USA-West 2014

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Tja, eigentlich müsst ihr nur die Einräge lesen. Aber es gibt auch einige Besonderheiten:

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Viel Spaß - alles erklärt sich eigentlich von selbst!

Gabi & Jürgen on Tour ...

State Park

Buffalo Bill & Rodeo - Best of the West

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Rodeo im Buffalo Bill Stampede Park, Cody, WY


Die Nacht war durchwachsen, das Frühstück aber vielversprechend. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, der uns zunächst ins Safeways führt. Weiteres Obst muss her und der Wein geht auch zur Neige. Da wir die kommenden beiden Nächte auf einer Ranch verbringen wollen wir kein Risiko eingehen, dort auf dem Trockenen zu sitzen. Im Safeways gibts Obst - für den Wein müssen wir aber in den Liquor Store, der gleich gegenüber ist. Komische Läden haben die hier: „Annie Greenthumb best Flowers & Gifts“ sowie eine Werkstatt mit Namen „Grease Monkey“. Später in den Bergen finden wir noch „Dirty Annie’s Store“. Also: Blumen bei Annie Gründaumen zu kaufen kann ich mir vorstellen. Mein Auto zum „Schmiere Affen“ zu bringen schon weniger. Und was würde man in Deutschland sagen, wenn ich mich mit „Ich geh mal eben in den Laden der dreckigen Anne“ verabschieden würde? Andere Länder, andere Sitten.

Die Fahrt hoch durch den
Bighorn Mountains National Forest ist fantastisch. Tolle Weitblicke, Saftiges Grün und ein Cowboy am Wegesrand, der uns fragt, ob wir seine Kühe gesehen haben. Idylle pur. Einen stop legen wir an den Shell Falls ein - Wasserfälle in wilder Schlucht. Gegen Kurz nach eins sind wir in Cody angekommen und hier erwartet uns der Wilde Westen „at it’s best“!

Hier ist alles mit dem berühmtesten Sohn seiner Stadt verknüpft:
Buffalo Bill - bürgerlicher Name William Frederick Cody! Bereits als Kind arbeitete William Frederick Cody als Zugführer, Wagon Master, Pony-Express-Reiter und Kutscher. Als junger Mann nahm er am Goldrausch in Colorado teil. Später arbeitete er beim Pony-Express und anschließend als Scout für die Union sowohl im Amerikanischen Bürgerkrieg als auch in Kriegen gegen die Indianerstämme der Kiowa und Comanche in Kansas. Zwischen 1867 und 1868 versorgte er die Arbeiter der Kansas Pacific Railway mit Fleisch. Hierbei tat er sich als sehr erfolgreicher Bisonjäger hervor und erhielt seinen Namen „Buffalo Bill“. Mehrere Tausend Büffel soll allein er erlegt haben. Von 1868 bis 1872 beschäftigte ihn die US-Armee als Kundschafter (Scout). 1876, nach der Schlacht am Little Bighorn stellte er sich der US-Armee erneut als Kundschafter für einen Rachefeldzug gegen die Indianer zur Verfügung. Im Gefecht am Warbonnet Creek tötete er den Häuptling Yellow Hair und skalpierte ihn mit dem Ausruf: „Der erste Skalp für Custer!“. Yellow Hair blieb neben seinem Pferd das einzige Opfer des Gefechts, welches von den Zeitungen im Osten als große Schlacht aufgebauscht wurde.

Cody gründete 1883 seine eigene Buffalo Bill's Wild West Show. Diese stellte ein riesiges Aufgebot an Menschen und Tieren dar und es gelang ihm, berühmte indianische Häuptlinge wie Sitting Bull als Mitwirkende zu engagieren. 30 Jahre lang war er im Showbusiness tätig. Er war ein echter „Popstar“ seiner Zeit und legte mit seiner Show sagenhafte 250.000 Meilen zurück, das entspricht der Strecke von der Erde zum Mond oder 10x um den Erdball. Cody exportierte seine Show sogar nach Europa.

Woher ich das alles weiß? Nun, etwas ist der Wikipedia entliehen (war einfacher, als alles zu tippen) und als erstes sind wir in Cody ins „
Buffalo Bill Center of the West“ gegangen. Da haben wir jede Menge Info getankt. Center beinhaltet 5 (!) beeindruckende Museen in einem: Das Buffolo Bill Museum (alles über den Westman und Showman inkl. vieler Exponate, Filmdokumente etc.) schauen wir intensiv an - sehr gut gemacht. Übertroffen wird das noch vom Drapier Natural History Museum mit allen Tieren (vielfach ausgestopft, in ihrem Lebensumfeld arrangiert & erläutert), wie sie in den verschiedenen Höhenlagen anzutreffen sind. Sehr gut gefallen hat uns auch der „Plains Indian Museum“, das sich ganz der Indianischen Geschichte, Lebensweise, Mode etc. widmet. Die übrigen beiden Museen, das „Cody Firearms Museum“ und das „Whitney Western Art Museum“ durchstreifen wir eher oberflächlich. Insgesamt könnte man sich in diesem Komplex einen ganzen Tag und länger aufhalten. Super!!

Im gegenüber liegenden Visitor Center erkundigen wir uns nach weiteren Programmpunkten und wir werden mehr als fündig. Zunächst wollen wir aber nun zu unserer Red Pole Ranch fahren, um einzuchecken. Die Ranch liegt im Buffalo Bill State Park direkt am Stausee auf dem Weg von Cody zum Yellowstone NP. Hier bleiben wir 2 Nächte - juhu! Wir bekommen eine sehr schöne Hütte, parken unser Auto direkt vor der Tür und richten uns ein. Dann wird schon mal bis hierher Tagebuch geschrieben. Fotos von der Ranch stellen wir später online.

Gleich fahren wir wieder nach Cody. In „
Irma Hotel“ (wurde einst von Buffalo Bill gegründet - von wem sonst?) soll man gut essen können. Und davor findet um 18:00 Uhr ein „Shoot out“ statt - da duellieren sich wohl welche - Wilder Westen eben (bestimmt quatsch - aber funny!). Dann gibt es um 19:00 Uhr im Stampede Park tatsächlich noch ein Rodeo! Wir haben immer schon Ausschau danach gehalten, bisher hatten wir aber nie Glück, weil die Rodeos meist im Sommer stattfinden und spätestens an Labour Day beendet werden. So auch hier, aber heute gibt es ausnahmsweise noch ein „College Rodeo“ - was immer das ist. Wir müssen jedenfalls hin. Morgen steht dann der erste Tag im Yellowstone NP auf dem Programm.

22:30 Uhr - zurück aus Cody. Was für ein Abend! Daran werde ich noch sehr lange denken. Zunächst machen wir einen Stop am Buffalo Bill Dam - der staut hier den Shoshone River. Der Dam ist nicht sehr breit, aber extrem hoch. Beeindruckend. Es folgt das Abendessen im altehrwürdigen Irma Hotel. Es ist schon was besonderes, in so alter Kulisse zu speisen. Das Essen ist gut, das Ambiente noch besser. Unsere Sorge, dass wir das Shoot out verpassen könnten, zerstreut der Oberkellner: „They talk a lot, before they shoot …“

Die Schießerei hätten wir uns aber wirklich sparen können. Wir kommen um kurz nach 18:00 Uhr zum Ort des Geschehens, der sich direkt neben dem Irma Hotel befindet. Dort hat man kurzerhand die Straße gesperrt und einige lieblos zusammengezimmerte Kulissen aufgestellt. Vom Band läuft die Nationalhymne, mehrere hundert Amis stehen da und singen mit. Einer der „Schauspieler“ hat die amerikanische Flagge in der Hand - das muss ja was seriöses sein. Weit gefehlt! Selten haben wir so eine stümperhafte Darstellung gesehen. Gut, wenn geschossen wird, dann rumst es kräftig - das ist aber auch alles, was man lobend erwähnen kann. Ziemlich peinlich und wir sind froh, als wir uns Richtung Rodeo verabschieden können.

Wir haben das alles ziemlich knapp getaktet heute Abend: 17:25 Uhr Im Irma-Hotel (Dinner), 18:00 Uhr Shoot out, 19:00 Uhr Rodeo im Stampede Park. Es reicht, wen wir um 18:45 Uhr da sind, hat man uns im Visitor Center gesagt. Wir sind 10 vor Sieben dort, zahlen 15$ Eintritt, müssen - um zur besten Seite der Arena zu kommen - einmal mitten durch die Pferde, Cowboys und Cowgirls hindurch (quasi über den Abreiteplatz) und stehen um 19:00 Uhr wieder zwischen hunderten Amerikanern, die ihre Nationalhymne singen. Tolle mehrstimmige Fassung - gefällt mir sehr gut! Unten in der Arena sind die Vertreter der verschiedenen High Schools/Unis mit ihren Staatenfahnen im fliegenden Galopp eingeritten und schließlich wurden auch die Stars & Strips hinzugefügt, worauf unweigerlich die Hymne folgen muss.

Es folgen 3 atemberaubende Stunden, die ich nicht beschreiben kann. So viel Kraft, Eleganz, Technik - sagenhaft. Wie die Cowboys und Cowgirls mit ihren Pferden umgehen - so was haben wir noch nicht gesehen. Die sind mit ihren Pferden verwachsen, rasen in einem Tempo daher, dass uns schwindelig wird. Zwei „Hauptcowboys“ (so nennen ich sie mal) haben die Aufgabe, die wildgewordenen Pferde wieder einzufangen, nachdem sie ihre Reiter losgeworden sind. Sie fangen aber auch wilde Stiere, denen ich mich auf der Tribüne schon zu nahe fühle, mit ihren Lassos wieder ein und beherrschen ihr Handwerk meisterlich.

Die Cowboys und -girls der Unis absolvieren die verschiedensten Disziplinen. Beeindruckend ist natürlich der Versuch, 8 Sekunden auf einen wildgewordenen Pferd sitzen zu bleiben. Aber auch die unterschiedlichen Aufgaben, Kühe mit dem Lasso zu fangen, nieder zu werfen und zu fesseln (die Mädels machen das mit Ziegen, die uns nachher echt leid tun), in einem Wahnsinnstempo um Tonnen herum zu jagen oder das abschließende Bullriding als Höhepunkt lassen uns den Mund offen stehen. Unbelievable! Dabei geht es echt zur Sache und kleinere (sowie eine größere) Blessuren sind nicht zu vermeiden. Wir fühlen uns jedenfalls angekommen - mitten im Wilden Westen. Was für ein toller Abschluss eines ohnehin sehr schönen Tages.

Tagesetappe: 322 km
Übernachtung:
Red Pole Ranch, Cody, WY

Grasslands & Badlands

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Badland NP

Das Frühstück im Bavarian Inn ist gut, das Motel sowieso sehr zu empfehlen. Wir backen uns zwei fette Waffeln, kombinieren das mit Cornflakes, echt Schweizer Müsli, Joghurt und frischem Obst und spülen das Ganze mit Kaffee herunter.

Auf dem Weg zum
Mount Rushmore, der an der Strecke zum Badlands NP liegt, wird schnell ein Foto vom Crazy Horse Memorial gemacht. Die Indianer möchten einen Kontrapunkt zu den Präsidentenköpfen setzen. Der Kopf ist zu erkennen, der ausgestreckte Arm mit Phantasie auch. Vom Pferd ist noch nicht viel zu sehen. Irgendwie scheint das Projekt nicht recht von der Stelle zu kommen.

Dafür präsentieren sich die 4 Präsidenten im Morgenlicht - wie versprochen - von ihrer besten Seite. Wir verbringen noch einmal etwas Zeit an dieser Stelle. Vor der Reise hatte ich den Mount Rushmore eher als „Nebenbeiprogramm“ gesehen. Ich muss aber gestehen, dass ich schon sehr beeindruckt von diesem Ort bin.

Bei
Rapid City springen wir noch schnell in einen Walmart. 24 Flaschen Wasser sind schon ausgetrunken und Nachschub muss her. Der Walmart ist gigantisch und hat die Abmäße eines Fußballfeldes - mindestens. Auch wenn ich mich an das amerikanische „think big“ gewöhnt habe, hinterlassen Supermarktbesuche immer einen besonderen Eindruck bei mir. Ganze Regalreihen mit Chips, Cerealien o.ä., Berge von Fleisch, Obst und Gemüse und Gebinde für Milch, Fruchtsaft u.ä. in Kanistergrößen (1 Gallone = 3,8 Liter) kenne ich ja schon. Heute entdecke ich Icecreme „Family“ im Eimeer zu 3,9 Liter. Der Eimer würde in unsere Truhe zu Hause nicht reinpassen.

Wieder geht es durch weites Grasland - diesmal zum östlichsten Punkt unser diesjährigen Reise. Bei Wall verlassen wir die Interstate 90, schauen kurz beim Visitor Center des
Buffalo Gap National Grassland vorbei und entern dann den auf der Interstate seit 50 Meilen umfassend angekündigten und im Reiseführer als einzigartig beschriebenen „Wall Drug Store“ von 1931. Hier gibt es alles, aber auch alles, was der Westmann benötigt.

Ich mache noch Fotos von Patronenholstern, Lassos und Cowboyhüten, da kommt Gabi in Westernstiefeln um die Ecke. Sie stehen ihr ganz ausgezeichnet und dürfen in gut 3 Wochen mit nach Deutschland.

Nun wenden wir unser Augenmerk aber auf den
Badlands NP, der nur einige Meilen südlich beginnt. Der Scenic Byway schlängelt sich gut 30 Meilen durch endlose Steinwüsten, gemischt mit Grasland. Das macht unseres Erachtens den Reiz hier aus: die uns auch aus anderen Bundesstaaten schon bekannt vorkommenden Felsformationen inmitten von saftigem Grün. Es weht ein unglaublich heftiger Wind und wir müssen schauen, dass wir nicht wegfliegen. Aussteigen aus dem Auto ist schon deshalb schwierig, weil man die Tür kaum halten kann. Und auch die Kamera wird heftigst geschüttelt.

„Der mit dem Wolf tanzt“ mit Kevin Costner wurde hier gedreht - Platz genug dafür ist hier allemal. Uns gefällt, wie sich das Gras im Wind bewegt. Die grünen Flächen sehen manchmal aus wie ein wogendes grünes Meer. Die Berge sind wieder mal bunt gebändert, was unterschiedliche Zeitepochen kennzeichnet. Leider ist das Licht nicht andauernd gut - die Sonne verschwindet immer wieder hinter Wolken und schon wirkt die Szenerie deutlich „flacher“. Wir halten an vielen Aussichtspunkten an und genießen die Weite der Landschaft.

Auch hier findet man ständig prähistorisches. Im Visitor Center können wir den Ausgrabungsraum besichtigen. Dort wird wissenschaftlich gearbeitet. Fossilien, Knochen, Dinosaurierteile - alles ist hier zu finden. Sehr interessant.

Über die sehenswerte Strecke SD-#44 fahren wir wieder westwärts und durchqueren dabei südliche Gebiete der Badlands. In Rapid City stillen wir nochmal den Durst unseres Nissan und dann haben wir auch bereits wieder Keystone erreicht. Von hier könnten wir die gleiche Strecke wie heute Morgen zurück zum Bavarian Inn fahren. Wir beschließen aber, noch einen Ausflug anzuhängen. So wenden wir uns wieder dem
Custer SP zu und fahren über die „Iron Mountain Road“ weiter in die Berge. Mehrere enge Tunnels, endlose Serpentinen und sogar drei 270-Grad-Turns verlangen Gabi am Steuer viel ab. Am Wegesrand tauchen immer wieder Tiere auf und so beschließen wir, auch noch den „Wildlife Loop“ dranzuhängen. So haben wir wirklich viel vom Custer SP gesehen. Im schwindenden Tageslicht tauchen Rehe auf der Fahrbahn und daneben auf. Am Waldesrand stehen auch Bisons.

Als wir gegen 18:30 Uhr wieder nach Custer kommen, sind wir ziemlich groggy. Wir schauen, dass wir unser Abendessen jetzt sofort bekommen, dann müssen wir gleich nicht mehr los. Die Pizza-Mill lacht uns an und wir werden nicht enttäuscht. Die Medium-Pizza (für 2) schmeckt prima, den sehr dicken Rand lassen wir uns einpacken, der ist locker-fluffig und schmeckt gleich zum Rotwein.

So - Tagebuch fertig geschrieben, das wird nun online gestellt. Mit den Fotos kommen wir im Moment nicht gut nach, das Aussortieren, Aussuchen etc. dauert und irgendwann wollen die Augen auch mal Pause haben. Ich denke, dass wir in den nächsten Tagen mal Zeit finden, das ein öder andere Album hochzuladen. Bis dahin bitte ich um etwas Geduld.

Wir verziehen uns nun wieder auf die Terrasse - Gute Nacht!

Tagesetappe: 444 km
Übernachtung:
Bavarian Lodge, Custer, SD

Von Mammuts, Bisons, Erdmännchen und anderem Getier …

BAE8080 (20140903)
Bison im Wind Cave NP

Wir schlafen bis nach 07:00 Uhr - Zeitumstellung ade! Dann machen wir uns fix fertig, skypen kurz mit Vater & Mutter und packen unseren Wagen. Heute kommt erstmals die Icebox zu ihrem eigentlichen Zweck. Das Eis gibt es wie immer kostenlos in großen Mengen aus der Maschine. Ebenso kann sich Gabi dort einen Instantkaffee anrühren. Süßes Gebäck und Obst gibt es auch, ok.

Gegen 08:20 Uhr rollen wir vom Hof, tanken kurz voll (Benzin ist in Nebraska günstiger als in Colorado!). 2 riesige Coffee to go und 2 Sandwiches finden den Weg ins Auto und schon gehts auf der #385 nordwärts über Chadron Richtung
Hot Springs in South Dakota. Der Weg führt wieder durch welliges Grasland. Tempomat rein und rollen lassen. Ein einziges Mal überhole ich einen großen Viehtransporter, der eingebogen war und anfährt. Das lässt der nicht auf sich sitzen: Zusammen mit 3 Kollegen wird er kurz darauf im Rückspiegel immer größer und zieht vorbei. Die anderen tun es ihm gleich. Dabei lassen sie mich stehen, wie ein Porsche ein Dreirad - und dass, obwohl ich schon 5 mph schneller fahre als die erlaubten 60 mph.

An anderer Stele kommt uns einer dieser unendlich langen Züge entgegen. 2 Loks vorne, unzählige Wagons (Gabi hat gestern mal rund 120 gezählt), 2 Loks hinten. Soweit normal. Was ich noch nie gesehen habe: vorweg fährt ein Auto (!) rückwärts auf den Schienen!!! Straßenschilder wie „Oglala National Grasland“ oder „You’re entering Sioux County“ machen deutlich, dass wir uns auf historischen Indianerland befinden.

In Hot Springs treffen wir um 11:30 ein. Hier befindet sich die „
Mammoth Site“ eine weltbekannte Ausgrabungsstätte. Vor 26.000 Jahren lebten hier diese Giganten und wir treffen sie heute an - zugegebenermaßen etwas verändert. Was war passiert? Es gab damals hier eine Erdabsenkung, die ein größeres Loch erzeugte, dass voll Wasser lief. Die Mammuts wollten davon trinken, fielen rein und saßen in der Falle, weil sie nicht mehr rauskamen. Unglaublich? Haben wir selbst gesehen in dem Einführungsvideo vor Ort. Noch heute wird dort gegraben und geschürft. Das ehemalige Erdloch ist inzwischen eine komplett überdachte Ausgrabungsstätte inkl. Ausstellung im laufenden Betrieb. 106 Stoßzähne haben sie bereits gefunden und daraus ist zu schließen, dass hier mindestens 53 Mammuts liegen. Hinzu kommen noch Bären, Löwen und andere Tiere. Schaut mal die Fotos, das war ein sehr interessanter und lehrreicher Rundgang.

Kurz hinter Hot Springs erreichen wir den
Windcave NP. Dieser ist bekannt für seine großen Höhlensysteme - die lassen wir heute aus. Uns ist mehr nach blauem Himmel und frischer Luft. Bekannt ist der Windcave NP aber auch für seine hier heimischen 400 Bisons und unzähligen Prairie Dogs (sehen aus wie Erdmännchen, wenn sie sich aufstellen). Von den Bisons haben wir 399 gesehen, die Erdmännchen auch fast alle. Im Ernst: wir sind kaum im Nationalpark, da sehen wir den ersten Bison fernab im Gelände. 5 Minuten später eine Herde nicht weit von der Straße entfernt, einer auf der Straße. Da fotografiere ich natürlich gleich - aus sicherer Entfernung, denn mit diesen Kolossen ist nicht zu spaßen. Im Auto wagen wir uns näher heran und die ersten Nahaufnahmen entstehen.

In der Folge tauchen immer wieder Bisons auf. Einmal fotografiere ich wieder intensiv aus dem Wagen heraus, da setzt sich die ganze Herde in Bewegung und kreuzt die Straße, Vor, hinter und neben dem Auto: Bisons in allen Altersstufen. Da macht Gabi das Fenster besser zu und die Harleyfahrer, die gerade von vorne kommen, trauen sich auch nicht weiter. Super Erlebnisse, warten wir auf die Fotos.

Später kreuzen einige Tiere die Straße, die wie Antilopen aussehen, wahrscheinlich eine Rehart? Muss ich noch nachschauen (erledigt: das sind Pronghorns, tatsächlich eine amerikanische Antilopenart). An den Windcave NP schließt sich der
Custer SP an. Wir sind in den Black Hills angekommen. Die Straße windet sich in Serpentinen durch Laub- und Nadelwald, immer wieder unterbrochen von größeren Lichtungen. Schöne Musik dazu - wir genießen das sehr! Auf dem „Needles Highway“ fahren wir zum Sylvan Lake. In die Landschaft haben sich nun Felsnadeln gesellt, die alles noch Interessanter machen.

Den Sylvan Lake finden wir auch prima. Wir umrunden ihn auf einem abwechslungsreichen Trail - schön, sich hier die Füße zu vertreten, auch wenn sich kurz mal einige dunkle Wolken vor die Sonne schieben.

Auf dem Schlussstück bis
Custer begegnen uns noch Truthähne (Asterixleser kennen die Guru-Gurus) und Langhornrinder. Gabi macht Fotos bis einer den Kopf senkt und auf sie zustürmt. Da ist ein Zaun dazwischen - dem traut sie aber nicht. Mit wenigen Sätzen ist sie im Auto.

Nun haben wir die Bavarian-Lodge in Custer erreicht, die unser Zuhause für die nächsten 2 Nächte ist. Schön - sieht wirklich etwas bayrisch aus und sie hat auch einiges zu bieten. Swimmingpools drinnen und draußen, Frühstück und für uns ein Zimmer (auf Wunsch: oben). Hier können wir später draussen sitzen und Wein trinken. Zuerst gehen wir aber was essen und wahrscheinlich fahren wir gleich noch die 20 Minuten zum Mount Rushmore. Der ist zwar morgen früh auf dem Weg in die Badlands auch dran, heute Abend findet dort bei Sonnenuntergang aber die Zeremonie mit Nationalhymne, Veteranenehrung und Beleuchtung statt. Das nehmen wir wohl gerne mit …

Wir essen vorher noch zu Abend im zugehörigen Bavarian Restaurant. „Spatzle“, „Bratwurst“ und „Sauerbraten“ reizen uns aber heute nicht. Es gibt Spicy Buffalo Wings & Burger.

Die gut 30 km bis zum
Mount Rushmore National Memorial sind in 25 Minuten erledigt. Alles ist gut organisiert, für 11$ dürfen wir nun ein ganzes Jahr lang täglich mit unserem Auto bei der amerikanischen Kultstätte vorbeischauen.

Es sind einige hundert Leute hier heute Abend und um 20:00 Uhr geht es im Amphitheater und dem Grand Theatre los. Über uns thronen die gut 20 Meter hohen Köpfe der 4 Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln (v.l.n.r.). Ein Ranger hält eine Einführung, es ist mucksmäuschenstill. Er erklärt die Macht des Kunstwerkes und die Wichtigkeit eines jeden Einzelnen. Nach dem Motto: hier werden nicht vier Präsidenten gefeiert - das Denkmal steht zur Ehre von uns allen, die wir Gutes tun, an die Zukunft glauben und andere unterstützen hier. Ok.

Dann gibt es einen Film („Freedom“), in dem es um die Amerikanische Idee, die vier Präsidenten mit ihren jeweiligen wichtigen Akzenten für die amerikanische Entwicklung, die „Native Americans“ (das ist die offizielle Bezeichnung der Indianer) und den Weltfrieden geht. Am Ende markige Bilder zur Amerikanischen B-Hymne. Dabei muss ich an die Übersetzung von Harry Rowohlt denken. t dem Feuerwerk am Ende des Films beginnen die inzwischen in der Dunkelheit verschwundenen Büsten hoch über uns zu leuchten, sie werden heller und heller. Auf kurze Aufforderung stehen alle auf und singen die Hymne - diesmal die bekanntere A-Hymne. Alles sehr ernsthaft.

Nun werden alle anwesenden Veteranen (oder stellvertretend Familienangehörige) auf die große Bühne gebeten. Sie stehen in Reih’ und Glied. Rechts um, Blick zur Fahne. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. 6 von ihnen holen feierlich gemeinsam mit dem Ranger die Fahne ein. Dann darf sich jeder kurz vorstellen und wird beklatscht. Das machen wir eine Weile mit, dann schließen wir uns den ersten an, die gehen. Gute Idee, so kommen wir besser vom Parkplatz.

Auf dem Rückweg durch dunkle Nacht reden wir über das Erlebte. Das war sehr amerikanisch, hatte aber was. Sehr feierlich, irgendwie gut. Das Rudel Rehe sehen wir rechtzeitig, um 21:20 Uhr sind wir wieder zu Hause. Tagebuch ist fertig, Fotos werden morgen gesichtet. Jetzt geht es mit einem Rotwein und ein paar Chips vor die Tür auf die Veranda. Wir haben schließlich Urlaub.

Tagesetappe: 385 km
Übernachtung: Bavarian Inn Motel**, Custer, SD