USA-West 2014

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

Unten in dieser Seitenleiste findet ihr Stichworte und Daten, die euch helfen, bestimmte Beiträge schneller wieder zu finden.
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Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!

Gabi & Jürgen on Tour ...

Gravel Road

Take it easy ...

BAE0983 (20140916)
Take it easy! - Jürgen „... standing on a corner in Winslow, Arizona“


Super österreichisches Frühstück im Globetrotter Inn: Bagels, Müslibrötchen, O-Saft, selbst gemachte Marmeladen etc. und das alles von echten Tellern und auch echten Tassen, sogar Milchkännchen und Zuckerdöschen auf dem Tisch hat es hier.

Der Plan von heute: kurze Strecke (190 km), Meteor Crater und früh in Sedona sein - dann Ausspannen und evtl. etwas im Red Rock State Park herumstöbern. Ankunft Sedona: 18:20 Uhr - was war passiert?

Nach dem Frühstück unterhalten wir uns etwas mit dem österreichischen Moteleigner und der fragt dann irgendwann, ob wir nicht noch ein paar Stunden Zeit über haben heute? Haben wir ja tatsächlich! Ob wir die
Rock Art Ranch kennen - ganz in der Nähe? Nö! Empfehlung! man müsse sich aber anmelden für eine Führung. Kostet genau einen Anruf und schon sind wir für 10:00 Uhr verabredet.

Schnell noch im Safeways nebenan einkaufen, dann rollen wir über die
McLaws Road Richtung Westen. Nach ca. 16 Meilen soll diese an einem 4-Ways-Stop unbefestigt werden - wird sie. Nun noch 6 Meilen weiter über Stock und Stein (aber gut befahrbar), dann links abbiegen, 2 weitere Meilen und schon sind wir auf der Rock Art Ranch, wo uns der 94jährige Stammeshäuptling, rüstig mit Cowboystiefeln und -hut sowie der Rancher empfangen. Außer uns ist noch ein Paar aus Arizona gekommen und schon geht es los (sorry, aber ich muss mich wirklich kurz fassen, was die folgenden 4 Stunden passiert):

Die Ranch umfasst ein Sammelsurium aller Dinge, die in den vergangenen 150 Jahren zu einem Ranchleben dazugehörten. Hinzu kommen Anasazi-Artefakte aller Art, Waffen, Autos, landwirtschaftliches Gerät etc. Die ersten gut 1,5 Stunden erzählt uns der Rancher alles, was er weiß - und das ist eine Menge. besonders beeindruckend sind seine plastischen Erläuterungen zu den Töpferarbeiten, Waren und Gebrauchsgegenständen der Anasazi, Hopi- und Navajoindianer.

Er hat die Ranch 1945 übernommen und hat auch selbst Indianerblut in den Adern. Sein nächster Nachbar wohnt 17 Meilen entfernt - und selbst das ist ihm oft zu nah. Seine Ranch ist riesig und auf seinem Land haben vor über 900 Jahren die
Anasazi gelebt, später dann die Hopi und Navajo, von denen er einige persönlich kennt. Immer wieder gibt sein Land Schätze frei, die aus vergangenen Zeiten stammen. Er hat Indianergegenstände aus allen Jahrhunderten. Archäologen campen regelmäßig wochenlang auf der Ranch - für die Öffentlichkeit ist sie aber immer noch ein Geheimtipp.

Es ist schon erstaunlich, was er uns alles zeigen und erklären kann. Nachdem wir das alles gesehen haben, schauen wir kurz bei den Kühen und seiner kleinen Büffelherde vorbei. Dabei zeigt Benny, der kleine Hund (der sich prima mit Gabi versteht), was in ihm steckt. Ich habe einige Bilder, auf denen zu sehen ist, wie er todesmutig den großen Büffel anbellt. Es gibt aber auch ein Foto, da springt Benny einen guten Satz zurück, als der Büffel die Hörner senkt und einen Schritt nach vorne macht.

Nach einigen Erläuterungen zu Ackerbau und Viehzucht (insbesondere zu den alten Maschinen) steigen wir in die Autos. Über heftige Gravelroad erreichen wir einige Meilen später den Ort, wo die „Native Americans“ bis vor einigen Jahren lebten - auf dem Ranchgelände. Dort gibt es noch Behausungen, eine Sauna (!) etc. zu sehen und natürlich sehr viel zu erklären.

Weiter geht es zu einem Slickrockgebiet. Wir andern ein wenig den Abhang hinunter -dort zeigt uns der Rancher eine in Fels gehauene Landkarte der Indianer - erstklassige Petroglyphs.

Und wieder einige Meilen weiter über Stock und Stein (nun wirklich wieder „in the middle of nowhere“) kommen wir an einen
Slotcanyon, der tausende Petroglyphs (also uralte Steinzeichnungen) beinhaltet. Er erklärt noch genau, wo wir besondere Exponate finden und verabschiedet sich - nach 3,5 Stunden Geschichtsunterricht vom Feinsten - quasi Privatunterricht aus erster Hand.

Wir klettern in den Canyon hinab und sehen uns um. Tatsächlich entdecken wir tolle Felszeichnungen (u.a. Eine Geburtsszene, eine Frau im Kleid, Tiere etc.). Aber auch der Canyon an sich ist wunderschön.

Gegen 14 Uhr krabbeln wir wieder hinaus und begeben uns zum Auto. Die beiden anderen hatten erst mal Pause gemacht und gehen nun in den Canyon. Wir fahren die Schotterpiste wie beschrieben zum Ausgangstor. Das Schloss sei offen, hat uns der Rancher gesagt, der letzte möge es schließen. Klar, was nun kommt: das Schloss war zu! Also rufe ich ihn nochmal an, er entschuldigt sich, gibt klare Anweisungen. Gabi klettert durch das Tor zum „Horseshoe“ (Hufeisen), das da einsam an einer Stange baumelt. Einen Stein anheben, etwas im Sand graben: voila - da ist der Zweitschlüssel! Nun fahren wir noch einmal rd. 25 km über unbefestigte Piste (mit ziemlichem Speed) und erreichen dann
Winslow, Arizona und damit den Anschluss an unsere geplante Route.

Winslow, Arizona! Da war doch was? „Standing on a corner in Winslow, Arizona“ ist eine ganz bekannte Zeile aus dem Hit der Eagles: „Take it easy“ - eine Hommage an die Historic Route 66. Und wo wir schon gerade mal da sind könnte ich mich doch mal an so einer Ecke fotografieren lassen und anschließend
„Take it easy“ drunter schreiben. Schönes Motiv fürs Büro, wenn man mal wieder geladen ist, oder?

Also rein in den Ort, 2 x um ein paar Ecken gefahren und: Da gibt es doch tatsächlich eine fix und fertige Motivecke zum Song. Musiker mit Gitarre, Kulisse und 2 Souveniershops inklusive. Also raus aus dem Auto und fotografieren. Super!

Jetzt aber wirklich weiter. Um 15:30 Uhr erreichen wir den
Meteor Crater. Ein Schild an der Strecke sagt: „Dein Tempolimit: 50 mph - der Meteorit hatte damals 26.000 mph drauf!“ Wir checken ein und besteigen den Kraterrand. Vor 50.000 Jahren schlug hier ein Meteorit mit 45 Metern Durchmesser und einer Explosivkraft von mehr als 200 Tonnen TNT ein. Er schlug ein Loch von 1 Meile (1.600 m) Durchmesser und 168 Metern Tiefe in die Landschaft. Das ist ein ganz schön gigantisches Loch. Man könnte auf einem Boden 20 Footballspiele gleichzeitig austragen und auf den Abhängen fänden 2 Millionen Zuschauer Platz - das verdeutlicht die Größe ganz gut, finde ich.

Im Ernst: eigentlich ist es nur ein Loch in der platten Landschaft. Allerdings hat der Einschlag den Kraterrand aufgeworfen, so dass der Krater schön modelliert ist. Es ist der weltweit am besten erhaltene und sichtbare Meteoritenkrater. Ziemlich beeindruckend. Der Film, das Museum und die Geschichten zu den hier absolvierten Astronautentrainings machen das Ganze zusätzlich interessant. Das größte Stück, das sie von dem Brocken gefunden haben, kann man hier auch anfassen - außerirdisch!

So sind wir erst gegen 18:20 Uhr in
Sedona. Hier hat es am Nachmittag geregnet - alles richtig gemacht! bei der Fahrt durch den Oak-Creek-Canyon (AZ-#89A) wundern wir uns, dass rechts und links der Straße alle Viewpoints, alle Wege in den Wald und einfach ALLES gesperrt sind. Am Motel erfahren wir, warum: Im Mai gab es einen großen Waldbrand und anschließend jede Menge Monsunregen. Nun besteht überall Gefahr für Erdrutsche und umfallende Bäume. Im Oktober soll alles wieder freigegeben werden.

Wir haben keine Lust mehr, wegzufahren. Also fahre ich schnell los, kaufe eine riesige Pizza für 2 und die essen wir genussvoll mit Wein im Zimmer. Gabi geht noch in den Pool, ich schreibe diesen Bericht und nun widme ich mich noch den Fotos. Dann ist Feierabend. Bis morgen und: „Take it easy .!“

Tagesetappe: 241 km
Übernachtung:
Desert Quail Inn, Sedona, AZ

Wagen westwärts!

BAE0691
Gabi & Jürgen „in the middle of nowhere“ ...


Das Americas Best Value Inn in Farmington ist einfach Spitzenklasse! Großes Zimmer, Zugang zu Garten und Pool, hervorragende Betten, super Frühstück und dann noch der Mexikaner auf der anderen Straßenseite (ok: die 6 Spuren zu überqueren ist ein Halbtagesausflug).

Gestärkt durch Bagel, Frühstücksburger (mit Rührei), O-Saft und Kaffee machen wir uns auf den Weg, nicht ohne unserem Nissan - der übrigens einen prima Job macht - noch etwas von dem hier günstigen Kraftstoff zu spendieren.

Am
Shiprock (einem riesigen Felsen, den wir in der Ferne gestern schon vom Mesa Verde NP aus sehen konnten, er diente den Indianern und Siedlern als wichtige Landmarke) vorbei fahren wir auf den Hwy. #491 in südliche Richtung. Hier weichen wir erstmals von der geplanten Fahrtroute ab, da uns das Navi signalisiert, dass es auch kürzer geht zum Canyon de Chelly NM. Gabi studiert die AAA-Karte und kommt zu dem Schluss, dass es noch kürzer gehen müsste, wenn wir schon bei Toadlena von der #491 abbiegen und Richtung Bergkette im Westen zu fahren, die es zu überqueren gilt. Tatsächlich ist auf der Karte ein Weg eingezeichnet, der komplett geteert sein müsste.

Stutzig hätten wir werden müssen, als die Straßenbefestigung aufhörte und es immer unwegsamer wurde. Im Ernst: eine „Straße“ in schlechterem Zustand sind wir in den ganzen 4 Jahren nicht gefahren. Und es wurde immer schlimmer. Extrem steinig, extreme Spurrillen - ans umkehren denken wir (zunächst) dennoch nicht. So quäle ich unseren treuen Nissan über die Piste und versuche zumindest die Straßenbreite so auszunutzen, dass ich immer den scheinbar gängigsten Weg wähle. Es ist mir ehrlich ein Rätsel, wie Reifen solche Strapazen aushalten, ohne einfach zu platzen.

Himmelsrichtungen spielen längst keine Rolle mehr - wir bleiben auf dem Weg, um uns nicht noch zu verfahren. So bleibt immer noch die letzte Alternative, umzukehren. Alle Pisten, die links abzweigten, scheinen noch schlechter zu sein, falls das geht. Endlich ein Auto am Horizont - es kommt uns entgegen und wir halten es lässig mit herunter gedrehter Scheibe an. Drin sitzt ein älteres Indianerpaar (oder „native Americans“, wie es offiziell heißt). „What the hell do you do here?“ ist die berechtigte Frage des Fahrers. Wir erklären es ihm und ich steige dann doch mal mit meiner Karte aus und berate mich mit seiner Begleiterin. Derweil fragt er Gabi, wer denn auf diese Idee gekommen ist, hier herumzugurken? Sie ist ehrlich mit ihrer Antwort.

Ergebnis des Palavers: Weiterfahren ist besser, als umzukehren - schlimmer wird es nicht mehr. Wir folgen den Hinweisen, schließen den Kreis, fotografieren noch ganz cool ein Longhorn-Rind, das sich ebenfalls über uns wundert und erreichen noch eine Stunde Ausflug ins Nirgendwo wieder die #491. An unzähligen Lagerfeuern wird man sich noch tagelang kopfschüttelnd die Geschichte von den beiden Bleichgesichtern erzählen, die ohne Pferd über die Berge wollten.

Wir planen jedenfalls um. Der
Canyon de Chelly wird auf ein anderes mal verschoben. Wir kaufen uns 2 Riesenbecher Diet Coke mit Eis und steuern direkt die Internate 40 an, die uns nach Holbrook bringen wird. Schließlich ist Urlaub und so haben wir mehr Zeit am Tag.

Wir kommen sehr gut voran, die Musik ist klasse. Woher das iPhone immer die richtige Musik spielt, wenn es aus über 1.000 Titeln zufällig auswählt und genau an der Richtigen Stelle „Another Day in Paradise“ oder „Take it easy“ zum Besten gibt? Ich weiß es nicht. Als wir das Staatenschild von Arizona passieren und die Musik genau in diesem Moment auf „Arizona, Arizona“ von Truck Stop wechselt, verschlägt es uns die Sprache. Hexerei!!

Am Visitor Center an der I-40 kommt Gabi ihrem Traum vom Auswandern wieder einen Schritt näher: Sie ist nun stolze Besitzerin eines „Passport Arizona“, der Platz für Stempel entlang der
historischen Route 66 hat. Den ersten hat sie nun.

Gemütlich gondeln wir durch den gesamten
Petrified Forest NP. Zuvor haben wir uns in dessen Visitor Center einen 18-minütigen Einführungsfilm angesehen, der alles wissenswerte zur Entstehung der versteinerten Bäume erklärt. Die größte Ansammlung versteinerter Bäume weltweit erwartet uns hier. Die „Painted Desert“ leuchtet in all ihrer Pracht und die ehemals hölzernen Stämme liegen zu Hauf herum. Die Lichtstimmung wird etwa dramatischer - am Horizont blitzt es und dort scheint es auch zu regnen. So steuern wir unser Motel an, das wir bei blauem Himmel erreichen.

Die
Globetrotter Lodge wird von einem österreichischen Paar sehr gut bewirtschaftet - alles ist liebevoll eingerichtet. Hier ticken die Uhren tatsächlich anders - in Arizona ist es eine Stunde früher, die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt nun -9 Stunden. Hurra - ich bin wieder eine Stunde jünger geworden!

Nach einer längeren Mittagspause und Schönheitsschlaf geht es rüber ins
Butterfield Steakhouse, wo ich meine ersten Spareribs des Urlaubs bekomme. Gabi kann sich bei den Steaks nicht entscheiden. Das Filetsteak hat „nur“ 6 oz - da nimmt sie lieber das Porterhouse-Steak (denn da hängt das Filet noch mit dran). Dieses hat 16 oz und während der Koch das Teil auf den Grill wuchtet rechnen wir das mal um: 16 oz sind 453,59 Gramm. Gabi kontert, dass wir heute vergessen haben, unser Obst zu essen und das schon passen wird. Recht hat sie: Beim Gewicht wird der Knochen mitgerechnet und den lässt sie einfach liegen.

Übrigens gibt es hier bei den Steakvarianten nicht so viele unterschiedliche Kombinationen mit Soßen etc. wie bei uns. Hier unterscheidet man eher nach der Art des Fleisches: T-Bone, New Yorker, Porterhouse, Sirloin, Ribeye etc. Die Atmosphäre im „Butterfield“ ist klasse und wir fühlen uns wie zu Hause.

Morgen geht es wieder weiter nach Westen - wir streben der Pazifikküste zu. Bald können wir die restlichen Tage zählen, doch noch ist es so weit nicht. Wir genießen unseren Urlaub weiterhin in vollen Zügen! So, Gabi hat Korrektur gelesen und ich mir derweil die Beine im Pool abgekühlt und das Ganze dann in der breiten Hängematte wieder trocknen lassen - supi! Gute Nacht!

Tagesetappe: 430 km
Übernachtung:
Globetrotter Lodge, Holbrook, AZ