USA-West 2014

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

Unten in dieser Seitenleiste findet ihr Stichworte und Daten, die euch helfen, bestimmte Beiträge schneller wieder zu finden.
Insbesondere sind die älteren Beiträge im "Archiv" zu finden - sie sind unter den Datumsangaben wochenweise abgelegt!

Auch steht der neueste Eintrag immer
oben auf der Seite! Wenn ihr die Reihenfolge benötigt, weil ihr z.B. einige Tage nicht "mitgereist" seid, dann lest die Einträge bitte von unten nach oben.

Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!

Gabi & Jürgen on Tour ...

Wild West

A sunny day in San Diego

BAE1688 (20140920)
Jürgen vor der USS Midway im Hafen von San Diego, CA


Ausgeschlafen, doch im Frühstücksraum ist uns derzeit noch zu viel traffic. Das Best Western ist ziemlich groß und alle wollen wohl früh los - wir nicht. In aller Ruhe suchen wir noch die Fotos vom Ranch-Tag aus und bereiten alles vor, um sie bald hochladen zu können.

Dann gibt es Frühstück und wir langen kräftig zu. Neu: Burritos - das sind mexikanische Lahmacuns oder Loempias oder wie man sie vergleichen will. Kann man gut mir den Fingern essen und heute sind sie „frühstücksmäßig“ mit Käse, Ei und Fleisch gefüllt. Bratkartoffeln, gekochtes Ei, Bagel, Frischkäse (für Gabi eine selbst gezimmerte Waffel), O-Saft und Kaffee - der Tag kann beginnen..

Wir haben einen Plan und dazu speichere ich erst mal einige Adressen in mein TomTom, damit ich auch finde, was ich suche. Ohne Navi ist es für mich unvorstellbar, hier zurecht zu kommen.
San Diego ist recht hügelig und es gehen einige Interstates mitten durch die City. Dazu kommen viele Highways mit Gott weiß wie vielen Spuren. Es fährt sich irgendwie gut hier, aber sich dabei auch noch orientieren zu müssen wäre für mich too much.

Als erstes steuern wir „
Old Town San Diego Historic State Park“ an und sind - zack - in 10 Minuten vor Ort. Das hier ist eine Kombination aus alten Häusern rund um den ursprünglichen Entstehungsort San Diegos, die zum Teil als Museum ausgestaltet sind. Man kann sich die alte Schule, das Gerichtsgebäude, Läden, Restaurants etc. ansehen und auch mit echten alten Morseapparaten spielen. Es gibt Postkutschen etc. Wo war ich? Kombination: ja - kombiniert wird das ganze mit sehr vielen Läden, die ebenfalls zum Teil sehr schön und liebevoll gestaltet sind (Seifen, Kerzen, Tabak, Zigarren & Pfeifen, Silberarbeiten) - es gibt aber auch Kitsch und Tand in wirklich allen (!!) erdenklichen Formen und Farben. Wir streunen eine Zeit lang herum, machen ein paar Fotos und verschwinden wieder.

Nächstes Ziel:
Embarcadero, die Marina des Ortes (spanisch für „Kai“ oder „Anlegeplatz“). Wir spüren schon, dass wir hier ganz knapp an der mexikanischen Grenze sind. Es sind auffällig viele Mexikaner hier unterwegs und einiges kommt und spanisch vor. Zack - 10 Minuten später sind wir hier. So kann es weiter gehen. Wir finden völlig problemlos einen Parkplatz in der Nähe der „Midway“ (später mehr dazu), kaufen ein paar Quadratmeter für die nächsten 12 Stunden und sind unser Auto so erst mal los. Komische Abstufungen: Zahle für 1 Stunde, 12 Stunden oder 24 Stunden - sonst keine Auswahl. Ich schaue kurz aufs Autodach, ob da Reifenspuren sind von dem Flieger, der gerade über uns hinweg eingeflogen ist. Ungelogen: Der Airport ist mitten in der City und wenn die großen Maschinen landen, dann sind sie (während du seelenruhig an der Ampel stehst) so nah über dir, dass du meinst, sie anfassen zu können. Wie gesagt: ungelogen!

Mit wenigen Schritten sind wir am Wasser - direkt im Bereich der Terminals für die großen Kreuzfahrtschiffe, Fähranleger und Boote, die Hafenrundfahrten durchführen. Die
USS Midway liegt direkt nebenan in Sichtweite.

Wir haben uns vorgenommen, eine
Hafenrundfahrt zu machen, damit wir die Stadt von der Seeseite her kennen lernen. Gesagt getan: Es gibt die einstündige Nordtour und die einstündige Südtour. Wir hatten beides im Sinn und nehmen daher die preisgünstigere Kombination, die nach Adam Riese nun 2,25 Stunden dauert (weil der Pott zwischendrin kurz anlegt und die rausschmeißt, die nur eine Stunde bezahlt haben). Bis zum Ablegen um 12:30 Uhr ist noch etwas Zeit und so nähern wir uns erstmals der USS Midway, jenem Giganten der Flugzeugträger, der einst das größte Schiff der Welt war, schon im 2. Weltkrieg agierte und auch den „Desert Storm“ 1990 im Irak noch mittun durfte. Heute hat sie ihre Ruhestätte bereits seit 10 Jahren hier in San Diego gefunden. Sie dient als Museum - freier Eintritt für alle aktiven Soldaten, 10 $ für alle, die mal in der Army waren (in der „richtigen“ natürlich), alle anderen würden 20 $ zahlen. Dafür kriegt man bestimmt was geboten, denn unter 2 Stunden kommt man bestimmt nicht wieder runter.

Wir machen ein paar Fotos und entern dann unseren Dampfer. Erst mal müssender aber die Leute aussteigen lassen, die runter wollen oder müssen. Das Schiff muss aus dem nahen Japan kommen, denn (ungelogen, wir haben später gefragt) 400 (!!) dieser Landleute trollen sich vom Schiff. Endlich sind wir an Bord und es kann losgehen. Gabi, Jürgen und „Tiny Little Bear“ sitzen erste Reihe Mitte - ohne Riesenschnauzer. Aber nicht lange! Kaum hat das Boot abgelegt, stehen alle an der Reling und schießen Fotos. Wir auch.

Die Sonne dachte wohl, wir seien doof. Gleicher Trick wie gestern. Diesig, wolkig bis um 11:30 Uhr. Dann (sorry) - zack - strahlendblauer Himmel ohne ein einziges Wölken. Und: braten!! Die schlaue Gabi hat aber Sonnenmilch eingepackt und darin baden wir jetzt erst mal ausgiebig. Außerdem zippt sie sich die langen Hosenbeine an, mehr Sonne vertragen ihre geschundenen Oberschenkel nach gestern nicht mehr. Ätsch! Fahrtwind kühlt natürlich - dennoch hat die Sonne natürlich auch heute wieder gewonnen - puh, wir haben wieder was abgekriegt.

Die Hafenrundfahrt: erst die
Nordtour: Auf der Landseite erst die Midway, dann die Skyline von San Diego mit all ihren Hochhäusern, der Airport, Anlegestellen, Golfplätze, Point Loma etc. Am Wendepunkt Pelikane, Seelöwen etc. Auf der eigentlichen „Seeseite“ ist die Halbinsel Coronado - hier mit militärischen Flugplätzen, irre vielen Kampfjets und Hubschraubern, von denen auch immer wieder mal welche über uns hinweg knattern.

Gegenüber der Midway liegt dort auch die „
USS Ronald Reagan“, ein Flugzeugträger, der mit 85 Flugzeugen sogar noch 10 mehr an Bord hat als die Midway. 5.700 Mann (und Frauen?) Besatzung hat das Schiff. Die sind soooo unglaublich groß. Wir lassen wieder Leute raus (vorwiegend Japaner - irgendwie ist hier ein Nest, denn neue kommen an Bord).

Nun die
Südtour: noch mehr Militär. Wir kennen von mindestens der Hälfte aller amerikanischen Flugzeugträger, Zerstörer etc. jetzt Name, Anschrift, Hausnummer, Besatzung, Bewaffnung und Einsatzgebiet. Das ist schon irre - aber San Diego ist einer DER Stützpunkte der Navi Seals und Airforce. Es gibt aber auch die wirklich imposante und sehr hohe Brücke nach Coronaro zu sehen, die wir 2 x unterqueren. Insgesamt sind das zwei sehr entspannte und extrem sonnige Stunden. Übrigens habe ich mit meiner in diesem Zusammenhang wirklich blöden (aber obligatorischen und oft wirkungsvollen) Frage nach einem „Discount“ für AAA(ADAC)-Mitgliedschaft tatsächlich 10% des Fahrpreises erlassen bekommen - so kann ich Gabi einen Tequila Sunrise zum Bootsausflug spendieren.

Um 14:45 Uhr sind wir wieder von Bord und spazieren nochmal an der Midway vorbei bis hin zum Denkmal für den einsamen Soldaten, der innig seine Braut (oder war es die erstbeste Frau, die ihm in die Arme lief?) küsst, bevor er in See sticht (oder nachdem er nach monatelanger Reise wieder festen Boden betritt??) Ich weiß es nicht - gut gemacht ist das Riesending allemal. Guckt bei den Fotos!

Auch der Entertainer und Truppenbetreuer
Bob Hope hat hier sein Denkmal mit Blick auf die Midway. Er war wohl sehr beliebt. ich finde gerade im Netz eines seiner Zitate und möchte das nicht vorenthalten, da es sehr gut zu der heute erlebten Militärpräsenz passt: „As soon as the war ended, we located the one spot on earth that hadn’t been touched by the war and blew it to hell.“ Weitere Kommentare erübrigen sich hier.

Als nächstes stehen
Downtown mit der „Horton Westfield Plaza“ und dem „Gaslamp Quarter“ auf dem Programm. Da es bis dorthin nur 1,5 km sind und wir einen soo schönen Parkplatz haben, lassen wir das Auto stehen, laden Weintrauben und Wasser nach und gehen zu Fuß. Gute Entscheidung! Wir passieren den Santa Fee Bahnhof und gehen durch die Hochhausschluchten zur Plaza - einem typisch amerikanischen Einkaufszentrum mit hunderten Läden auf 7 Etagen. Dort schauen wir uns etwas um und gehen dann ins Gaslamp Quarter. Ehemals sehr verrucht und gefährlich (selbst Whyat Earp hatte hier 4 Bordelle) ist es heute ein echtes Szeneviertel mit historischen Bauten (u.a. die genannten Bordelle) und flippigen Kneipen. Ohne fahren zu müssen hätten wir hier locker versacken können.

Als später unsere Füße Protest einlegen gehen wir zurück zum Auto. Ich habe eine Restaurantempfehlung von gestern noch im Navi und (ok - jetzt nervt es langsam) - zack - 10 Minuten später sind wir da. Bevor wir eintreten, werden wir noch schnell Mitglied einer Kette von Liquor-Stores und bekommen so Prozente auf unseren letzte Weineinkauf für dieses Jahr. Im „
Fish-King“ genießen wir dann Shrimps und Scallops der Extraklasse - Seafood musste heute einfach sein - nach dem Programm.

Nun sitzen wir wieder auf unserem Zimmer - müde, aber glücklich nach einem „sunny day in San Diego“ - das war es, was der Käpt’n seinen Fahrgästen immer wieder gewünscht hat; wir haben ihn bekommen.

Und was gibt’s morgen? Den angeblich besten
Zoo der USA im ebenfalls sehr großen und bekannten „Balboa Park“. Wo das ist? In „Sunny San Diego!!

Tagesetappe: 31 km
Übernachtung:
Best Western Mission Bay, San Diego, CA

Schwarzer Canyon und blondes Bier

BAE0299
Black Canyon of the Gunnison NP


Die Frühstücksauswahl ist ganz ordentlich - so wie und das Motel insgesamt sehr gut gefällt. Und wieder kommen wir ins Gespräch. Diesmal geht es um Ahnenforschung. Eine amerikanische Familie aus Kalifornien sucht hier nach ihren Wurzeln - gar nicht so einfach, da es in den USA viel weniger Aufzeichnungen gibt als bei uns. Jedenfalls reichen die nicht so weit zurück und scheinen nicht so zuverlässig zu sein: „What the hell did they care about this in the 1880ies …?“

Gut gerüstet fahren wir kurz nach 09:00 Uhr vom Hof. Irgendwie sind wir dieses Jahr immer eine Stunde später „on the road“ als sonst. Naja - es ist ja Urlaub! Das Navi zeigt an: 205 km - Zielankunft. Praktisch: bis Durango bräuchten wir nicht einmal abzubiegen.

Das tun wir aber doch - nur weiß dass das Navi nicht und ich wundere mich jedes Mal über die Geduld dieser App. Eigentlich erwarte ich, dass irgendwann mal jemand aus dem iPhone steigt und schnauzt: „Fahr so, wie ich es dir sage oder schalte mich ab; aber bitte veräppel mich nicht andauernd …“.

Wir biegen bei
Montrose Richtung Osten ab, denn der „Black Canyon of the Gunnison NP“ steht als erstes auf dem Programm. Ich will es kurz machen: Wir verbringen den ganzen Vormittag hier, denn wir sind total angetan von diesem Naturwunder. Wir fahren einzelne Viewpoints ab und steuern auch das Visitor Center an. Einen großen Anteil an unserer Begeisterung hat Ranger „Zack“, den wir am Chasm Viewpoint treffen. Er startet hier nämlich um 11:00 Uhr., also in 5 Minuten, einen „Ranger Talk - Geology“. Der sollte nur 15 Minuten dauern - es werden aber 30 daraus. Mit uns ist nur noch ein alters Ehepaar aus Boston interessiert und so geht es sehr familiär zu. Zack erklärt alles über die Entstehung des gigantischen Canyons, der - wie der Name schon sagt - ziemlich „schwarz“ daher kommt und an manchen Stellen unglaublich eng ist.

Der Canyon ist über 600 m (2.000 ft) tief und an engen Stellen nur knapp 400 m breit (oben!). Das Empire State Building würde hier 2x aufeinander gestapelt hineinpassen. Er erläutert alles zur Geologie der Entstehung und auch zur Zukunft des Canyons. Alles ist super gut verständlich. nach der Eiszeit haben Wetterumstände und Erosion dazu beigetragen, dass der Gunnison River diesen Canyon in den Fels schneiden konnte. Dabei ist das Gestein hier viel härter als z.B. am Grand Canyon. Optimistische Berechnungen gehen davon aus, dass der Fluss jährlich soviel Gestein abschleifen konnte wie ein Menschenhaar dick ist. Und das ging nur, weil der Fluss damals reißend war. Heute plätschert er im Vergleich dazu nur so vor sich hin. Grund: der in den 50er Jahren gebaute Staudamm. Aber Zack erklärt uns, dass wir uns um die Zukunft des Canyons keine Sorgen machen müssen. Derzeit sammeln sich Gesteinsbrocken im Flussbett an, so dass der Canyon im Moment eher „flacher“ wird. das Wasser hat nicht die Kraft, das Gestein zu beseitigen. Aber von Menschenhand gebaute Dämme seien nur in „Menschenzeitrechungen“ gebaut. In Geologischer Zeitrechnung die über Jahrtausende denkt, sei das nur eine kleine Unterbrechung des Laufs der Dinge. Der Stausee werde eines Tages versanden (wegen der zurückgehaltenen Sedimente) und dann werde er überflutet und die Natur nehme sich das zurück, was wir ihr genommen haben. Gut so!

Nach kurzer Überlegung fahren wir noch zum Fluss hinunter. 16% Gefälle - und auf dem Rückweg entsprechende Steigung. Da kommt die „L-Stellung“ des Automatikgetriebes mal zur Wirkung.

Der Weg nach
Durango ist uns bekannt. Es sind ja nur 200 km. Wir fahren über mehrere Pässe von gut 3.000 m und machen Zwischenstopp in den ehemaligen Minenstädtchen „Ouray“ und „Silverton“. dabei fahren wir über den „Million-Dollar-Highway“ - so benannt nach der Goldrushzeit, als hier die Straße förmlich mit Gold gepflastert war. In Ouray kehren wir im ortseigenen Brauhaus ein und ich gönne mir ein blondes „Camp Bird Blond“ während Gabi einen Kaffee in der Schaukel an der Bar nimmt. Sehr gut!

Das Motel in Durango ist auch gut. Hier fährt direkt vor der Haustür der kostenlose „
Trolley Shuttle“ ab, der uns bis Downtown fährt. Das kennen wir schon, aber zum Bahnhof der altehrwürdigen Durango-Silverton Railroad, die auch heute noch täglich diese Strecke dampft, wollen wir doch noch. Schaffen wir auch. Nur: der letzte Trolley zurück fährt heute schon um 19:00 Uhr - und so haben wir nur 40 Minuten Zeit. Reicht für die Besichtigung aus - aber nicht zum Essen. Taxen haben wir hier noch nie gesehen und wir wollen nicht riskieren, die 6 km zum Motel mit vollem Bauch laufen zu müssen. Also: rein in den Trolley und zurück zum Motel. Bevor die Haltestelle kommt, entdeckt Gabi die „Durango Brewery“ - also das Brauhaus Durangos.

Es sind nur wenige Meter bis dort zu laufen, also setzen wir uns wieder an die Theke und ich probiere 2 Pints „Colorfest Draft“ und „Durango Golden Ale Draft“. Dazu gibt es Brauhausburger mit Salat und hausgemachten Fritten. Klasse! Der Hammer ist wieder einmal die Begegnung mit den Nachbarn. Ein Paar spricht uns an und schon sind wir in bester Unterhaltung. Er ist Farmer an der grenze zu Utah und wundert sich, dass wir seine gesamte Nachbarschaft (Valley of the Gods, Bisti Badlands, Muley Point Overlook, Moki Dugway, Blanding, Arches NP, Canyonlands NP etc.) besser kennen als er. Er baut die verschiedensten Getreide an und bedienst sich dieser Kreistechnik, die wir vom Flieger immer beobachten. Ich sage ihm, dass wir immer dachten, dass Aliens solche Kreise machen . und nun müssen wir erfahren, dass ER dieses Alien ist. Da ist das Eis gebrochen.400 Meter Radius haben die Bewässerungsanlagen und auch das Düngen und Mähen geht automatisch „im Kreis“. Er zeigt mir, wie er seine 7 Flächen (zu je 500.000 qm) mit dem iPhone steuert. Einfach die App aufrufen, und schon kann hier von der Theke aus fernsteuern, wie viel Wasser gegeben wird. Diese Bauern …

Anschließend wollen die beiden alles von unserer Reisen wissen und fast (aber nur fast!) werden unsere Burger kalt. Jenny nimmt jedenfalls dankbar unsere Webadresse mit und will unbedingt Fotos von unseren USA-Abenteuern sehen. Als die zwei weg sind und wir unsere erstklassigen Burger auf haben, fragt der nächste Gast, was wir hier so machen …. Super, wir lieben diese ungezwungenen Unterhaltungen.

Nun werden noch die Fotos fertig gemacht und dann gibts noch Chips zum Wein - es ist Samstag und Gladbach hat Schalke 4:1 geschlagen! Yeehahh!!!

Tagesetappe: 294 km
Übernachtung:
Spanish Trails Inn, Durango, CO

Jackson, WY - das St. Moritz des Wilden Westens

BAE9999 (20140910)
Jürgen am Town Square, Jackson Hole, WY


Aufstehen und unter die Dusche - der Tag kann kommen! Gabi tauscht Neuigkeiten mit Birgit über Skype aus. Das Frühstück hier in der Yellowstone Lodge ist sehr ok - wenn nicht gerade eine Busladung Japaner darüber herfällt. Puh waren die laut gestern.

Draußen ist es ziemlich diesig und wir fürchten schon, dass das heute nichts wird, mit gutem Wetter. Dies stellt sich glücklicherweise als Fehleinschätzung heraus. Gleich zu Beginn stoppen wir noch einmal im
Grizzly & Wolf Discovery Center. Heute sind 5 Grizzlys unterwegs. Sehr schön! Was sich ganz prima finde: die Bären haben richtig viel Platz und sie liegen nicht wie in einem Zoo nur in der Ecke sondern sind ständig auf Achse. Es scheint ihnen sehr gut zu gehen hier. Die Rangerin gibt uns noch einige Hinweise mit auf den Weg: Im Yellowstone NP leben derzeit über 700 Grizzlys und mehrere Tausend Schwarzbären. Grizzlys lieben die offene Fläche, weil sie gerne den Rücken frei haben - daher sollte man bei weiten Ebenen im Park immer ein Auge darauf haben, ob einer auftaucht. Meist werden die Grizzlys von einer Schar Raben begleite, die Reste vertilgen. Also: wo viele Raben sind, ist evtl. auch ein Braunbär. Die Schwarzbären lieben eher den dichten Baumbestand, sie klettern ja auch sehr gut.

Sicherheitshalber tanken wir noch kurz auf. Die Entscheidung ist gefallen: trotz der Mehrkilometer fahren wir noch einmal durch den
Yellowstone NP. Wenn der schon vor der Haustüre liegt, dann nutzen wir das auch aus. Es lohnt sich: die Fahrt ist wie immer abwechslungsreich und Wildlife am Straßenrand ist obligatorisch. So erreichen wir das West Tumb Geyser Basin, wo wir uns die Füße vertreten. Schöne Runde über den Boardwalk. Frisch ist es hier am Lake Yellowstone - die heißen Schwaden tun da manchmal richtig gut.

Nun verlassen wir den Yellowstone NP über den Südausgang. Wir sind uns noch sicherer als je, dass dieser Park zu einem unserer absoluten Lieblings-Nationalparks gehört und wir immer wieder gerne wieder kommen werden. Es gibt hier noch so viel Neues zu entdecken …

An den Yellowstone NP schließt sich südlich der
Grand Teton NP an. Lange geht es zunächst am Jackson Lake entlang. Dann erreichen wir „Willows Creek und „Oxbow Bend“ - zwei Rastplätze mit atemberaubender Aussicht auf den Snake River und die Grand Tetons (was übersetzt übrigens soviel wie „Große Brüste“ oder noch deutlicher „große Titten/Brustwarzen“ heißt).

Anders als 2011 fahren wir nun über die
Teton Park Road. Die Straße #89 (unsere Wahl 2011) oberhalb hat den Vorteil, dass man von dort tolle Aussichtspunkte „von oben“ auf den Snake River und die Berge im Hintergrund hat. Echt schön. Die wird aber erstens derzeit instand gesetzt, was zu „Delays“ (Verzögerungen) führt. Zum andern hatten wir ehedem vor, dieses mal mitten durch den Park zu fahren. So kommen wir dem Fluss viel näher. Außerdem steuern wir den „Jenny Lake“ an, einen traumhaften Bergsee. Auch hier eröffnen sich viele schöne Ausblicke.

Vor Jackson biegen wir noch in die Antelope Flat Road ein, die uns zur „
Mormon Row“ führt. Dies ist eine unbefestigte Straße im Hinterland, die früher von Mormonen bewohnt war. Einige sehr alte und fotogene Häuser und Scheunen stehen hier noch in der Landschaft. Da lacht das Fotografenherz. Auf der Titelseite unserer Homepage seht ihr ein Foto aus 2011 von hier. Außerdem stolpern wir hier noch über eine ziemlich große Herde Bisons (Buffalos) und Pronghorn (Antilopen).

Das hier sind übrigens auch die „
Gros Ventre Berge“, der Ort, an dem Karl May seinen Winnetou sterben ließ. Daran müssen wir natürlich denken, als wir Jackson ansteuern.

In
Jackson beziehen wir unser Zimmer im „Angler’s Inn“. Klein, aber sehr, sehr zweckmäßig und schön eingerichtet. Von hier aus können wir zu Fuß in die Ortsmitte gehen- was ein Luxus! Das tun wir auch gleich und wir sind sofort „angekommen“. Schließlich war das 2011 unser erster Kontakt mit dem amerikanischen Kontinent. Viele schöne Geschäfte gibt es hier „rund um den Town Square“ mit seinen vier „Geweihtoren“ an jeder Ecke. Wir bummeln herum und genießen die Westernatmosphäre.

Jackson ist auch mondäner Wintersportort und wir werden das Gefühl nicht los, dass es sich zum „St. Moritz des Wilden Westens“ gemausert hat. Überall Kunsthandlungen, aktive Künstler und entsprechende Preise überall. Nächster Schreck: „unser“ Cadillac Grill (ehemals eine echte Institution hier in Jackson) neben der Million-Dollar-Cowboy-Bar ist verschwunden! Hier ist jetzt ein Nobelrestaurant eingezogen, dass unseres Erachtens nicht so recht da hin passt.

Also müssen wir umdisponieren, was das Abendessen angeht. Um die Ecke ist im Obergeschoss eine italienische (?) Pizzeria mit Außenterrasse. Also rein, hoch, raus, bestellen. Das Essen ist vorzüglich und auch das gezapfte Bier ist gut. Die Pizza kommt allerdings wirklich italienisch daher und nicht amerikanisch. Will heißen: trotz Tomate/Mozarella (Caprese) als Vorspeise hätten wir mehr essen können als gemeinsam eine Pizza. Lecker war es aber, sehr sogar!

Nun sitzen wir in unserem Zimmerchen und machen Fotos und Tagebuch fertig. Später werden wir noch unseren ungewöhnlich kleinen Fernseher anschalten. Mal sehen, was es heute gibt. So oft kommen wir ja nicht dazu …

Beim Essen haben wir gemeinsam festgestellt, dass hier der erste Teil unserer Reise zu Ende geht. Das war der Norden mit den großen (und zum Teil für uns neuen) Parks und Gegenden. Uns hat hier alles ganz prima gefallen und diese Ecke ist ein Wiederkommen allemal Wert.

Im zweiten Teil geht es morgen zunächst nach Süden (Utah, später auch Colorado und New Mexico), dann nach Westen (Arizona). Dort erwarten uns einige bekannte Dinge - aber auch eine ganze Reihe von neuen Eindrücken - da sind wir sicher. Den dritten und finalen Teil dieser Reise beschließen wir dann in Californien mit insgesamt 7 Nächten in Palm Springs, San Diego und Los Angeles - allesamt Unbekannte für uns. Wir freuen uns sehr darauf!

Tagesetappe: 270 km
Übernachtung:
Angler’s Inn, Jackson Hole, WY

Buffalo Bill & Rodeo - Best of the West

BAE8790 (201409056
Rodeo im Buffalo Bill Stampede Park, Cody, WY


Die Nacht war durchwachsen, das Frühstück aber vielversprechend. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, der uns zunächst ins Safeways führt. Weiteres Obst muss her und der Wein geht auch zur Neige. Da wir die kommenden beiden Nächte auf einer Ranch verbringen wollen wir kein Risiko eingehen, dort auf dem Trockenen zu sitzen. Im Safeways gibts Obst - für den Wein müssen wir aber in den Liquor Store, der gleich gegenüber ist. Komische Läden haben die hier: „Annie Greenthumb best Flowers & Gifts“ sowie eine Werkstatt mit Namen „Grease Monkey“. Später in den Bergen finden wir noch „Dirty Annie’s Store“. Also: Blumen bei Annie Gründaumen zu kaufen kann ich mir vorstellen. Mein Auto zum „Schmiere Affen“ zu bringen schon weniger. Und was würde man in Deutschland sagen, wenn ich mich mit „Ich geh mal eben in den Laden der dreckigen Anne“ verabschieden würde? Andere Länder, andere Sitten.

Die Fahrt hoch durch den
Bighorn Mountains National Forest ist fantastisch. Tolle Weitblicke, Saftiges Grün und ein Cowboy am Wegesrand, der uns fragt, ob wir seine Kühe gesehen haben. Idylle pur. Einen stop legen wir an den Shell Falls ein - Wasserfälle in wilder Schlucht. Gegen Kurz nach eins sind wir in Cody angekommen und hier erwartet uns der Wilde Westen „at it’s best“!

Hier ist alles mit dem berühmtesten Sohn seiner Stadt verknüpft:
Buffalo Bill - bürgerlicher Name William Frederick Cody! Bereits als Kind arbeitete William Frederick Cody als Zugführer, Wagon Master, Pony-Express-Reiter und Kutscher. Als junger Mann nahm er am Goldrausch in Colorado teil. Später arbeitete er beim Pony-Express und anschließend als Scout für die Union sowohl im Amerikanischen Bürgerkrieg als auch in Kriegen gegen die Indianerstämme der Kiowa und Comanche in Kansas. Zwischen 1867 und 1868 versorgte er die Arbeiter der Kansas Pacific Railway mit Fleisch. Hierbei tat er sich als sehr erfolgreicher Bisonjäger hervor und erhielt seinen Namen „Buffalo Bill“. Mehrere Tausend Büffel soll allein er erlegt haben. Von 1868 bis 1872 beschäftigte ihn die US-Armee als Kundschafter (Scout). 1876, nach der Schlacht am Little Bighorn stellte er sich der US-Armee erneut als Kundschafter für einen Rachefeldzug gegen die Indianer zur Verfügung. Im Gefecht am Warbonnet Creek tötete er den Häuptling Yellow Hair und skalpierte ihn mit dem Ausruf: „Der erste Skalp für Custer!“. Yellow Hair blieb neben seinem Pferd das einzige Opfer des Gefechts, welches von den Zeitungen im Osten als große Schlacht aufgebauscht wurde.

Cody gründete 1883 seine eigene Buffalo Bill's Wild West Show. Diese stellte ein riesiges Aufgebot an Menschen und Tieren dar und es gelang ihm, berühmte indianische Häuptlinge wie Sitting Bull als Mitwirkende zu engagieren. 30 Jahre lang war er im Showbusiness tätig. Er war ein echter „Popstar“ seiner Zeit und legte mit seiner Show sagenhafte 250.000 Meilen zurück, das entspricht der Strecke von der Erde zum Mond oder 10x um den Erdball. Cody exportierte seine Show sogar nach Europa.

Woher ich das alles weiß? Nun, etwas ist der Wikipedia entliehen (war einfacher, als alles zu tippen) und als erstes sind wir in Cody ins „
Buffalo Bill Center of the West“ gegangen. Da haben wir jede Menge Info getankt. Center beinhaltet 5 (!) beeindruckende Museen in einem: Das Buffolo Bill Museum (alles über den Westman und Showman inkl. vieler Exponate, Filmdokumente etc.) schauen wir intensiv an - sehr gut gemacht. Übertroffen wird das noch vom Drapier Natural History Museum mit allen Tieren (vielfach ausgestopft, in ihrem Lebensumfeld arrangiert & erläutert), wie sie in den verschiedenen Höhenlagen anzutreffen sind. Sehr gut gefallen hat uns auch der „Plains Indian Museum“, das sich ganz der Indianischen Geschichte, Lebensweise, Mode etc. widmet. Die übrigen beiden Museen, das „Cody Firearms Museum“ und das „Whitney Western Art Museum“ durchstreifen wir eher oberflächlich. Insgesamt könnte man sich in diesem Komplex einen ganzen Tag und länger aufhalten. Super!!

Im gegenüber liegenden Visitor Center erkundigen wir uns nach weiteren Programmpunkten und wir werden mehr als fündig. Zunächst wollen wir aber nun zu unserer Red Pole Ranch fahren, um einzuchecken. Die Ranch liegt im Buffalo Bill State Park direkt am Stausee auf dem Weg von Cody zum Yellowstone NP. Hier bleiben wir 2 Nächte - juhu! Wir bekommen eine sehr schöne Hütte, parken unser Auto direkt vor der Tür und richten uns ein. Dann wird schon mal bis hierher Tagebuch geschrieben. Fotos von der Ranch stellen wir später online.

Gleich fahren wir wieder nach Cody. In „
Irma Hotel“ (wurde einst von Buffalo Bill gegründet - von wem sonst?) soll man gut essen können. Und davor findet um 18:00 Uhr ein „Shoot out“ statt - da duellieren sich wohl welche - Wilder Westen eben (bestimmt quatsch - aber funny!). Dann gibt es um 19:00 Uhr im Stampede Park tatsächlich noch ein Rodeo! Wir haben immer schon Ausschau danach gehalten, bisher hatten wir aber nie Glück, weil die Rodeos meist im Sommer stattfinden und spätestens an Labour Day beendet werden. So auch hier, aber heute gibt es ausnahmsweise noch ein „College Rodeo“ - was immer das ist. Wir müssen jedenfalls hin. Morgen steht dann der erste Tag im Yellowstone NP auf dem Programm.

22:30 Uhr - zurück aus Cody. Was für ein Abend! Daran werde ich noch sehr lange denken. Zunächst machen wir einen Stop am Buffalo Bill Dam - der staut hier den Shoshone River. Der Dam ist nicht sehr breit, aber extrem hoch. Beeindruckend. Es folgt das Abendessen im altehrwürdigen Irma Hotel. Es ist schon was besonderes, in so alter Kulisse zu speisen. Das Essen ist gut, das Ambiente noch besser. Unsere Sorge, dass wir das Shoot out verpassen könnten, zerstreut der Oberkellner: „They talk a lot, before they shoot …“

Die Schießerei hätten wir uns aber wirklich sparen können. Wir kommen um kurz nach 18:00 Uhr zum Ort des Geschehens, der sich direkt neben dem Irma Hotel befindet. Dort hat man kurzerhand die Straße gesperrt und einige lieblos zusammengezimmerte Kulissen aufgestellt. Vom Band läuft die Nationalhymne, mehrere hundert Amis stehen da und singen mit. Einer der „Schauspieler“ hat die amerikanische Flagge in der Hand - das muss ja was seriöses sein. Weit gefehlt! Selten haben wir so eine stümperhafte Darstellung gesehen. Gut, wenn geschossen wird, dann rumst es kräftig - das ist aber auch alles, was man lobend erwähnen kann. Ziemlich peinlich und wir sind froh, als wir uns Richtung Rodeo verabschieden können.

Wir haben das alles ziemlich knapp getaktet heute Abend: 17:25 Uhr Im Irma-Hotel (Dinner), 18:00 Uhr Shoot out, 19:00 Uhr Rodeo im Stampede Park. Es reicht, wen wir um 18:45 Uhr da sind, hat man uns im Visitor Center gesagt. Wir sind 10 vor Sieben dort, zahlen 15$ Eintritt, müssen - um zur besten Seite der Arena zu kommen - einmal mitten durch die Pferde, Cowboys und Cowgirls hindurch (quasi über den Abreiteplatz) und stehen um 19:00 Uhr wieder zwischen hunderten Amerikanern, die ihre Nationalhymne singen. Tolle mehrstimmige Fassung - gefällt mir sehr gut! Unten in der Arena sind die Vertreter der verschiedenen High Schools/Unis mit ihren Staatenfahnen im fliegenden Galopp eingeritten und schließlich wurden auch die Stars & Strips hinzugefügt, worauf unweigerlich die Hymne folgen muss.

Es folgen 3 atemberaubende Stunden, die ich nicht beschreiben kann. So viel Kraft, Eleganz, Technik - sagenhaft. Wie die Cowboys und Cowgirls mit ihren Pferden umgehen - so was haben wir noch nicht gesehen. Die sind mit ihren Pferden verwachsen, rasen in einem Tempo daher, dass uns schwindelig wird. Zwei „Hauptcowboys“ (so nennen ich sie mal) haben die Aufgabe, die wildgewordenen Pferde wieder einzufangen, nachdem sie ihre Reiter losgeworden sind. Sie fangen aber auch wilde Stiere, denen ich mich auf der Tribüne schon zu nahe fühle, mit ihren Lassos wieder ein und beherrschen ihr Handwerk meisterlich.

Die Cowboys und -girls der Unis absolvieren die verschiedensten Disziplinen. Beeindruckend ist natürlich der Versuch, 8 Sekunden auf einen wildgewordenen Pferd sitzen zu bleiben. Aber auch die unterschiedlichen Aufgaben, Kühe mit dem Lasso zu fangen, nieder zu werfen und zu fesseln (die Mädels machen das mit Ziegen, die uns nachher echt leid tun), in einem Wahnsinnstempo um Tonnen herum zu jagen oder das abschließende Bullriding als Höhepunkt lassen uns den Mund offen stehen. Unbelievable! Dabei geht es echt zur Sache und kleinere (sowie eine größere) Blessuren sind nicht zu vermeiden. Wir fühlen uns jedenfalls angekommen - mitten im Wilden Westen. Was für ein toller Abschluss eines ohnehin sehr schönen Tages.

Tagesetappe: 322 km
Übernachtung:
Red Pole Ranch, Cody, WY

Westernhelden und der Turm des Teufels

BAE8621 (20140905)
Gabi & Jürgen am Devils Tower NM


Der Aufenthalt auf der Terrasse gestern Abend war nur von sehr kurzer Dauer. Es war mächtig abgekühlt und so verzogen wir uns vor den Fernseher. Nach einigem Zapfen und vielen Werbeeinlagen bleiben wir beim „Prinz aus Zamunda“ mit Eddy Murphey hängen.

Der frühe Morgen beschert mir zunächst eine Ausgabe von „der unter der Dusche tanzt“ (Mann, was sind diese Temperaturwechsel heftig) und uns gemeinsam wieder das gute Frühstück im
Bavarian Inn. Kurz darauf sind wir „on the road again“. Crazy Horse leuchtet noch schöner als gestern. Auf der wunderschön durch die Berge zu fahrenden #385N rollen wir Richtung Norden. Wieder blauer Himmel, grüne Landschaft, prima! Die Rezeptionistin im Bavarian Inn teilte mir eben mit, dass es ab Mitte nächster Woche im Yellowstone-Bereich schneien soll. Na da bin ich aber mal gespannt. Beim Fahren ist Konzentration angesagt, denn hin und wieder springt Wild auf die Straße.

Bald erreichen wir
Deadwood, eine alte Weiterstadt in den Black Hills. Hier steuern wir zunächst den Mount Moriah Friedhof aus dem Jahre 1878 an. Dort besuchen wir die Gräber von James Butler Hickok alias „Wild Bill“ Hickok und Martha „Calamity Jane“ Canary (1850?-1903)- so viel Zeit muss sein. „Wild Bill“ hatte sich einen Namen als Marshall, Army Scout und Mann für alle Fälle, die „einen schnellen Revolver und keine Aversion gegen Blut“ erforderten, gemacht. Er kam nach Deadwood um sein Glück im Spiel und beim Goldrush zu suchen. Dort wurde er am 02. August 1876 von Jack McCall hinterrücks von hinten in den Kopf geschossen. Er wurde auf dem „Ingleside cemetery“ beigesetzt, 2 Jahre später aber zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Mount Moriah Cemetery umgebettet. Den Attentäter McCall sprach ein lokales Gericht zunächst frei, ein ordentliches Gericht befand ihn aber kurz darauf schuldig - er wurde gehängt.

Calamity Jane wurde nur 53 Jahre alt. In diesen Jahren lebte sie aber mehr als viele andere: „She worked on a bull train, performed in a wild west show and was a prostitute“. Vor allem aber war sie Wild Bills „sweetheart“. Sie war bekannt für ihre Gutherzigkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber jedermann. 1903 starb sie an „akutem Alkoholismus“. Ihr letzter Wille: neben Wild Bill begraben zu werden. Und da liegen sie heute vereint, Seite an Seite auf einem inzwischen geschlossenen, aber wunderschön gelegenen Friedhof in den Black Hills. Wir haben die beiden heute besucht und dabei 4 liebevolle, alte (wirklich alte) Damen kennen gelernt, die das auch taten. Was haben wir uns nett unterhalten!

Natürlich ist auch
Deadwood Historic Downtown einen Besuch wert: Hier kommt die alte Weiterstadt voll durch und die geschichtsträchtigen Orte (Stelle an der Wild Bill erschossen und McCall geschnappt wurde) sind natürlich besonders gekennzeichnet. Hier kannst du echtes Westernfeeling erleben. Bevor wir weiter fahren holen wir uns Coffee to go in der urigen ehemaligen Garage (Tankstelle mit Autoreparatur). Dort lernen wir Kate kennen, die dort ebenfalls gerade einen Kaffee fängt und für heute unsere beste Freundin wird. Wenn wir mal wiederkommen, müssen wir sie unbedingt besuchen. So sind sie, die herzlichen Amerikaner …

Nun steuern wir den
Devils Tower NM an, der ein ganzes Stück abseits der Interstate 90 liegt. Der Umweg lohnt sich aber auf jeden Fall. das ist wieder so ein komisches Dingen mit dem Devils Tower, dem ich vorher kaum Beachtung geschenkt habe, der sich aber heute echt zum Höhepunkt mausert. Schon von sehr weit sieht man diesen riesigen Klotz in den Bergen aufragen. Und je näher man kommt, um so mehr nimmt er dich gefangen. Er besteht komplett aus erkaltetem Magma, das zu Säulen erstarrt ist (so etwas kennen wir im Prinzip schon vom Devils Postpile letztes Jahr in Kalifornien). Hier haben wir aber einen kompletten Kern eines ehemaligen Vulkans. Alles drum herum ist im Laufe der Jahre erodiert und nun steht der Turm hier in der Landschaft.

Der ein oder andere wird ihn vielleicht aus Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ kennen. Spielberg machte den Tower zum Landeplatz für die Aliens. In Wirklichkeit ist der Turm aber seit tausenden Jahren eine Kultstätte der Ureinwohner. Funde belegen, dass er bereits vor 10.000 Jahren von Menschen bestiegen wurde. Das dies überhaupt möglich ist, glaubt man kaum - bis man die winzigen Kletterer in der 300 Meter hohen senkrechten Wand entdeckt. Wir umrunden den Turm bei schönstem Sonnenschein an seiner Basis. Überall finden sich auch dorrt Reste von Anbetungen der Indianer. Meist sind dies Bänder, Tücher o.ä. in den Bäumen oder Felsen.

Als wir das National Monument verlassen, kommen wir an der „Prairie Dog Town“ vorbei, die wir schon beim Hineinfahren entdeckten. Wir können nicht widerstehen und lichten einige dieser putzigen Tierchen ab. Nun aber zurück zur Interstate 90. Noch liegen rd. 240 km vor uns bis Sheridan. Die vergehen aber wie im Fluge, denn das Tempolimit steht bei 130 km/h (80 mph) und ich bremse in den folgenden knapp 2 Stunden erst, als ich auf den Hof des „
Mill Inn“ rolle. Dort haben wir ein nettes Zimmer.

Nach dem Auspacken fahren wir gleich in die
Downtown, wo heute Abend aber der Hund begraben zu sein scheint. Dafür glänzen Gabis Westernstiefel in der Sonne. Der Lichtblick ist das „Sanford’s Grub & Pub“, das schon im Reiseführer gepriesen und auch von der Dame beim Check in empfohlen wurde. Zu Recht! Der Laden alleine ist eine Reise nach Sheridan wert! Total vollgestellt mit allerlei Gerümpel inkl. eines lebensgroßen Krokodils unter der Decke serviert man dort American Food der extraklasse. Unsere Burger sind jedenfalls Spitzenklasse und auch das gezapfte Weizenbier schmeckt - wenn es auch stilecht in einem Einmachglas serviert wird, mit Zitrone! Freunde des dünnen Glasrandes bei Biergläsern wollen das nicht glauben. Die beiden Corps am Nebentisch sind jedenfalls echte Sheriffs: jeder trägt 2 Pistolen mit sich - eine rechts und eine links, damit man in jedem Fall schnell ziehen kann.

So, der Tagebucheintrag ist erledigt, mal sehen, ob ich noch Kraft habe, einige Bilder zu sichten. Es war unsere längste (geplante) Tagesetappe, morgen geht es ruhiger zu. Gute Nacht!

Tagesetappe: 488 km
Übernachtung: Mill Inn, Sheridan, WY

Rocky Mountain High - Colorado

BAE7808 (20140901)
Jürgen auf dem Trail zum Dream Lake, Rocky Mountain NP


Na das mit den Fotos hat leider nicht gut geklappt. Die Website stellt die Bilder nicht so dar, wie ich es gerne hätte. Da werde ich in den nächsten Tagen mal eine Alternative suchen müssen, bis dahin verschwinden die Fotos wieder, das erhöht die Vorfreude …

Die Nacht war auch eher wenig berauschend. Immer wieder liegen wir eine Zeit lang wach, der Körper will sich wohl doch noch nicht so ganz an die neuen Zeiten gewöhnen. Und gleich 2 Nächte hintereinander auf über 2.500m Höhe - ist auch ungewohnt.

Egal - gegen 08:00 Uhr starten wir in den
Rocky Mountain NP. Dabei nehmen wir die „Trail Ridge Road“ in Angriff, die uns bei strahlend blauem Himmel immer weiter in die Höhe führt. Kälter wird es und windiger. Tolle Aussichten auf die mächtige Bergwelt laden zum Fotografieren ein. Nebenbei: ich habe eben mal 4 Hochformataufnahmen (RAW) in Photoshop zu einem Panoramabild zusammenrechnen lassen (klappt super, habe ich vorher noch nie gemacht - Zauberei). Das Ergebnis ist eine 1,15 GB (!) große Bilddatei. Damit kann man dann das Wohnzimmer tapezieren. Ich schweife ab …

Irgendwann sind wir auf dem „
Fall River Pass“ in der sagenhaften Höhe von 3.713m. Höher kann man in den USA nicht mit dem Auto hinaufkommen und auch wir fühlen uns „Top Of The World“. Höher waren wir noch nie und die Atmung hat ganz schön was zu tun. Gleich hinter dem Pass befindet sich das Alpine Visitor Center mit angeschlossenem Shop und Café. Also genießen wir mal einen Latte Macchiato und einen energiereichen Cookie hoch in den Wolken. Gabi findet in „Tiny Little Bear“ einen neuen Reisebegleiter, der nun auch hin und wieder auf Fotos auftauchen wird.

Später fahren wir wieder hinab Richtung
Bear Lake Area - hier soll es noch viele schöne Trails geben. Stimmt! Da Labour Day ist und die Amerikaner ihren letzten Ferientag genießen und begehen wollen ist es ziemlich voll. Wir parken am „Park and Ride“ und nehmen den kostenlosen Shuttlebus zum Bear Lake. Dort beraten wir uns kurz mit einer Rangerin. Überall blauer Himmel nur genau vor uns ziehen dunkle Wolken auf. Die Prognosen sind aber gut und so starten wir zur „3-Seen-Tour“. Ausgehend von einer Höhe auf 2.500m geht es steil hinauf auf gut 2.700m. Auf dem Weg zum „Emerald Lake“ passieren wir den „Nymph Lake“ und den „Dream Lake“. Alles sehr schön und die dunklen Wolken halten sich zurück. Chipmunks und Squirrel wuseln um uns herum und wir fotografieren die schöne Bergkulisse, uns und die putzigen Tierchen.

Das ist trotz der kühlen Temperaturen in der Sonne eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit hier und ich komme gut ins Schnaufen. Nach einer kurzen Rast am Emerald Lake geht es auf dem gleichen Weg zurück. Da das Wetter heute viel besser ist als gestern umrunden wir noch einmal den
Bear Lake - zumal auch Tiny Little Bear den noch nicht kennt.

Der Bus bringt uns dann gegen 14:00 Uhr zum
Sprague Lake, den wir ebenfalls umrunden. Dabei stoßen wir auf eine kleine Gruppe Elks, die in den Büschen leckeres Grünzeug fressen. Wir machen aus der Distanz einige Fotos, können dann aber doch nicht wiederstehen, uns an einen etwas näher heranzumachen. Plötzlich kommt der einige Schritte auf uns zu und bleibt höchstens 5 Meter vor uns stehen. Ups, ist der groß! Sein Kopf überragt meinen deutlich. Da macht Gabi schnell 2 Schritte hinter den nächsten Baum und auch ich mache lieber einen Rückzieher.

Toller Tag in wunderbarer Umgebung! Ich kann absolut nicht glauben, dass wir vorgestern Morgen noch in Nieukerk waren. Der Bus bringt uns schnell zum Park and Ride und ebenso schnell sind die paar Meilen bis ins Motel zurückgelegt. Es folgt ein kleiner Mittagsschlaf, damit wir heute Abend nicht wieder um 21:00 Uhr flach liegen und morgens nicht mehr pennen können.

Danach machen wir einen kleinen Bummel durch
Estes Park. Wie so oft gibt es hier nicht viel mehr als die Hauptstraße. Dafür verfügt diese aber über ganz viele sehr nette Geschäfte und Restaurants und vor allem: Candy-Shops. Die gibt es hier mindestens so häufig wie bei uns die Handy-Shops (kein beabsichtigter Reim!). In jedem zweiten Schaufenster drehen sich die Knethaken mit der süßen Zuckermasse. Es riecht überall fantastisch und auch die Fassaden sind hübsch anzusehen. Prima - ihr werdet über die Fotos einen Eindruck bekommen.

Schließlich landen wir in „Poppy’s Pizza & Grill“, ergattern draußen einen Tisch direkt am Fluß und ordern Rotwein, Colorado Native (Bier), einen Buffalo Burger mit Onion Rings sowie eine Enchillada-Pizza (mexikanische Art mit allem, was scharf ist). Klasse Idee, super Umsetzung des Kochs - wir sind begeistert.

Dann geht es zurück zum Zimmer, wo wir uns an die Fotos und den Tagebucheintrag machen. Alles gut - wenn ich jetzt noch diese Geschichte mit den Fotos im Netz hinbekomme, mal sehen …

Tagesetappe: 95 km
Übernachtung: The Haber Motel****, Estes Park, CO