USA-West 2014

Hinweis

Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

Unten in dieser Seitenleiste findet ihr Stichworte und Daten, die euch helfen, bestimmte Beiträge schneller wieder zu finden.
Insbesondere sind die älteren Beiträge im "Archiv" zu finden - sie sind unter den Datumsangaben wochenweise abgelegt!

Auch steht der neueste Eintrag immer
oben auf der Seite! Wenn ihr die Reihenfolge benötigt, weil ihr z.B. einige Tage nicht "mitgereist" seid, dann lest die Einträge bitte von unten nach oben.

Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!

Gabi & Jürgen on Tour ...

Colorado

A perfect sunday!

BAE0570 (20140914)
Gabi in der Bisti Badlands Wilderness


In der Nacht war es draussen mal sehr laut, Gabi hat’s verschlafen. Dafür ist sie am Morgen hellwach, als es gilt, Minuspunkte für das Motel zu sammeln. Nur 2 Duschhandtücher, keine Seife, Shampoo o.ä., keine Kosmetiktücher, kein Fön, keine Kaffeemaschine auf dem Zimmer, schlechter Kaffee im Office und sogar das Eis kostet hier 25 Cent. Ein Skandal - wir reisen ab!

Sehr schnell haben wir den uns noch unbekannten „
Mesa Verde NP“ erreicht, der als DER kulturhistorisch bedeutsamste Nationalpark der USA gilt. In den letzten 3 Jahren haben wir uns immer vorbei gemogelt - heute wollen wir uns die „Cliff Dwellings“ der frühen Anasazi anschauen.

Was das ist? Nun: eine Mesa ist ein Tafelbergplateau, eine Mesa Verde ist demzufolge ein „Grünes Tafelbergplateau“ in über 2.000 m Höhe. Dort haben die Ureinwohner Amerikas, die Anasazi vor über 700 Jahren puebloartige Häuser in die Felswände gebaut, quasi freischwebend in der Felswand - vergleichbar mit Schwalbennestern. Der Park schützt heute über 4.500 bekannte archäologische Fundstätten einschließlich 600 Felsbehausungen.

Unten im Visitor Center besorgen wir uns Tickets für eine geführte Tour zum „
Balcony House“ (je 4$). Dort geht es um 11 Uhr los - der Name ist Programm. Vorher fahren wir aber ca. 1 Stunde (!!) vom Visitor Center durch endlose Serpentinen hoch auf den Tafelberg. Rancherin Keyla stimmt die Gruppe auf die nächste Stunde ein und sie tut das sehr schmissig: Wir sollten uns der Höhe und mögliche Einschränkungen für Herz. Kreislauf und Atmung bei größerer Anstrengung bewusst sein. Wir müssen wissen, dass sich die Behausung der Anasazi, die wir gleich besuchen werden, unter unseren Füßen in der steilen Felswand befindet. Die Tour erfordere daher körperliche Anstrengung und etwas Sinn für Abenteuer. Zunächst gehe es unzählige Treppenstufen hinab. Das „Balcony House“ betreten wir dann über den Hintereingang, der nur für die Tour geschaffen wurde und den es im Original nicht gab: eine über 10m hohe, sehr steile Holzleiter. Nach der Besichtigung sei die Anlage nur über den eigentlichen Haupteingang zu verlassen, einen äußerst engen, 3,7 Meter langen Tunnel, den wir nur auf Händen und Füßen kriechend durchqueren könnten. Dann folgten noch 2 über 5 Meter hohe Leitern und grob in den Fels gehauene Stufen - die Anasazi hätten halt gewusst, wie man es Eindringlingen schwer macht.

Klare Ansage von Keyla: wer sich das nicht zutraut, hat JETZT noch die Gelegenheit, hier zu bleiben. Die Tour ist klasse und gewährt gute Einblicke in die Lebensweise der frühen Indianer. Wir untermauern das Gesehene später noch durch einen Besuch im
Museum. Keyla erläutert knackig und einfühlsam das Zuhause der Indianer und ihre beschwerliche Lebensweise. dabei macht sie eindringlich darauf aufmerksam, was „Zu Hause“ und das „Dach über den Kopf“ auch heute noch für uns Menschen bedeuten. Sehr gute Tour - mit Rückfahrt den Berg hinunter und Stopps an diversen Viewpoints ist der Vormittag schnell verflogen.

Um 15 Uhr erreichen wir dann unser Motel in
Farmington und stellen fest, dass wir das gleiche, sehr schöne Zimmer wie vor 3 Jahren bekommen haben. Prima. Hier können wir draussen sitzen (tue ich gerade auch beim Tagebuchscheiben) und die Zimmerausstattung ist klasse. Einen Moment lang zögern wir, ob wir uns tatsächlich noch auf den Weg in die Bisti Badlands Wilderness machen sollen. Zu verlockend ist der Gedanke an einen Mittagsschlaf. Aber das schöne Wetter und die Aussicht auf die Wüsten-Wanderung auf eigene Faust siegen. Wir kochen uns einen Kaffee, genießen den im Zimmer und auf geht es die schlappen 68 km südwärts. 45 Minuten später sind wir vor Ort - das Auto kräftig zugestaubt und wir etwas durchgerüttelt von den letzten Kilometern auf unbefestigter Piste. Knapp 2 Stunden treiben wir uns zwischen den Hoodos, Kohlebergen, und versteinerten Baumstämmen im ausgetrockneten Flussbett (dem „Wash“) herum.

Wir halten Ausschau nach den berühmten „Cracked Eggs“ - finden sie aber wieder nicht. Hier ist aber der Weg das Ziel und das Abenteuer hat erste Priorität. Wir genießen das sehr. Man muss immer schauen, dass man den Rückweg zum Auto noch finden kann und nicht die Orientierung verliert. Dabei ist es extrem heiß hier und außer uns niemand weit und breit. Karte und Beschreibung dieses Ortes haben wir aus dem Internet. Beim Klettern in der Mondlandschaft müssen wir immer sehr aufpassen: 1. nichts kaputt zu machen, 2. unsere Knochen zu schützen und 3. nicht irgendwohin zu fassen oder zu treten, wo sich eine Klapperschlange, ein Skorpion, eine Tarantel o.ä. gestört fühlt. Etwas Nervenkitzel ist schon dabei und das mitgebrachte Wasser wird dringend benötigt. Außer ein paar Geckos, die aufgeschreckt umherhuschen, sehen wir aber keine Lebewesen.

Das war wieder eine tolle Tour und um 19:15 Uhr sind wir zurück im Motel. Hier könnten wir auch mal einen ganzen Tag verbringen, wüssten nur nicht recht, wie wir das mit der Hitze in den Griff kriegen könnten.

Direkt gegenüber vom Motel ist das „
Tequila Restaurant“. Hier waren wir schon vor 3 Jahren total begeistert und als Belohnung für einen fleißigen Sonntag und perfekten Abschluss dieses schönen Tages lassen wir es mal so richtig krachen: 4 extrem leckere und große Margaritas, Natschos, „hot“ Salsa, eine mexikanische Platte für 2 Personen, serviert im heißen Bottich (verschiedne Sorten Fleisch, Fisch, Shrimps, scharfe Soße, Käse und extrem „hotte“ Peperoni in der Größe einer Paprika), dazu Tortillas, Reis und Bohnenmus und anschließend noch lecker Tequila mit Salz und Zitrone aus dem Familienbecher. Boh!!!!

Nun: Tagebuch schreiben, zwischendurch mit den Füßen in den Pool, ein Glas Rotwein dazu, Fotos überspielen und Homepage berichten. Gleich noch den Riesenfernseher anschmeißen - nur zum Spaß - und zum Abschluss eines wirklich sehr perfekten Sonntags bei bestem Wetter in unserem Reiseland Nr. 1! Good night!!

Tagesetappe: 385 km
Übernachtung:
Americas Best Value Inn, Farmington, NM

Schwarzer Canyon und blondes Bier

BAE0299
Black Canyon of the Gunnison NP


Die Frühstücksauswahl ist ganz ordentlich - so wie und das Motel insgesamt sehr gut gefällt. Und wieder kommen wir ins Gespräch. Diesmal geht es um Ahnenforschung. Eine amerikanische Familie aus Kalifornien sucht hier nach ihren Wurzeln - gar nicht so einfach, da es in den USA viel weniger Aufzeichnungen gibt als bei uns. Jedenfalls reichen die nicht so weit zurück und scheinen nicht so zuverlässig zu sein: „What the hell did they care about this in the 1880ies …?“

Gut gerüstet fahren wir kurz nach 09:00 Uhr vom Hof. Irgendwie sind wir dieses Jahr immer eine Stunde später „on the road“ als sonst. Naja - es ist ja Urlaub! Das Navi zeigt an: 205 km - Zielankunft. Praktisch: bis Durango bräuchten wir nicht einmal abzubiegen.

Das tun wir aber doch - nur weiß dass das Navi nicht und ich wundere mich jedes Mal über die Geduld dieser App. Eigentlich erwarte ich, dass irgendwann mal jemand aus dem iPhone steigt und schnauzt: „Fahr so, wie ich es dir sage oder schalte mich ab; aber bitte veräppel mich nicht andauernd …“.

Wir biegen bei
Montrose Richtung Osten ab, denn der „Black Canyon of the Gunnison NP“ steht als erstes auf dem Programm. Ich will es kurz machen: Wir verbringen den ganzen Vormittag hier, denn wir sind total angetan von diesem Naturwunder. Wir fahren einzelne Viewpoints ab und steuern auch das Visitor Center an. Einen großen Anteil an unserer Begeisterung hat Ranger „Zack“, den wir am Chasm Viewpoint treffen. Er startet hier nämlich um 11:00 Uhr., also in 5 Minuten, einen „Ranger Talk - Geology“. Der sollte nur 15 Minuten dauern - es werden aber 30 daraus. Mit uns ist nur noch ein alters Ehepaar aus Boston interessiert und so geht es sehr familiär zu. Zack erklärt alles über die Entstehung des gigantischen Canyons, der - wie der Name schon sagt - ziemlich „schwarz“ daher kommt und an manchen Stellen unglaublich eng ist.

Der Canyon ist über 600 m (2.000 ft) tief und an engen Stellen nur knapp 400 m breit (oben!). Das Empire State Building würde hier 2x aufeinander gestapelt hineinpassen. Er erläutert alles zur Geologie der Entstehung und auch zur Zukunft des Canyons. Alles ist super gut verständlich. nach der Eiszeit haben Wetterumstände und Erosion dazu beigetragen, dass der Gunnison River diesen Canyon in den Fels schneiden konnte. Dabei ist das Gestein hier viel härter als z.B. am Grand Canyon. Optimistische Berechnungen gehen davon aus, dass der Fluss jährlich soviel Gestein abschleifen konnte wie ein Menschenhaar dick ist. Und das ging nur, weil der Fluss damals reißend war. Heute plätschert er im Vergleich dazu nur so vor sich hin. Grund: der in den 50er Jahren gebaute Staudamm. Aber Zack erklärt uns, dass wir uns um die Zukunft des Canyons keine Sorgen machen müssen. Derzeit sammeln sich Gesteinsbrocken im Flussbett an, so dass der Canyon im Moment eher „flacher“ wird. das Wasser hat nicht die Kraft, das Gestein zu beseitigen. Aber von Menschenhand gebaute Dämme seien nur in „Menschenzeitrechungen“ gebaut. In Geologischer Zeitrechnung die über Jahrtausende denkt, sei das nur eine kleine Unterbrechung des Laufs der Dinge. Der Stausee werde eines Tages versanden (wegen der zurückgehaltenen Sedimente) und dann werde er überflutet und die Natur nehme sich das zurück, was wir ihr genommen haben. Gut so!

Nach kurzer Überlegung fahren wir noch zum Fluss hinunter. 16% Gefälle - und auf dem Rückweg entsprechende Steigung. Da kommt die „L-Stellung“ des Automatikgetriebes mal zur Wirkung.

Der Weg nach
Durango ist uns bekannt. Es sind ja nur 200 km. Wir fahren über mehrere Pässe von gut 3.000 m und machen Zwischenstopp in den ehemaligen Minenstädtchen „Ouray“ und „Silverton“. dabei fahren wir über den „Million-Dollar-Highway“ - so benannt nach der Goldrushzeit, als hier die Straße förmlich mit Gold gepflastert war. In Ouray kehren wir im ortseigenen Brauhaus ein und ich gönne mir ein blondes „Camp Bird Blond“ während Gabi einen Kaffee in der Schaukel an der Bar nimmt. Sehr gut!

Das Motel in Durango ist auch gut. Hier fährt direkt vor der Haustür der kostenlose „
Trolley Shuttle“ ab, der uns bis Downtown fährt. Das kennen wir schon, aber zum Bahnhof der altehrwürdigen Durango-Silverton Railroad, die auch heute noch täglich diese Strecke dampft, wollen wir doch noch. Schaffen wir auch. Nur: der letzte Trolley zurück fährt heute schon um 19:00 Uhr - und so haben wir nur 40 Minuten Zeit. Reicht für die Besichtigung aus - aber nicht zum Essen. Taxen haben wir hier noch nie gesehen und wir wollen nicht riskieren, die 6 km zum Motel mit vollem Bauch laufen zu müssen. Also: rein in den Trolley und zurück zum Motel. Bevor die Haltestelle kommt, entdeckt Gabi die „Durango Brewery“ - also das Brauhaus Durangos.

Es sind nur wenige Meter bis dort zu laufen, also setzen wir uns wieder an die Theke und ich probiere 2 Pints „Colorfest Draft“ und „Durango Golden Ale Draft“. Dazu gibt es Brauhausburger mit Salat und hausgemachten Fritten. Klasse! Der Hammer ist wieder einmal die Begegnung mit den Nachbarn. Ein Paar spricht uns an und schon sind wir in bester Unterhaltung. Er ist Farmer an der grenze zu Utah und wundert sich, dass wir seine gesamte Nachbarschaft (Valley of the Gods, Bisti Badlands, Muley Point Overlook, Moki Dugway, Blanding, Arches NP, Canyonlands NP etc.) besser kennen als er. Er baut die verschiedensten Getreide an und bedienst sich dieser Kreistechnik, die wir vom Flieger immer beobachten. Ich sage ihm, dass wir immer dachten, dass Aliens solche Kreise machen . und nun müssen wir erfahren, dass ER dieses Alien ist. Da ist das Eis gebrochen.400 Meter Radius haben die Bewässerungsanlagen und auch das Düngen und Mähen geht automatisch „im Kreis“. Er zeigt mir, wie er seine 7 Flächen (zu je 500.000 qm) mit dem iPhone steuert. Einfach die App aufrufen, und schon kann hier von der Theke aus fernsteuern, wie viel Wasser gegeben wird. Diese Bauern …

Anschließend wollen die beiden alles von unserer Reisen wissen und fast (aber nur fast!) werden unsere Burger kalt. Jenny nimmt jedenfalls dankbar unsere Webadresse mit und will unbedingt Fotos von unseren USA-Abenteuern sehen. Als die zwei weg sind und wir unsere erstklassigen Burger auf haben, fragt der nächste Gast, was wir hier so machen …. Super, wir lieben diese ungezwungenen Unterhaltungen.

Nun werden noch die Fotos fertig gemacht und dann gibts noch Chips zum Wein - es ist Samstag und Gladbach hat Schalke 4:1 geschlagen! Yeehahh!!!

Tagesetappe: 294 km
Übernachtung:
Spanish Trails Inn, Durango, CO

Dinosaurier und rote Felsen

BAE0218 (20140912)
Gabi auf dem Rim Trail, Colorado NM


Um 05:45 Uhr startet draußen genau vor unserem Fenster einer seinen Truck und geht frühstücken. 15 Minuten später ist der Truck sicher warm gelaufen - und wir sind erst mal wach. Irgendwie schaffen wir es aber doch noch, die Augen noch einmal zu zu machen. Später kommen wir nicht aus dem Quark. Erst skypen wir mit Georg und Fabian, dann verquatschen wir uns im Frühstücksraum total mit 2 sehr netten Paaren aus Yorkshire in England. Da ich vor 30 Jahren schon mal dort war und die vier gerne einige Tipps zum Arches NP sowie der Tour zum Monument Valley hören wollen, ergibt sich ein angeregtes Gespräch. Für unseren ersten Programmpunkt heute weisen sie uns auf einen lohnenden Ranger-Walk hin.

Nachdem dann auch noch der Tank eine neue Füllung bekommen hat, sind wir 30 Minuten später in
Dinosaur NM - auf der Utah-Seite. Es gibt auch noch einen Zugang mit weiteren Viewpoints 40 km weiter östlich von Colorado aus- das sparen wir uns aber heute. Eine kurze Erkundigung im modernen Visitor Center, dann fahren wir um drei Ecken und sind im Bereich der „Quarry Exhibit Hall“. Das ist ein weiterer Hallenkomplex, der eine Bruchstelle, kurz „The Wall“ genannt, abdeckt. Hierzu aber später mehr.

Wir schließen uns zunächst dem besagten
Ranger Walk an, der hier um 10:00 Uhr startet. Mit Rangerin Lisa Held erkunden wir den Fossil Discovery Trail. Das lässt sich zunächst gut an, wird nachher aber ungemütlich, als sich immer mehr Leute anschließen, vor allem junge Japaner/-innen. In ziemlicher Hitze wandern wir 90 Minuten lang recht bergig auf dem Trail umher. Lisa beschreibt die verschiedenen Gesteinsschichten (Layer) und zeigt uns einige echte Hingucker, die wir ansonsten sicher nicht gefunden hätten. Am beeindruckendsten sind 3 versteinerte Dinosaurierknochen, die hier aus dem Fels herausgucken: Ein Wirbelsäulenteil und zwei Beinknochen. Aber auch die Felsmalereien und die Muscheleinlagerungen sind interessant.

Zurück an der Halle, wenden wir uns „der Wand“ zu, die dort überdacht und uns mit Aussichtsplattformen in mehreren Etagen zugänglich gemacht wird. Und hier staunen wir wirklich Bauklötze: Die Wand ist gespickt voll mit Dinoknochen. Im unteren Bereich hat man einige der versteinerten Knochen sogar zugänglich gemacht, damit man sowas auch mal wirklich anfassen kann. Sensationell!! An anderer Stelle sind gesamte Skelette zu sehen. Klasse! Allein hierfür hat sich der Besuch gelohnt.

Nun fahren wir aber rüber nach Colorado, immer Richtung Süden. Gegen Mittag erreichen wir das
Colorado National Monument. Hier wartet ein „Rim Drive“ der Extraklasse auf uns. 23 Meilen lang geht es hier immer an der Kante entlang - mit fantastischen Ausblicken. Am Visitor Center halten wir auch hier an. 2 Mädels haben gerade eine große Schlange fotografiert und klären mit dem Ranger Name und Gefährlichkeit. Ich höre gern zu und bekomme dann auch die kleine Klapperschlage und den beachtlichen Skorpion vom Ranger gezeigt, die er als Anschauungsobjekt präpariert hat. Die Klapperschlangen hier sind wirklich winzig, aber oho!

So sind wir auf dem nachfolgenden
Rim Trail besonders aufmerksam. Es geht genau über die Kante zum Abbruch. Spannend und atemberaubend! Wir machen einige schöne Fotos und fahren dann weiter. Was haben wir für ein Glück mit dem Wetter!

Gegen 17:30 Uhr sind wir in
Delta und beziehen unser Zimmer. Ein kurzer Abstecher in die Ortsmitte beschert uns eine große amerikanische Pizza, die uns ausgesprochen gut schmeckt. Wir genießen sie zusammen mit einem Glas Rotwein in einem Pavillon direkt am Fluß an unserem Motel. Von den Mücken lassen wir uns nicht stören, verziehen uns aber nach dem Essen nach innen.

Hier ist jetzt auch die Arbeit getan - Feierabend! Morgen geht es weiter nach Durango.

Tagesetappe: 349 km
Übernachtung:
Riverwood Inn, Delta, CO

Durch weites Grasland nach Scottsbluff, Nebraska

BAE7976
Gabi auf dem „Old Oregon Trail“ am Scottsbluff NM

Für mich ist die Nacht wieder früh zu Ende, Gabi schläft aber tief und fest. So kann ich mir schon ein paar Gedanken über den nächsten Tag machen, einige Mails checken, etwas lesen (E-Books auf dem iPhone sind was Feines) und überlegen, wie ich das Problem mit der Homepage in den Griff bekomme. Die Anzeige der Fotos klappt nicht wie in den letzten Tagen, was natürlich abgestellt werden muss.

Gegen 06:00 Uhr ist auch Gabi wach und ich mache mich nach einer erfrischenden Dusche über den Mac her. Ich vermute das Problem in einer Inkompatibilität des Designs mit den Fotofunktionen. Also bastle ich die Reisehomepage auf ein neueres Design um, was in der Vorschau auch echt gut aussieht. Um 09:00 Uhr lade ich alles hoch, Problem ist geblieben, drei Stunden Arbeit umsonst. Gut, dass wir es heute überhaupt nicht eilig haben. Nächste Idee: Einige Skripte sind nicht sauber hochgeladen worden (von Anfang an) - und: das war's. Oft ist die Lösung so einfach. Wieder was gelernt. Nun noch schnell die Fotos von gestern einpflegen und hochladen - fertig.

Gabi ist inzwischen auch aus der Dusche gekommen. Ich hatte schon befürchtet, sie hätte den Ausgang aus unserem riesigen Badezimmer nicht mehr gefunden. Das ist rollstuhlgerecht ausgestattet und so groß, dass da auch eine komplette Partie Rollstuhlbasketball gespielt werden könnte.

Im „Egg and I" Breakfast-Restaurant nebenan holen wir schnell 2 große Becher Coffee to go (je nur 1$) und weg sind wir. Die Straße #34 führt uns zunächst durch das malerische
Tal des Thompson-River immer am reißenden Fluss entlang. Hier und da kann man noch die Spuren der Schäden sehen, die der Fluss im vergangenen Jahr um diese Zeit hinterlassen hat, als ganze Straßen und Häuser weggespült wurden.

Die Interstate I-25 führt uns Richtung Norden nach
Cheyenne in Wyoming. 80 mph (ca. 130 km/h) darf man fahren, da ist die Strecke schnell geschafft, denn es geht schnurgeradeaus und bremsen muss man nicht.

Cheyenne ist schnuckelig klein und total übersichtlich. Die goldene Kuppel des
Capitol Buildings leuchtet uns schon von Weitem entgegen und so benötigen wir noch nicht mal ein Navi, um es zu finden. Parken können wir direkt davor und schon können wir uns dem imposanten Gebäude widmen. Die Tür ist offen und innen finden wir nicht nur eine nette Dame, die uns Hinweise für die weiteren „Sehenswürdigkeiten" gibt, sondern auch einige ausgestopfte Tiere (sogar einen Büffel) und Restrooms im Basement. Die brauchten wir auch …

Einmal kurz die Straße runter gefahren und in der 18th. Street wieder kostenfrei geparkt. Die Stadt ist die zweitgrößte in Wyoming, aber total übersichtlich. Breite Straßen machen es uns einfach. In der „
Historic Downtown“ ist ein riesiger Wrangler-Westernladen. Hier gibt es alles für den Cowboy und das Cowgirl von heute - alles! Sogar ein Hutmacher dampft frische Cowboyhüte zurecht. Die Auswahl an Westernstiefeln und Boots ist gigantisch doch wir widerstehen noch mal.

Im alten
Eisenbahn-Depot ist heute ein Museum und wir bezahlen je 8$ um es von Innen zu sehen. Versprochen werden eine große Modelleisenbahn, viele Fotos aus der Gründungszeit des Eisenbahnbaus und „Big Boy" eine der größten Dampfloks, die je gebaut wurden. Die Fotos sind da, die Modelleisenbahn auch, wenn diese auch recht spärlich und verstaubt anmutet. Ein freundlicher älterer Herr erläutert uns aber alles im Detail und berichtet auch umschweifend von seinem Sohn, der in Deutschland wohnt und Braumeister bei Weihenstephan ist. Einige alte Artefakte aus der Pionierzeit der Eisenbahnen gibt es noch zu sehen, Big Boy wurde aber inzwischen in den Holiday-Park versetzt. Der liegt nur 1 gute Meile entfernt und ist eine öffentliche Grünanlage - das Zuhause einer wirklich gigantisch anmutenden Dampflok.

Das war es dann aber auch wirklich in Cheyenne und nun rollen wir auf der I-80 ostwärts. Nach 15 Minuten gehen plötzlich die Warnlampen für Öl und Ölfilter an. Mist! Runter von der Interstate und anhalten. Glücklicherweise haben wir einen sog. „Gas-Exit" erwischt und so stehen wir direkt vor einer Truck-Werkstatt - ansonsten ist hier aber außer einer Tankstelle nichts, aber auch gar nichts.

Ich rufe den Alamo Roadside-Service an und werde nach einigen Tastendrücken mit der freundlichen, aber extrem schwer zu verstehenden Jolanda verbunden. Das Problem ist schnell vermittelt. Bis die dann aber erst mal weiß, wo wir stecken, dauert es. Zwischen Cheyenne und Kimble, an der I-80 East, bei Exil 377 - ist doch gar nicht schwer. Bis ich begreife, dass sie noch immer überlegt, in welchem Staat wir sind, dauert es. Wieder was gelernt. Mit der Info fange ich im Wiederholungsfall (den ich nicht brauche) an.

Ihre Idee ist nicht schlecht: Soll doch der Truck-Service den Öl- und Filterwechsel machen. Also frage ich, Jolanda am Ohr, da mal nach. Nissan-SUV können die aber nicht. Dann will sie unsere derzeitige „physical Adress" haben, GPS-Daten reichen ihr nicht. Also wieder zum Servicemann. Nun telefoniert sie ein wenig rum und bietet uns an, das Auto in Cheyenne zu tauschen. Wollen wir aber nicht. Schließlich schlage ich vor, den Wagen in der Nähe von Scottsbluff, unserem heutigen Ziel warten zu lassen - ohne selbst zu lange warten zu müssen. Sie telefoniert nochmal - wir bleiben in der Leitung. Nach 27 Minuten Telefonat haben wir eine Adresse in Scottsbluff, wo wir morgen früh um 8 vorbei schauen sollen. Ich lasse mir noch bestätigen, dass am Wagen nix passieren kann, wenn wir weiterfahren (das lege ich ihr quasi in den Mund), dann geht es endlich weiter. Puh, das war in Kombination mit der Gluthitze im Auto eine schweißtreibende Sache, aber: „a very good way to improve your american english!"

Die Fahrt war ansonsten umspektakulär. Als wir die Rockies erst mal hinter uns haben besteht die „Gegend" aus gelbgrünem, leicht welligem Grasland, das außer einigen Kuhherden, Bohrtürmen und Highway-Patrols überhaupt nichts zu bieten hatte. Gabi merkte zwischendurch an, dass es sie nicht wundern würde, wenn hinter der nächsten Kuppe ein Spähtrupp Indianer auftauchen würde.

Wir mampfen frisches Obst und Nüsse und erreichen um 15:30 Uhr das Motel. Da dort derzeit niemand im Office ist fahren wir schnell die 6 km bis zur genannten Servicewerkstatt. Ich erkläre unser Problem, lege Mietvertrag und „Reference-No." von Jolanda vor und nun sitzen wir hier, trinken Kaffee, schauen Fernsehen, schreiben Tagebuch und warten, dass der Ölwechsel erledigt wird. Nach 45 Minuten ist alles erledigt - super Service, unfassbar - und dabei wollen die von mir nur eine Kopie des Mietvertrages und eine Unterschrift, keine Kreditkarte, nix.

10 Minuten später checken wir ein. Das, was in anderen Motels ein Office ist, würde ich hier mal vorsichtig als „Wohnhöhle" bezeichnen. Dort hausen in unfassbarem Chaos die mehrere Kubikmeter einnehmende Dame des Hauses und zwei halbwüchsige Kinder, die mampfend vor dem Fernseher inmitten einer Unmenge Tand unaussprechliche Dinge knabbern. Aber die Dame ist sehr nett und verspricht uns ein Upgrade. Auf meine Frage, was man an einem Zimmer mit 2 Betten, Bad und Fernseher denn upgraden kann kontert sie: „ein Zimmer mit 2 Betten, Bad und 2 Fernsehern sowie vielen Sitzgelegenheiten“. In dem großzügigen Zimmer gibt es tatsächlich 7 Sitzgelegenheiten und genügend Steckdosen! Aber was zum Teufel macht man mit 2 Fernsehern auf so engem Raum? Vielleicht testen wir das später. Von aussen mutet das Motel recht neu an - von innen eher oldfashioned (m.E. stark geschönt - Gabi findet es nicht so schlimm, ich ok). Immerhin ist es das günstigste der gesamten Reise.

Wir fahren tatsächlich um kurz nach 16 Uhr noch über den „
Old Oregon Trail" zum Scottsbluff NM. Die Zufahrt zur kurzen Straße durch das Monument ist schon geschlossen, wir wandern aber etwas herum und verschaffen uns einen Überblick. Die Sansteinformationen dienten den Indianern und später den weißen Siedlern als Landmarke auf dem Old Oregon Trail nach Westen. Insgesamt eher unspektakulär, viel Sandstein in weiter Prärie und ein paar alte Kutschen der ersten Einwanderer, die hier zwischen 1840 und 1869 vor allem zum Goldrush durchkamen. Das macht für mich den Reiz des Ortes aus: sich vorzustellen, wie hier über 500.000 Menschen mit Ochsenkarren durch Indianerland zogen und ihr Glück suchten - die Geschichte weiß, dass nicht alle dieses auch fanden …

Auf Empfehlung unserer Zimmerwirtin kehren wir in der „Log Cabin" ein. Gabi kann nicht widerstehen und bestellt bei der hyperfreundlichen Blondine nochmal einen Buffalo-Burger, diesmal mit French Fries (Pommes), die gelockt daherkommen. Ich schwanke zwischen Chili (con carne?) und einem Burger und entscheide mich für einen Chili-Burger mit Onion Rings. Ich ahnte nicht, was das ist: ein aufgeklappter Burger mit Patty, vollkommen ersäuft in Chili con carne, überhäuft mit Zwiebeln und Käse. Sieht unmöglich aus, schmeckte aber superklasse. Selbst der Ausgebuffteste wird diesem Gericht nichts Gesundes abgewinnen können - die Bohnen und 2x Zwiebeln in diesem Zusammenhang als Gemüse zu bezeichnen, geht wohl nicht. Hat aber super geschmeckt und sehr satt gemacht. Prima.

Das Gewissen treibt uns noch in den „Fresh Food" Supermarkt, in dem wir u.a. diverses frisches Obst, Cookies, Muffins etc. als Wegzehrung für morgen erwerben.

Dann sind wir endlich im Motel, richten uns ein und schreiben die Tagesberichte fertig. Leichte Beute heute, denn wir haben das Meiste ja schon in der Werkstatt erledigen können.

Nun werden wir noch kurz die Fotos versorgen, die diversen Devices laden sich von alleine wieder auf und wir setzen uns mal mit Rotwein vor unsere 2 Fernseher. Gute Nacht!

Tagesetappe: 343 km
Übernachtung: Circle 6 Lodge*, Scottsbluff (Gering), NEB

Rocky Mountain High - Colorado

BAE7808 (20140901)
Jürgen auf dem Trail zum Dream Lake, Rocky Mountain NP


Na das mit den Fotos hat leider nicht gut geklappt. Die Website stellt die Bilder nicht so dar, wie ich es gerne hätte. Da werde ich in den nächsten Tagen mal eine Alternative suchen müssen, bis dahin verschwinden die Fotos wieder, das erhöht die Vorfreude …

Die Nacht war auch eher wenig berauschend. Immer wieder liegen wir eine Zeit lang wach, der Körper will sich wohl doch noch nicht so ganz an die neuen Zeiten gewöhnen. Und gleich 2 Nächte hintereinander auf über 2.500m Höhe - ist auch ungewohnt.

Egal - gegen 08:00 Uhr starten wir in den
Rocky Mountain NP. Dabei nehmen wir die „Trail Ridge Road“ in Angriff, die uns bei strahlend blauem Himmel immer weiter in die Höhe führt. Kälter wird es und windiger. Tolle Aussichten auf die mächtige Bergwelt laden zum Fotografieren ein. Nebenbei: ich habe eben mal 4 Hochformataufnahmen (RAW) in Photoshop zu einem Panoramabild zusammenrechnen lassen (klappt super, habe ich vorher noch nie gemacht - Zauberei). Das Ergebnis ist eine 1,15 GB (!) große Bilddatei. Damit kann man dann das Wohnzimmer tapezieren. Ich schweife ab …

Irgendwann sind wir auf dem „
Fall River Pass“ in der sagenhaften Höhe von 3.713m. Höher kann man in den USA nicht mit dem Auto hinaufkommen und auch wir fühlen uns „Top Of The World“. Höher waren wir noch nie und die Atmung hat ganz schön was zu tun. Gleich hinter dem Pass befindet sich das Alpine Visitor Center mit angeschlossenem Shop und Café. Also genießen wir mal einen Latte Macchiato und einen energiereichen Cookie hoch in den Wolken. Gabi findet in „Tiny Little Bear“ einen neuen Reisebegleiter, der nun auch hin und wieder auf Fotos auftauchen wird.

Später fahren wir wieder hinab Richtung
Bear Lake Area - hier soll es noch viele schöne Trails geben. Stimmt! Da Labour Day ist und die Amerikaner ihren letzten Ferientag genießen und begehen wollen ist es ziemlich voll. Wir parken am „Park and Ride“ und nehmen den kostenlosen Shuttlebus zum Bear Lake. Dort beraten wir uns kurz mit einer Rangerin. Überall blauer Himmel nur genau vor uns ziehen dunkle Wolken auf. Die Prognosen sind aber gut und so starten wir zur „3-Seen-Tour“. Ausgehend von einer Höhe auf 2.500m geht es steil hinauf auf gut 2.700m. Auf dem Weg zum „Emerald Lake“ passieren wir den „Nymph Lake“ und den „Dream Lake“. Alles sehr schön und die dunklen Wolken halten sich zurück. Chipmunks und Squirrel wuseln um uns herum und wir fotografieren die schöne Bergkulisse, uns und die putzigen Tierchen.

Das ist trotz der kühlen Temperaturen in der Sonne eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit hier und ich komme gut ins Schnaufen. Nach einer kurzen Rast am Emerald Lake geht es auf dem gleichen Weg zurück. Da das Wetter heute viel besser ist als gestern umrunden wir noch einmal den
Bear Lake - zumal auch Tiny Little Bear den noch nicht kennt.

Der Bus bringt uns dann gegen 14:00 Uhr zum
Sprague Lake, den wir ebenfalls umrunden. Dabei stoßen wir auf eine kleine Gruppe Elks, die in den Büschen leckeres Grünzeug fressen. Wir machen aus der Distanz einige Fotos, können dann aber doch nicht wiederstehen, uns an einen etwas näher heranzumachen. Plötzlich kommt der einige Schritte auf uns zu und bleibt höchstens 5 Meter vor uns stehen. Ups, ist der groß! Sein Kopf überragt meinen deutlich. Da macht Gabi schnell 2 Schritte hinter den nächsten Baum und auch ich mache lieber einen Rückzieher.

Toller Tag in wunderbarer Umgebung! Ich kann absolut nicht glauben, dass wir vorgestern Morgen noch in Nieukerk waren. Der Bus bringt uns schnell zum Park and Ride und ebenso schnell sind die paar Meilen bis ins Motel zurückgelegt. Es folgt ein kleiner Mittagsschlaf, damit wir heute Abend nicht wieder um 21:00 Uhr flach liegen und morgens nicht mehr pennen können.

Danach machen wir einen kleinen Bummel durch
Estes Park. Wie so oft gibt es hier nicht viel mehr als die Hauptstraße. Dafür verfügt diese aber über ganz viele sehr nette Geschäfte und Restaurants und vor allem: Candy-Shops. Die gibt es hier mindestens so häufig wie bei uns die Handy-Shops (kein beabsichtigter Reim!). In jedem zweiten Schaufenster drehen sich die Knethaken mit der süßen Zuckermasse. Es riecht überall fantastisch und auch die Fassaden sind hübsch anzusehen. Prima - ihr werdet über die Fotos einen Eindruck bekommen.

Schließlich landen wir in „Poppy’s Pizza & Grill“, ergattern draußen einen Tisch direkt am Fluß und ordern Rotwein, Colorado Native (Bier), einen Buffalo Burger mit Onion Rings sowie eine Enchillada-Pizza (mexikanische Art mit allem, was scharf ist). Klasse Idee, super Umsetzung des Kochs - wir sind begeistert.

Dann geht es zurück zum Zimmer, wo wir uns an die Fotos und den Tagebucheintrag machen. Alles gut - wenn ich jetzt noch diese Geschichte mit den Fotos im Netz hinbekomme, mal sehen …

Tagesetappe: 95 km
Übernachtung: The Haber Motel****, Estes Park, CO

Von Denver in die Rocky Mountains …

BAE7550 (20140831)

Gabi vor der Skyline von Denver

Die erste Nacht ist ja immer komisch, denn man muss mit der Zeitverschiebung klarkommen. Einerseits bist du total müde, weil man fast 24 Stunden auf den Beinen war - andererseits geht man (nach der inneren Uhr) frühmorgens schlafen und soll bis in den Mittag hinein pennen. Das kann ja nicht klappen.

Natürlich liegen wir mehrfach wach, dennoch schaffen wir es bis 06:00 Uhr liegen zu bleiben. Damit sind wir absolut zufrieden und wir richten erst mal unsere Sachen. Das „first aid kit“ muss in den Rucksack, die Kameras wollen auf die aktuelle Zeitzone eingestellt werden etc. Gabi hat sich im Badezimmer schon den ersten Kaffee gemacht und so beginnt der Tag recht gemütlich.

Dann lade ich mir noch ein interessantes Feature für unsere Website herunter. Mal sehen, ob ich RapidMaps noch zum Einsatz bringe diesen Urlaub. Dazu muss ich mich damit erst mal vertraut machen.

Für den Vormittag steht
Denver auf dem Programm und wir schauen noch mal kurz in die Planung, was es denn so zu sehen gibt. Um 08:00 Uhr gibt es einen Kaffee im Hotel und dann starten wir in unseren Urlaub 2014. Ich kann noch gar nicht glauben, dass es nun endlich so weit ist.

Das „Hampton Suites“ ist wirklich eine Empfehlung wert. Das Zimmer ist klasse und das Frühstück für amerikanische Verhältnisse großartig. Rührei & Southwest Bratkartoffeln, Bagels, Müsli, frische Waffeln und Obst, Joghurt etc. Dazu Kaffee wahlweise „decaf“, „regular“ oder „booster“ - „the eye-opener“. Klasse!

Um 08:40 Uhr fahren wir los und zuerst geht es zum
Museum of Nature & Science. Nun ist es nicht so, dass wir unseren Urlaub gleich mit einem Museum starten wollen. Der Blick auf die City soll von hier aus aber besonders schön sein. Stimmt! Ein sehr schöner Park umgibt das Museum und von dort zeigt sich die Skyline von Denver von ihrer besten Seite. Wir bummeln durch die riesige Grünanlage - außer uns sind zu dieser Stunde nur einige Jogger, ein fotogenes Squirrel und einige Gänse unterwegs. Durch den Chessman Park, eine weitere gigantische Freifläche in Denver, nähern wir uns der City.

Downtown, Larimer Square mit den alten Fassaden (Old Town), LoDo (Lower Downtown mit dem Bahnhof) und Capitol - das alles liegt an oder rund um die 16th Steet. Das ist praktisch. Ein mal parken, alles sehen. Wir finden nach einigem Suchen eine Parkfläche 2 Blocks abseits -10$ für 24 Stunden. So lange wollen wir zwar nicht bleiben, alle anderen Parkplätze an der 16. Straße kosten aber 10$ die Stunde (!) - heftig. Die eigentliche „Fußgängerzone“, die 16th Street Mall ist ca. 2km lang und wirklich sehr sehenswert. Da Labor-Day ist, finden überall Feste mit Live-Musik und sonstigen Vergnügungen statt. Sogar eine richtige Kirmes gibt es heute am Capitol.

Die Restaurants und Geschäfte sind auch prima - schöne Stadt. Straßenmusikern wird es leicht gemacht, vor allen denen, die Klavier spielen. Denn entlang der gesamten Straße stehen immer wieder bunte Klaviere, die darauf warten, dass man Musik auf ihnen macht.

Es gibt „Free-Mall-Shuttle-Busse“, die kostenlos immer die Straße hinauf und herunter fahren - sehr praktisch. Den nehmen wir um den Bahnhof „Union Square“ zu erreichen. Die Bahnsteige sind sehr modern, das Innere des Bahnhofes aber alt belassen und offensichtlich Treffpunkt für Jung und Alt. Das gefällt uns sehr gut.

Nach gut 2 Stunden Bummelei fahren wir aber nun nach
Estes Park, wo wir gegen 14 Uhr am „The Haber Motel“ eintreffen. Check-in ist erst um 15 Uhr und die kleine Office-Bude noch geschlossen. Da wir ohnehin Hunger haben, kehren wir beim Mexikaner nebenan ein und lassen uns Burritos, Tacos und Nachos mit grüner (hot!) und roter (medium) Salsa schmecken. So vergeht die Zeit wie im Flug und wir können unser riesiges Zimmer im kleinen Motel beziehen. Sehr schön! Hier bleiben wir 2 Nächte.

Wegen Labor-Day ist auch in Estes Park die Hölle los. Natürlich wird gefeiert und die kleine Stadt ist proppenvoll. Dennoch kommen wir recht zügig in den
Rocky Mountains Nationalpark, lassen uns im Beaver Meadows Visitor Center beraten und entscheiden, heute nur noch eine Wanderung rund um den Bear Lake in Angriff zu nehmen, Es ist ein wunderbarer Sommertag gewesen, doch jetzt sind dunkle Wolken aufgezogen und über 3.000m wollen wir deshalb heute nicht hinaus.

Der Bear Lake liegt auf knapp 2.900m und wir spüren die dünne Höhenluft sehr gut. Auf dem Weg haben wir große Hirsche mit prächtigem Geweih (Elks) gesehen und wir kommen trocken rund um den See. Auf der Fahrt sind einige dicke Tropfen gefallen, aber nur vereinzelt.

Als wir gegen 18:00 Uhr wieder im Motel sind, machen wir uns an die Fotos und das Tagebuch Dabei hilft ein Glas Rotwein, den wir auf dem Rückweg im Liquor Store erstanden haben. Auch unsere Icebox haben wir inzwischen, für sagenhafte 2,70$.

Soviel für heute. Gabi ist müde und ich habe fertig. Nun noch das Tagebuch online stellen, evtl. Fotos bearbeiten und auch hochladen, mal sehen. Und dann: auf morgen freuen: da erwartet uns ein weiterer Tag im Rocky Mountain NP. Gute Nacht.

Tagesetappe: 180 km
Übernachtung: The Haber Motel****, Estes Park, CO

Willkommen in der „Mile-High-City!“

BAE7518 (20140830)
American Airlines auf dem O’Hare International Airport Chicago

Urlaub! Endlich! Hurra!

Es ist kurz vor 07:00 Uhr, als uns Birgit an diesem Samstagmorgen abholt und zum Flughafen Düsseldorf bringt. Danke! Der Online-Check-in hatte gestern leider nicht geklappt - das ist so eine Sache mit den Doppelnamen. Immerhin konnten wir schon alle relevanten Daten bei „American Airline“ hinterlegen.

Die Schlange am Check-in-Schalter ist dann heute morgen aber eine der langsamsten, die wir jemals gesehen haben. Das liegt daran, dass auch hier jetzt schon eine Befragung stattfindet: Was will man in Amerika? Wo geht es genau hin? Hat man schon einen Mietwagen gebucht (Dann möchte ich bitte mal die Reservierung sehen)? Welche batteriebetriebenen Geräte sind im Gepäck? Seit wann hat man die? Hat man die jemals aus den Augen gelassen? NEIN! Wer hat die Koffer gepackt? Wo waren die seither? Hat man etwas von anderen Leuten mitbekommen (das sich als Bombe entpuppen könnte)? usw. usw. usw. ….

Die ältere Dame am Nebenschalter verkündet pflichtbewusst, dass sie von einer Nachbarin Nürnberger Lebkuchen bekommen hat, den sie einer Freundin in den USA mitbringen soll. Schwerer Fehler! Gleich tummeln sich 4 Sicherheitsleute um die entsprechende Tasche und starten ihre Untersuchung. Bitte immer merken: Man hat immer alles im Blick, niemals was von Fremden genommen und Tiere die letzten 2 Jahre nicht mehr angefasst. Bauernhöfe kennt man auch nur aus dem Fernsehen. Alles andere wird kompliziert!

Wir werden zackig, aber freundlich behandelt, erhalten unsere Bordkarten und nehmen uns anschließend die Zeit, bei Nordsee zu frühstücken. Ich erstehe anschließend sogar noch eine neue Hose im Wolfskin-Store.
Als wir dann zum Sicherheitscheck kommen, wird uns mulmig. Lange Schlange, nur ein Schalter offen - in 45 Minuten hebt der Flieger ab. Das kann knapp werden. Da öffnet direkt neben uns ein weiterer Schalter, wir biegen geistesgegenwärtig ab und sind die Ersten. Uff - jetzt ist alles im Lot. Als wir zum Gate kommen, hat das Boarding schon begonnen. Vor uns eine Mutter mit 4 (!) kleinen Kindern - Respekt!

Der Flieger mutet etwas spartanisch an. Keine Monitore in den Rücksitzen, auch keine auf den Seiten - nur im Mittelgang. Entertainment wird hier nicht groß geschrieben. Dafür ist die Verpflegung reichlich und Spitzenklasse. Da machen sie echt Punkte. Getränke bis zum Abwinken, ständig kleine und große Mahlzeiten - sogar sehr leckere Minipizza „American Style“ rollt an. Mich hätte nicht gewundert, wenn die noch mit nem Spanferkel gekommen wären.

So landen wir nach 9,5 Flugstunden ziemlich pünktlich um 12:20 in
Chicago. Es folgt die obligatorische Flughafenrundfahrt, bis der Flieger seine Parkposition gefunden hat. Über 20 Minuten fahren wir da rum. Nun beträgt die Zeit bis zum nächsten Abheben nur noch genau 2 Std. Die Einwanderungsprozedur ist wieder verändert worden. Man muss nun an Automaten und zunächst mal selbst den Reisepass scannen, Fingerabdrücke nehmen und ein Foto machen. Eigentlich einfach, wir sind dennoch dankbar, dass die nette Dame von AA hilft. Dann zum Officer, wieder Fragen, bei mir nochmal Fingerabdrücke und Foto und weiter zum Kofferband: Koffer aufnehmen, durch den Zoll schieben, wieder abgeben. Boardingpass für Denver besorgen, mit der Tram zum Terminal 3 fahren, wieder Sicherheitscheck, diesmal mit Ganzkörperscan - fertig!

Um 14:45 Uhr geht es mit kleinerer Maschine nach
Denver. Auch hier gibt es kein Unterhaltungsprogramm - dachten wir. Bis der Pilot zum Klo geht, an uns vorbei kommt und seine sehr nachlässig gebundene, quietschgelbe Krawatte mit grinsenden Tomaten präsentiert. Sehenswert und eigentlich passender in einer Zirkusmanege, kombiniert mit einer roten Nase …

Auch in Denver landen wir pünktlich um 16:15 Uhr. Die Uhr wurde nochmal eine Stunde zurück gestellt, passt. Eine U-Bahn bringt uns zum Kofferband, ein Shuttlebus zum Mietwagenareal von Alamo. Dort checken wir ein und unterhalten uns prächtig mit dem Verleihfritzen. Das läuft so rund, dass er mir 2x anbietet, dort zu arbeiten. Ich lehne aber ab, mache lieber Urlaub hier. Wir haben die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Modellen und entscheiden uns auf Rat zweier Parkwächter/-innen für einen Nissan Murano.

Der bringt uns zum Hotel - das Zimmer ist riesig. Eben etwas frisch machen und dann packen wir schon mal die Reiseführer, AAA-Landkarten etc. ins Auto. Einige Kilometer weiter ist ein Supermarkt. Hier kaufen wir die „Grundausstattung“ (24 Flaschen Wasser, div. Obst, Müsliriegel, Nüsse, Kräcker etc. ein. Leider sind die Coolboxen ausverkauft. Mal sehen, dass wir morgen eine kriegen.

Schnell noch im Subway ein kleines Sandwich als Nachtmal verputzt, dann fahre ich Gabi zum Bett. Sie ist total von den Füßen, schließlich ist die Uhr jetzt fast „rund“ seit heute morgen. Ich habe im Flieger so viel geschlafen, dass ich schon gut im Rhythmus zu sein scheine. Immerhin ist es gelungen, jetzt noch diesen Eintrag zu fertigen.

Allerlei liebe Leute haben mir vor der Reise zu verstehen gegeben, dass sie sich sehr auf die Einträge freuen, ich aber auch URLAUB machen soll. Nunja - ich werde mal versuchen, das unter einen Hut zu kriegen. Beides macht Spass. Evtl. wird aber auch mal ein Tag kürzer gefasst - vielleicht!

Jetzt gehe ich auch ins Bett, die Uhr steht auf 21:15 Uhr - es wird mit Sicherheit eine kurze Nacht. Morgen steht Denver - die „Mile-High-City“ (die Stadt am Rande der Rocky Mountains liegt tatsächlich schon über 1.600 m hoch) und die Fahrt in die Rockies auf dem Programm. Juhu!

Tagesetappe: 18 km (mit dem Auto)
Übernachtung: Hampton Inn & Suites Denver Airport/Gateway Park***, Denver, CO