was nun kommt: das Schloss war zu! Also rufe ich ihn nochmal an, er entschuldigt sich, gibt klare Anweisungen. Gabi klettert durch das Tor zum „Horseshoe“ (Hufeisen), das da einsam an einer Stange baumelt. Einen Stein anheben, etwas im Sand graben: voila - da ist der Zweitschlüssel! Nun fahren wir noch einmal rd. 25 km über unbefestigte Piste (mit ziemlichem Speed) und erreichen dann
Winslow, Arizona und damit den Anschluss an unsere geplante Route.

Winslow, Arizona! Da war doch was? „Standing on a corner in Winslow, Arizona“ ist eine ganz bekannte Zeile aus dem Hit der Eagles: „Take it easy“ - eine Hommage an die Historic Route 66. Und wo wir schon gerade mal da sind könnte ich mich doch mal an so einer Ecke fotografieren lassen und anschließend
„Take it easy“ drunter schreiben. Schönes Motiv fürs Büro, wenn man mal wieder geladen ist, oder?

Also rein in den Ort, 2 x um ein paar Ecken gefahren und: Da gibt es doch tatsächlich eine fix und fertige Motivecke zum Song. Musiker mit Gitarre, Kulisse und 2 Souveniershops inklusive. Also raus aus dem Auto und fotografieren. Super!

Jetzt aber wirklich weiter. Um 15:30 Uhr erreichen wir den
Meteor Crater. Ein Schild an der Strecke sagt: „Dein Tempolimit: 50 mph - der Meteorit hatte damals 26.000 mph drauf!“ Wir checken ein und besteigen den Kraterrand. Vor 50.000 Jahren schlug hier ein Meteorit mit 45 Metern Durchmesser und einer Explosivkraft von mehr als 200 Tonnen TNT ein. Er schlug ein Loch von 1 Meile (1.600 m) Durchmesser und 168 Metern Tiefe in die Landschaft. Das ist ein ganz schön gigantisches Loch. Man könnte auf einem Boden 20 Footballspiele gleichzeitig austragen und auf den Abhängen fänden 2 Millionen Zuschauer Platz - das verdeutlicht die Größe ganz gut, finde ich.

Im Ernst: eigentlich ist es nur ein Loch in der platten Landschaft. Allerdings hat der Einschlag den Kraterrand aufgeworfen, so dass der Krater schön modelliert ist. Es ist der weltweit am besten erhaltene und sichtbare Meteoritenkrater. Ziemlich beeindruckend. Der Film, das Museum und die Geschichten zu den hier absolvierten Astronautentrainings machen das Ganze zusätzlich interessant. Das größte Stück, das sie von dem Brocken gefunden haben, kann man hier auch anfassen - außerirdisch!

So sind wir erst gegen 18:20 Uhr in
Sedona. Hier hat es am Nachmittag geregnet - alles richtig gemacht! bei der Fahrt durch den Oak-Creek-Canyon (AZ-#89A) wundern wir uns, dass rechts und links der Straße alle Viewpoints, alle Wege in den Wald und einfach ALLES gesperrt sind. Am Motel erfahren wir, warum: Im Mai gab es einen großen Waldbrand und anschließend jede Menge Monsunregen. Nun besteht überall Gefahr für Erdrutsche und umfallende Bäume. Im Oktober soll alles wieder freigegeben werden.

Wir haben keine Lust mehr, wegzufahren. Also fahre ich schnell los, kaufe eine riesige Pizza für 2 und die essen wir genussvoll mit Wein im Zimmer. Gabi geht noch in den Pool, ich schreibe diesen Bericht und nun widme ich mich noch den Fotos. Dann ist Feierabend. Bis morgen und: „Take it easy .!“

Tagesetappe: 241 km
Übernachtung:
Desert Quail Inn, Sedona, AZ

Wagen westwärts!

BAE0691
Gabi & Jürgen „in the middle of nowhere“ ...


Das Americas Best Value Inn in Farmington ist einfach Spitzenklasse! Großes Zimmer, Zugang zu Garten und Pool, hervorragende Betten, super Frühstück und dann noch der Mexikaner auf der anderen Straßenseite (ok: die 6 Spuren zu überqueren ist ein Halbtagesausflug).

Gestärkt durch Bagel, Frühstücksburger (mit Rührei), O-Saft und Kaffee machen wir uns auf den Weg, nicht ohne unserem Nissan - der übrigens einen prima Job macht - noch etwas von dem hier günstigen Kraftstoff zu spendieren.

Am
Shiprock (einem riesigen Felsen, den wir in der Ferne gestern schon vom Mesa Verde NP aus sehen konnten, er diente den Indianern und Siedlern als wichtige Landmarke) vorbei fahren wir auf den Hwy. #491 in südliche Richtung. Hier weichen wir erstmals von der geplanten Fahrtroute ab, da uns das Navi signalisiert, dass es auch kürzer geht zum Canyon de Chelly NM. Gabi studiert die AAA-Karte und kommt zu dem Schluss, dass es noch kürzer gehen müsste, wenn wir schon bei Toadlena von der #491 abbiegen und Richtung Bergkette im Westen zu fahren, die es zu überqueren gilt. Tatsächlich ist auf der Karte ein Weg eingezeichnet, der komplett geteert sein müsste.

Stutzig hätten wir werden müssen, als die Straßenbefestigung aufhörte und es immer unwegsamer wurde. Im Ernst: eine „Straße“ in schlechterem Zustand sind wir in den ganzen 4 Jahren nicht gefahren. Und es wurde immer schlimmer. Extrem steinig, extreme Spurrillen - ans umkehren denken wir (zunächst) dennoch nicht. So quäle ich unseren treuen Nissan über die Piste und versuche zumindest die Straßenbreite so auszunutzen, dass ich immer den scheinbar gängigsten Weg wähle. Es ist mir ehrlich ein Rätsel, wie Reifen solche Strapazen aushalten, ohne einfach zu platzen.

Himmelsrichtungen spielen längst keine Rolle mehr - wir bleiben auf dem Weg, um uns nicht noch zu verfahren. So bleibt immer noch die letzte Alternative, umzukehren. Alle Pisten, die links abzweigten, scheinen noch schlechter zu sein, falls das geht. Endlich ein Auto am Horizont - es kommt uns entgegen und wir halten es lässig mit herunter gedrehter Scheibe an. Drin sitzt ein älteres Indianerpaar (oder „native Americans“, wie es offiziell heißt). „What the hell do you do here?“ ist die berechtigte Frage des Fahrers. Wir erklären es ihm und ich steige dann doch mal mit meiner Karte aus und berate mich mit seiner Begleiterin. Derweil fragt er Gabi, wer denn auf diese Idee gekommen ist, hier herumzugurken? Sie ist ehrlich mit ihrer Antwort.

Ergebnis des Palavers: Weiterfahren ist besser, als umzukehren - schlimmer wird es nicht mehr. Wir folgen den Hinweisen, schließen den Kreis, fotografieren noch ganz cool ein Longhorn-Rind, das sich ebenfalls über uns wundert und erreichen noch eine Stunde Ausflug ins Nirgendwo wieder die #491. An unzähligen Lagerfeuern wird man sich noch tagelang kopfschüttelnd die Geschichte von den beiden Bleichgesichtern erzählen, die ohne Pferd über die Berge wollten.

Wir planen jedenfalls um. Der
Canyon de Chelly wird auf ein anderes mal verschoben. Wir kaufen uns 2 Riesenbecher Diet Coke mit Eis und steuern direkt die Internate 40 an, die uns nach Holbrook bringen wird. Schließlich ist Urlaub und so haben wir mehr Zeit am Tag.

Wir kommen sehr gut voran, die Musik ist klasse. Woher das iPhone immer die richtige Musik spielt, wenn es aus über 1.000 Titeln zufällig auswählt und genau an der Richtigen Stelle „Another Day in Paradise“ oder „Take it easy“ zum Besten gibt? Ich weiß es nicht. Als wir das Staatenschild von Arizona passieren und die Musik genau in diesem Moment auf „Arizona, Arizona“ von Truck Stop wechselt, verschlägt es uns die Sprache. Hexerei!!

Am Visitor Center an der I-40 kommt Gabi ihrem Traum vom Auswandern wieder einen Schritt näher: Sie ist nun stolze Besitzerin eines „Passport Arizona“, der Platz für Stempel entlang der
historischen Route 66 hat. Den ersten hat sie nun.

Gemütlich gondeln wir durch den gesamten
Petrified Forest NP. Zuvor haben wir uns in dessen Visitor Center einen 18-minütigen Einführungsfilm angesehen, der alles wissenswerte zur Entstehung der versteinerten Bäume erklärt. Die größte Ansammlung versteinerter Bäume weltweit erwartet uns hier. Die „Painted Desert“ leuchtet in all ihrer Pracht und die ehemals hölzernen Stämme liegen zu Hauf herum. Die Lichtstimmung wird etwa dramatischer - am Horizont blitzt es und dort scheint es auch zu regnen. So steuern wir unser Motel an, das wir bei blauem Himmel erreichen.

Die
Globetrotter Lodge wird von einem österreichischen Paar sehr gut bewirtschaftet - alles ist liebevoll eingerichtet. Hier ticken die Uhren tatsächlich anders - in Arizona ist es eine Stunde früher, die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt nun -9 Stunden. Hurra - ich bin wieder eine Stunde jünger geworden!

Nach einer längeren Mittagspause und Schönheitsschlaf geht es rüber ins
Butterfield Steakhouse, wo ich meine ersten Spareribs des Urlaubs bekomme. Gabi kann sich bei den Steaks nicht entscheiden. Das Filetsteak hat „nur“ 6 oz - da nimmt sie lieber das Porterhouse-Steak (denn da hängt das Filet noch mit dran). Dieses hat 16 oz und während der Koch das Teil auf den Grill wuchtet rechnen wir das mal um: 16 oz sind 453,59 Gramm. Gabi kontert, dass wir heute vergessen haben, unser Obst zu essen und das schon passen wird. Recht hat sie: Beim Gewicht wird der Knochen mitgerechnet und den lässt sie einfach liegen.

Übrigens gibt es hier bei den Steakvarianten nicht so viele unterschiedliche Kombinationen mit Soßen etc. wie bei uns. Hier unterscheidet man eher nach der Art des Fleisches: T-Bone, New Yorker, Porterhouse, Sirloin, Ribeye etc. Die Atmosphäre im „Butterfield“ ist klasse und wir fühlen uns wie zu Hause.

Morgen geht es wieder weiter nach Westen - wir streben der Pazifikküste zu. Bald können wir die restlichen Tage zählen, doch noch ist es so weit nicht. Wir genießen unseren Urlaub weiterhin in vollen Zügen! So, Gabi hat Korrektur gelesen und ich mir derweil die Beine im Pool abgekühlt und das Ganze dann in der breiten Hängematte wieder trocknen lassen - supi! Gute Nacht!

Tagesetappe: 430 km
Übernachtung:
Globetrotter Lodge, Holbrook, AZ

A perfect sunday!

BAE0570 (20140914)
Gabi in der Bisti Badlands Wilderness


In der Nacht war es draussen mal sehr laut, Gabi hat’s verschlafen. Dafür ist sie am Morgen hellwach, als es gilt, Minuspunkte für das Motel zu sammeln. Nur 2 Duschhandtücher, keine Seife, Shampoo o.ä., keine Kosmetiktücher, kein Fön, keine Kaffeemaschine auf dem Zimmer, schlechter Kaffee im Office und sogar das Eis kostet hier 25 Cent. Ein Skandal - wir reisen ab!

Sehr schnell haben wir den uns noch unbekannten „
Mesa Verde NP“ erreicht, der als DER kulturhistorisch bedeutsamste Nationalpark der USA gilt. In den letzten 3 Jahren haben wir uns immer vorbei gemogelt - heute wollen wir uns die „Cliff Dwellings“ der frühen Anasazi anschauen.

Was das ist? Nun: eine Mesa ist ein Tafelbergplateau, eine Mesa Verde ist demzufolge ein „Grünes Tafelbergplateau“ in über 2.000 m Höhe. Dort haben die Ureinwohner Amerikas, die Anasazi vor über 700 Jahren puebloartige Häuser in die Felswände gebaut, quasi freischwebend in der Felswand - vergleichbar mit Schwalbennestern. Der Park schützt heute über 4.500 bekannte archäologische Fundstätten einschließlich 600 Felsbehausungen.

Unten im Visitor Center besorgen wir uns Tickets für eine geführte Tour zum „
Balcony House“ (je 4$). Dort geht es um 11 Uhr los - der Name ist Programm. Vorher fahren wir aber ca. 1 Stunde (!!) vom Visitor Center durch endlose Serpentinen hoch auf den Tafelberg. Rancherin Keyla stimmt die Gruppe auf die nächste Stunde ein und sie tut das sehr schmissig: Wir sollten uns der Höhe und mögliche Einschränkungen für Herz. Kreislauf und Atmung bei größerer Anstrengung bewusst sein. Wir müssen wissen, dass sich die Behausung der Anasazi, die wir gleich besuchen werden, unter unseren Füßen in der steilen Felswand befindet. Die Tour erfordere daher körperliche Anstrengung und etwas Sinn für Abenteuer. Zunächst gehe es unzählige Treppenstufen hinab. Das „Balcony House“ betreten wir dann über den Hintereingang, der nur für die Tour geschaffen wurde und den es im Original nicht gab: eine über 10m hohe, sehr steile Holzleiter. Nach der Besichtigung sei die Anlage nur über den eigentlichen Haupteingang zu verlassen, einen äußerst engen, 3,7 Meter langen Tunnel, den wir nur auf Händen und Füßen kriechend durchqueren könnten. Dann folgten noch 2 über 5 Meter hohe Leitern und grob in den Fels gehauene Stufen - die Anasazi hätten halt gewusst, wie man es Eindringlingen schwer macht.

Klare Ansage von Keyla: wer sich das nicht zutraut, hat JETZT noch die Gelegenheit, hier zu bleiben. Die Tour ist klasse und gewährt gute Einblicke in die Lebensweise der frühen Indianer. Wir untermauern das Gesehene später noch durch einen Besuch im
Museum. Keyla erläutert knackig und einfühlsam das Zuhause der Indianer und ihre beschwerliche Lebensweise. dabei macht sie eindringlich darauf aufmerksam, was „Zu Hause“ und das „Dach über den Kopf“ auch heute noch für uns Menschen bedeuten. Sehr gute Tour - mit Rückfahrt den Berg hinunter und Stopps an diversen Viewpoints ist der Vormittag schnell verflogen.

Um 15 Uhr erreichen wir dann unser Motel in
Farmington und stellen fest, dass wir das gleiche, sehr schöne Zimmer wie vor 3 Jahren bekommen haben. Prima. Hier können wir draussen sitzen (tue ich gerade auch beim Tagebuchscheiben) und die Zimmerausstattung ist klasse. Einen Moment lang zögern wir, ob wir uns tatsächlich noch auf den Weg in die Bisti Badlands Wilderness machen sollen. Zu verlockend ist der Gedanke an einen Mittagsschlaf. Aber das schöne Wetter und die Aussicht auf die Wüsten-Wanderung auf eigene Faust siegen. Wir kochen uns einen Kaffee, genießen den im Zimmer und auf geht es die schlappen 68 km südwärts. 45 Minuten später sind wir vor Ort - das Auto kräftig zugestaubt und wir etwas durchgerüttelt von den letzten Kilometern auf unbefestigter Piste. Knapp 2 Stunden treiben wir uns zwischen den Hoodos, Kohlebergen, und versteinerten Baumstämmen im ausgetrockneten Flussbett (dem „Wash“) herum.

Wir halten Ausschau nach den berühmten „Cracked Eggs“ - finden sie aber wieder nicht. Hier ist aber der Weg das Ziel und das Abenteuer hat erste Priorität. Wir genießen das sehr. Man muss immer schauen, dass man den Rückweg zum Auto noch finden kann und nicht die Orientierung verliert. Dabei ist es extrem heiß hier und außer uns niemand weit und breit. Karte und Beschreibung dieses Ortes haben wir aus dem Internet. Beim Klettern in der Mondlandschaft müssen wir immer sehr aufpassen: 1. nichts kaputt zu machen, 2. unsere Knochen zu schützen und 3. nicht irgendwohin zu fassen oder zu treten, wo sich eine Klapperschlange, ein Skorpion, eine Tarantel o.ä. gestört fühlt. Etwas Nervenkitzel ist schon dabei und das mitgebrachte Wasser wird dringend benötigt. Außer ein paar Geckos, die aufgeschreckt umherhuschen, sehen wir aber keine Lebewesen.

Das war wieder eine tolle Tour und um 19:15 Uhr sind wir zurück im Motel. Hier könnten wir auch mal einen ganzen Tag verbringen, wüssten nur nicht recht, wie wir das mit der Hitze in den Griff kriegen könnten.

Direkt gegenüber vom Motel ist das „
Tequila Restaurant“. Hier waren wir schon vor 3 Jahren total begeistert und als Belohnung für einen fleißigen Sonntag und perfekten Abschluss dieses schönen Tages lassen wir es mal so richtig krachen: 4 extrem leckere und große Margaritas, Natschos, „hot“ Salsa, eine mexikanische Platte für 2 Personen, serviert im heißen Bottich (verschiedne Sorten Fleisch, Fisch, Shrimps, scharfe Soße, Käse und extrem „hotte“ Peperoni in der Größe einer Paprika), dazu Tortillas, Reis und Bohnenmus und anschließend noch lecker Tequila mit Salz und Zitrone aus dem Familienbecher. Boh!!!!

Nun: Tagebuch schreiben, zwischendurch mit den Füßen in den Pool, ein Glas Rotwein dazu, Fotos überspielen und Homepage berichten. Gleich noch den Riesenfernseher anschmeißen - nur zum Spaß - und zum Abschluss eines wirklich sehr perfekten Sonntags bei bestem Wetter in unserem Reiseland Nr. 1! Good night!!

Tagesetappe: 385 km
Übernachtung:
Americas Best Value Inn, Farmington, NM

Schwarzer Canyon und blondes Bier

BAE0299
Black Canyon of the Gunnison NP


Die Frühstücksauswahl ist ganz ordentlich - so wie und das Motel insgesamt sehr gut gefällt. Und wieder kommen wir ins Gespräch. Diesmal geht es um Ahnenforschung. Eine amerikanische Familie aus Kalifornien sucht hier nach ihren Wurzeln - gar nicht so einfach, da es in den USA viel weniger Aufzeichnungen gibt als bei uns. Jedenfalls reichen die nicht so weit zurück und scheinen nicht so zuverlässig zu sein: „What the hell did they care about this in the 1880ies …?“

Gut gerüstet fahren wir kurz nach 09:00 Uhr vom Hof. Irgendwie sind wir dieses Jahr immer eine Stunde später „on the road“ als sonst. Naja - es ist ja Urlaub! Das Navi zeigt an: 205 km - Zielankunft. Praktisch: bis Durango bräuchten wir nicht einmal abzubiegen.

Das tun wir aber doch - nur weiß dass das Navi nicht und ich wundere mich jedes Mal über die Geduld dieser App. Eigentlich erwarte ich, dass irgendwann mal jemand aus dem iPhone steigt und schnauzt: „Fahr so, wie ich es dir sage oder schalte mich ab; aber bitte veräppel mich nicht andauernd …“.

Wir biegen bei
Montrose Richtung Osten ab, denn der „Black Canyon of the Gunnison NP“ steht als erstes auf dem Programm. Ich will es kurz machen: Wir verbringen den ganzen Vormittag hier, denn wir sind total angetan von diesem Naturwunder. Wir fahren einzelne Viewpoints ab und steuern auch das Visitor Center an. Einen großen Anteil an unserer Begeisterung hat Ranger „Zack“, den wir am Chasm Viewpoint treffen. Er startet hier nämlich um 11:00 Uhr., also in 5 Minuten, einen „Ranger Talk - Geology“. Der sollte nur 15 Minuten dauern - es werden aber 30 daraus. Mit uns ist nur noch ein alters Ehepaar aus Boston interessiert und so geht es sehr familiär zu. Zack erklärt alles über die Entstehung des gigantischen Canyons, der - wie der Name schon sagt - ziemlich „schwarz“ daher kommt und an manchen Stellen unglaublich eng ist.

Der Canyon ist über 600 m (2.000 ft) tief und an engen Stellen nur knapp 400 m breit (oben!). Das Empire State Building würde hier 2x aufeinander gestapelt hineinpassen. Er erläutert alles zur Geologie der Entstehung und auch zur Zukunft des Canyons. Alles ist super gut verständlich. nach der Eiszeit haben Wetterumstände und Erosion dazu beigetragen, dass der Gunnison River diesen Canyon in den Fels schneiden konnte. Dabei ist das Gestein hier viel härter als z.B. am Grand Canyon. Optimistische Berechnungen gehen davon aus, dass der Fluss jährlich soviel Gestein abschleifen konnte wie ein Menschenhaar dick ist. Und das ging nur, weil der Fluss damals reißend war. Heute plätschert er im Vergleich dazu nur so vor sich hin. Grund: der in den 50er Jahren gebaute Staudamm. Aber Zack erklärt uns, dass wir uns um die Zukunft des Canyons keine Sorgen machen müssen. Derzeit sammeln sich Gesteinsbrocken im Flussbett an, so dass der Canyon im Moment eher „flacher“ wird. das Wasser hat nicht die Kraft, das Gestein zu beseitigen. Aber von Menschenhand gebaute Dämme seien nur in „Menschenzeitrechungen“ gebaut. In Geologischer Zeitrechnung die über Jahrtausende denkt, sei das nur eine kleine Unterbrechung des Laufs der Dinge. Der Stausee werde eines Tages versanden (wegen der zurückgehaltenen Sedimente) und dann werde er überflutet und die Natur nehme sich das zurück, was wir ihr genommen haben. Gut so!

Nach kurzer Überlegung fahren wir noch zum Fluss hinunter. 16% Gefälle - und auf dem Rückweg entsprechende Steigung. Da kommt die „L-Stellung“ des Automatikgetriebes mal zur Wirkung.

Der Weg nach
Durango ist uns bekannt. Es sind ja nur 200 km. Wir fahren über mehrere Pässe von gut 3.000 m und machen Zwischenstopp in den ehemaligen Minenstädtchen „Ouray“ und „Silverton“. dabei fahren wir über den „Million-Dollar-Highway“ - so benannt nach der Goldrushzeit, als hier die Straße förmlich mit Gold gepflastert war. In Ouray kehren wir im ortseigenen Brauhaus ein und ich gönne mir ein blondes „Camp Bird Blond“ während Gabi einen Kaffee in der Schaukel an der Bar nimmt. Sehr gut!

Das Motel in Durango ist auch gut. Hier fährt direkt vor der Haustür der kostenlose „
Trolley Shuttle“ ab, der uns bis Downtown fährt. Das kennen wir schon, aber zum Bahnhof der altehrwürdigen Durango-Silverton Railroad, die auch heute noch täglich diese Strecke dampft, wollen wir doch noch. Schaffen wir auch. Nur: der letzte Trolley zurück fährt heute schon um 19:00 Uhr - und so haben wir nur 40 Minuten Zeit. Reicht für die Besichtigung aus - aber nicht zum Essen. Taxen haben wir hier noch nie gesehen und wir wollen nicht riskieren, die 6 km zum Motel mit vollem Bauch laufen zu müssen. Also: rein in den Trolley und zurück zum Motel. Bevor die Haltestelle kommt, entdeckt Gabi die „Durango Brewery“ - also das Brauhaus Durangos.

Es sind nur wenige Meter bis dort zu laufen, also setzen wir uns wieder an die Theke und ich probiere 2 Pints „Colorfest Draft“ und „Durango Golden Ale Draft“. Dazu gibt es Brauhausburger mit Salat und hausgemachten Fritten. Klasse! Der Hammer ist wieder einmal die Begegnung mit den Nachbarn. Ein Paar spricht uns an und schon sind wir in bester Unterhaltung. Er ist Farmer an der grenze zu Utah und wundert sich, dass wir seine gesamte Nachbarschaft (Valley of the Gods, Bisti Badlands, Muley Point Overlook, Moki Dugway, Blanding, Arches NP, Canyonlands NP etc.) besser kennen als er. Er baut die verschiedensten Getreide an und bedienst sich dieser Kreistechnik, die wir vom Flieger immer beobachten. Ich sage ihm, dass wir immer dachten, dass Aliens solche Kreise machen . und nun müssen wir erfahren, dass ER dieses Alien ist. Da ist das Eis gebrochen.400 Meter Radius haben die Bewässerungsanlagen und auch das Düngen und Mähen geht automatisch „im Kreis“. Er zeigt mir, wie er seine 7 Flächen (zu je 500.000 qm) mit dem iPhone steuert. Einfach die App aufrufen, und schon kann hier von der Theke aus fernsteuern, wie viel Wasser gegeben wird. Diese Bauern …

Anschließend wollen die beiden alles von unserer Reisen wissen und fast (aber nur fast!) werden unsere Burger kalt. Jenny nimmt jedenfalls dankbar unsere Webadresse mit und will unbedingt Fotos von unseren USA-Abenteuern sehen. Als die zwei weg sind und wir unsere erstklassigen Burger auf haben, fragt der nächste Gast, was wir hier so machen …. Super, wir lieben diese ungezwungenen Unterhaltungen.

Nun werden noch die Fotos fertig gemacht und dann gibts noch Chips zum Wein - es ist Samstag und Gladbach hat Schalke 4:1 geschlagen! Yeehahh!!!

Tagesetappe: 294 km
Übernachtung:
Spanish Trails Inn, Durango, CO